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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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fragte ich entsetzt.
    »Ja, das ist so Tradition, immer vorm ersten Schneefall. Das heißt, am ersten Montag im Oktober. Es soll den Gemeinschaftssinn stärken oder so.« Tina machte eine Kaugummiblase und ließ sie zerplatzen. »Und der Trainer kann dabei nach verborgenen Talenten Ausschau halten. Ich persönlich glaube ja, dass Mr Joe hinter der ganzen Sache steckt - dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass eigentlich er das Sagen in der Schule hat. Er liebt es einfach, sich als Trainer aufzuspielen.«
    Tina schien die Aussicht auf dieses Spiel nicht zu schrecken, mich schon.
    »Das ist ja noch schlimmer als eine Zahn-OP.« Trost suchend schlang ich die Arme um den Körper.
    »Warum? Ich dachte immer, die Briten sind ganz wild auf Fußball. Wir alle setzen große Hoffnungen in dich.«
    »Ich bin die totale Niete in Sport.«
    Tina lachte. »Das ist aber jammerschade!«
    Nachdem ich Simon angefleht hatte, mir die Abseitsregel zu erklären, ging mir auf, dass ich offenen Auges in die nächste Katastrophe hineinsteuerte. Aber es gab kein Entrinnen. Alle einhundert Schüler unseres Jahrgangs wurden angerufen, sich am Montag bei den Trainern an der Tribüne zu versammeln. Die einzelnen Teams waren per Los zusammengestellt worden. In der irrtümlich gut gemeinten Absicht, bei dem englischen Mädchen heimatliche Gefühle zu erwecken, ernannte mich Mr Joe zum Kapitän von Mannschaft A, die als Erstes gegen Mannschaft B antreten sollte. Und wer war wohl deren Kapitän?
    »Okay, Zed, du hast den Münzentscheid gewonnen.« Mr Joe steckte das Geldstück ein und blies in seine Trillerpfeife. Er war hier auf dem Spielfeld voll in seinem Element. »Pro Halbzeit werden fünfzehn Minuten gespielt. Viel Glück.« Er tätschelte mir im Vorbeigehen die Schulter. »Das hier ist deine Chance, Sky. Mach England stolz!«
    Ich war mir sicher, dass diese Situation zukünftig in meinen Albträumen auftauchen würde: dicht besetzte Zuschauerränge ringsum und ich, die null Plan hatte, was sie tun sollte. Es erinnerte mich an diese Sorte Traum, in dem man nackt durch die Straßen läuft.
    Eine Riesenblamage. In meinem Kopf flehte Duffy um Gnade - ›Mercy‹!
    »Okay, Käpt’n.« Nelson grinste mich an. »Wie ist die Aufstellung?«
    Die einzigen Positionen, die ich kannte, waren Mittelstürmer und Torwart. Ich stellte Nelson vorne rein und mich selbst ins Tor.
    »Meinst du wirklich?«, fragte Sheena. »Bist du nicht ein bisschen zu klein für einen Keeper?«
    »Nein, das ist schon okay. Hier hinten bin ich am besten.« Da stehe ich niemandem im Weg, fügte ich im Stillen hinzu. »Und der Rest ... ähm ... Teilt die verbleibenden Positionen einfach unter euch auf ... Jeder soll machen, was er am besten kann.«
    Nach dem Anpfiff wurde mir schnell klar, dass ich mich gründlich verrechnet hatte. Eines hatte ich nämlich nicht bedacht: Wurde das gegnerische Team von einem Kapitän angeführt, der aus meiner Verteidigung - deren Spieler zur Hälfte ebenso spielunerfahren waren wie ich - Hackfleisch machte, dann hatte ich als Torhüter plötzlich alle Hände voll zu tun.
    Nach fünf Minuten lagen wir bereits 5:0 zurück. Mein Team begann aufzumucken. Hätten mich die Stürmer aus Zeds Mannschaft nur für einen Moment mal in Ruhe gelassen, dann hätte ich in meinem Kasten ein Loch buddeln und mich darin verkriechen können.
    Zur Halbzeit hatten wir einen Monsterrückstand von neun Toren. Ich hätte noch das zehnte durchgelassen, aber Nelson bewirkte ein wahres Wunder und erzielte einen Treffer. Meine Mannschaft scharte sich um mich, Mordlust lag in der Luft.
    »Taktik?«, schnaubte Sheena.
    Ein Meteoreinschlag auf dem Feld, der mein Tor ausradiert? Spontan der Pest zum Opfer fallen? Hör auf, Sky - das war nicht besonders hilfreich.
    »Ähm, gut gemacht, Nelson, tolles Tor. Davon wollen wir mehr sehen.«
    »Das ist alles? Das ist deine Taktik? Mehr Tore, bitte?« Sheena besah sich ihre Fingernägel. »Herrjeh, da ist mir doch glatt einer abgebrochen. Meint ihr, ich kann als verletzt ausscheiden?«
    »Ich spiele zu Hause kein Fußball. Ich wollte nicht Kapitän sein. Tut mir echt leid.« Zerknirscht zuckte ich die Achseln.
    »Das ist so peinlich«, knurrte Neil, der bislang immer sehr nett zu mir gewesen war. »Mr Joe hat gesagt, du wärst ein Ass.«
    Allmählich war mir zum Heulen zumute. »Dann hat er sich wohl geirrt. Davon auszugehen, dass ich gut Fußball spielen kann, ist in etwa so, als würde man erwarten, dass alle Bayern jodeln können.«

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