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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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weit auseinandergehen. Geh und schau dir Breetods Freiwillige an. Erzähle Belshezar nichts von meinen Plänen, bis ich selbst mit ihm spreche.«
     
    Die Stadt lag still in der Morgendämmerung. Nebel wallten um ihre Basis, und dünne Schichtwolken zogen über ihre höchsten Türme hinweg, wobei sie die Mauern mit Tau benetzten. Die morgendlichen Lagerfeuer breiteten sich wie ein Teppich aus orangefarbenen Sternen unter dem Dunst aus. Reah stand auf dem Balkon; das Insekt hatte sich sachte in die Schulter gekrallt, der Kleiderständer stand hinter ihr und der Würfel befand sich zu ihren Füßen.
    »Wenn die Stadt irgendeinen von ihnen hereinläßt, gibt es dann andere Teile, die mir gehorchen und sie wieder hinauswerfen?«
    Der Kleiderständer antwortete nicht. Der grüne Uhrwerkskörper des Insekts rasselte. Sie wollte seinen kristallinen Kopf berühren, aber es zuckte unter ihren Fingern zusammen. »Ich darf es dir erklären«, sagte der Kleiderständer. »Der Religions-Koordinator möchte die Hilfsbedürftigen jetzt behandeln…«
    »Sie wollen doch nur in die Stadt«, sagte Reah.
    »Wir haben sie beobachtet, und sie verhalten sich wie andere Jäger auch, obwohl sie zahlreicher sind als sonst.«
    »Sie sind organisiert. Sie haben meine Stadt niedergebrannt, und sie werden auch diese zerstören, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen.«
    »Viele Stadt-Teile stehen nicht mehr unter der Kontrolle des Architekten. Wieder andere – wie zum Beispiel die Defensiv- und Medo-Systeme – sind autonom und unterstehen nicht dem Kommando einer Zentralautorität.«
    »Nicht einmal meinem Befehl?«
    Der Kleiderständer überlegte. »Ich glaube nicht.«
    »Nicht einmal mit deiner Hilfe?«
    »Wenn diese Jäger tatsächlich eine Bedrohung für die Stadt darstellen…«
    »Das tun sie.«
    »Aber sie können nur dann in die Stadt gelangen, wenn sie verwundet oder behindert sind.«
    »Sie werden Selbstverstümmelungen vornehmen, nur um einige von ihnen einzuschleusen – und dann werden sie die Stadt töten.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das ist doch offensichtlich. Sie müssen die anderen gefangen haben.«
    Das Insekt zappelte nervös. Reah zuckte genervt die Schultern, und es flog davon, wobei es auf seinem Flug ins Innere der Stadt einige Stützstreben umrundete.
    »Warum stirbt die Stadt denn?« fragte sie. Der Kleiderständer gab einen tiefen Ton von sich, antwortete aber nicht. Sie wiederholte die Frage.
    »Die Orte, an denen die Stadt sich in der letzten Zeit niedergelassen hat, waren für sie nicht geeignet. Dieses Gebiet verfügt nur über unzureichende Grundwasserreservoirs. Der Erdboden ist bloß für anspruchslose Vegetation geeignet.«
    »Würde sie sich wieder erholen, wenn sie ein günstigeres Terrain fände?«
    »Wahrscheinlich. Einige Sektionen sind bereits tot und unwiderbringlich verloren, aber andere sind noch regenerierbar.«
    »Wie könnten wir die Stadt in Bewegung setzen?«
    »Das liegt außerhalb meiner Erfahrung. Ich spreche zwar oft mit dem Architekten, aber er meldet sich nur selten bei mir.«
    »Könnte er es denn wissen?«
    »Sie. Der Architekt ist ein Konsortium aus Agenturen.«
    »Könnten sie es also wissen?«
    »Diese Einheit hält es für möglich.«
    Reah runzelte die Stirn. »Wir könnten eine Menge bewirken mit dieser Stadt.«
    »Die Stadt stirbt«, gab der Kleiderständer zu bedenken. »Ihr Sterben begann schon vor langer Zeit, als sie ihre Bewohner vertrieb. Eine Stadt kann nicht unbewohnt sein.«
    »Kinder«, sagte Reah. »Kinder können ohne eine Gemeinschaft nicht überleben – zumindest nicht sehr gut. Und kranke Kinder – denen kann niemand helfen. Die Stadt könnte einen Platz für Kinder finden – die meisten von ihnen brauchen irgendwann einmal medizinische Betreuung. Wiederauferstehung könnte ihnen ein Zuhause bieten, eine Schule und ein Krankenhaus. Tausenden von Kindern…« Sie schaute auf den sich auflösenden Nebel über dem Lager.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Was? O nein. Ich fühle mich nur etwas unwohl. Zuwenig Schlaf, glaube ich.«
     
    Ezeki ließ die Freiwilligen antreten und setzte ihnen, im Jäger-Dialekt, auseinander, was ihnen bevorstand.
    »Dat ihr, tapfere Männer alle, werdet geschnitten untief…«
    Die Jäger hörten ungerührt zu und schauten dann zu den drei Jäger-Assistenten hinüber, die unter einem Baum saßen und ihre Messer in einem Feuer erhitzten. Als Ezeki seinen Vortrag beendet hatte, wandte er sich zu Durragon um. Durragon bedeutete den

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