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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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heran und überspülten lautlos das dort wachsende Gras und den Farn. Schilfrohre schauten aus dem Schlamm hervor. Eine Anzahl Frösche hatte es plötzlich eilig und sprang von der nahen Uferregion weg hinauf aufs Trockene.
    Und dann kam sie.
    Zum erstenmal zeigte sie sich. Sie schien sich aus dem Schlamm des Grunds gewühlt zu haben und trieb nun langsam in die Höhe. Noch immer von den Schatten begleitet, die ihre Gestalt wie düstere Vorhänge verdeckten.
    Sie war nicht mehr zu stoppen, und selbst die Dunkelheit des alten Wassers konnte ihr nichts mehr antun. Die ersten Umrisse wurden sichtbar.
    Im Teich erschien das Gesicht!
    Ein großes, ein breites Gesicht. Eines, das sich flach unter der Wasserfläche ausbreitete und fast die gesamte Fläche des Teichs einnahm. Es war das Gesicht der Medusa, die so lange und auch so tief versteckt gelegen hatte.
    Sie war jetzt nicht mehr zu halten. Sie wollte sich zeigen und den beiden Freundinnen beweisen, daß sie den Weg nicht grundlos gegangen waren.
    »Sie ist schön!« hauchte Alina. »Sie ist ein Wunder. Ich... ich... liebe sie. Medusa gehört zu uns, und wir gehören zu ihr.«
    Sie wurde weiter in die Höhe geschwemmt, und ihr Gesicht war jetzt deutlicher zu erkennen. Ein schönes, ein großes Gesicht. Das Gesicht einer nicht mehr so jungen Frau, auf deren Kopf die pechschwarzen und trotzdem leicht grünlich schillernden Haare wuchsen.
    Im ersten Moment sahen sie wie Haare aus. Bei genauerem Hinschauen allerdings waren es keine Haare, sondern genau das, was eine Medusa eben zu dieser Gestalt machte.
    Schlangen...
    Lange, dunkle Schlangen, die nicht ruhig blieben. Sie züngelten nach vorn, hinten und zu den Seiten hin und bewegten sich träge. Es war nicht zu erkennen, ob sich die Schlangen aus eigener Kraft bewegten oder ob sie vom Auftrieb und den Wellen des Wassers so unruhig gehalten wurden. Sie waren jedenfalls vorhanden und füllten den gesamten Umfang des Löschteichs aus. Sie schwammen, sie bewegten sich, während der große Kopf still auf oder dicht unter der Wasserfläche lag und diese Ruhe genoß. Denn er bewegte sich so gut wie nicht.
    Medusa schien ihre Rückkehr zu genießen. Die Augen hielt sie geschlossen, und sie hatte sich voll und ganz den anderen Mächten hingegeben. Seltsamerweise war von ihrem Körper nichts zu sehen, abgesehen von einem Halsansatz, denn auch bei ihm verschwamm der größte Teil im dunklen Grün des Wassers.
    Miranda ballte die Hände zu Fäusten. »Himmel, sie ist es. Sie ist endlich da! Wieder mal. Und diesmal werden wir sie nicht mehr verlassen. Wenn wir von hier fortgehen, sind wir zu dritt. Dann sind die Gorgonen wieder perfekt.« Alina lächelte nur. Sie war nicht in der Lage zu sprechen, da ihr der faszinierende Vorgang einfach die Sprache verschlagen hatte. Keiner hätte ihr geglaubt, wenn sie jemand davon berichtet hätte, nun aber war es soweit.
    Medusa hatte sie angenommen. Medusa wollte mehr. Sie wollte das Trio vervollständigen. Und sie war in ihrer Schönheit einmalig. Das Gesicht blieb weiterhin wie eine farbige Zeichnung auf der Oberfläche, manchmal überspielt von kabbeligen Wellen.
    Medusa war ein Phänomen. Man hatte sie damals vernichten wollen. Ertränken wie eine Ratte, aber das hatte sie nicht mit sich machen lassen. Allen hatte sie es gezeigt. Sie war nicht zu töten. Sie hatte nur lange geschlafen und den Zeitpunkt ihrer Rückkehr genau abgewartet. Sie war dabei, jetzt zu kommen. Sie verließ das Wasser. Dazu war sie da, auch wenn sie ihren Oberkörper noch nicht zeigte.
    Aber sie schlug die Augen auf.
    Miranda und Alina schraken zusammen, denn mit diesem plötzlichen Vorgang hatten sie nicht gerechnet. Auf einmal schaute die Medusa sie an, auch wenn ihr Gesicht noch im Wasser lag und die Sicht darauf nicht unbedingt so klar war.
    Der Blick der Augen sagte viel.
    Sie waren zwei dunkle, tiefblaue Tümpel im Teich. Sie gehörten zwar zum Gesicht, trotzdem kamen sie den beiden Frauen vor wie selbständige Wesen.
    Es waren Augen, in denen alles lag, was diese Person der Medusa ausmachte. Sehr dunkle und auch tiefe Höhlen, in denen etwas schimmerte, das nicht zu erklären war. Es konnte der neue und auch der alte Sinn des Lebens sein, den Medusa einmal gespürt hatte. Sie war es, die man bei den alten Griechen gefürchtet und auch geliebt hatte, deren direkter Anblick so viele Menschen hatte versteinern lassen, und deren Kraft auch bis in die heutige Zeit herübergerettet worden war.
    Die Augen waren das

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