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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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ein gemeinsames Leben geglaubt, doch in Wirklichkeit war es der Anfang vom Ende gewesen.
    Agathas Mann war kurz zuvor gestorben … und sogar heute noch fragte er sich zuweilen, ob Robert Ward womöglich ihr erstes Opfer gewesen war. Auf jeden Fall hatte Agatha bei ihrer Abreise aus England genügend Arsen im Gepäck, um Colette umzubringen. Doch ihre Ungeduld hätte beinahe alles verdorben. Entweder war Colette kräftiger, als sie vermutete, oder sie hatte nicht die gesamte Dosis zu sich genommen. Jedenfalls erholte sie sich … und Agatha hatte nicht mehr genügend Gift übrig. Als sie sich ihm anvertraute, machte er ihr ernste Vorhaltungen.
    »Du Närrin! Was, wenn Frederic das herausfindet? Er wird dich hängen lassen!«
    Agatha warf sich ihm in die Arme und schluchzte an seiner Schulter. Überglücklich genoss er die Umarmung. Als die Tränen versiegten, schmeichelte sie ihm und versprach ihm ihre ganze Liebe. »Doch zuvor muss ich noch die Erinnerung an Elizabeth tilgen. Bitte, Robert, hilf mir!«
    Sie wollte Colette töten und Frederic heiraten, dann John aus der Erbfolge drängen und sicherstellen, dass Paul alles bekam, was man ihm von Geburt an vorenthalten hatte. Danach wollte sie zusammen mit ihrem Bruder das Leben genießen, das ihnen Frederics Geld ermöglichte.
    Er hatte ihren Worten nur zu gern geglaubt und sich aus übergroßer Liebe zu ihr auf das Mordkomplott eingelassen. Er besorgte das Arsen und verabreichte es Colette in winzigen Dosen. »Auf diese Weise wird sie langsam einem unerklärlichen Leiden erliegen«, rechtfertigte er sich. Doch in Wirklichkeit setzte er auf die Zeit und darauf, dass Agatha doch noch anderen Sinnes wurde und zu ihm zurückkehrte.
    »Ja, ich will, dass sie möglichst qualvoll stirbt.«
    Als Colette häufiger über die »Krankheit« klagte und ein gewisses Misstrauen gegenüber Robert entwickelte, bot es sich an, dass Agatha die Pflege übernahm. Zusammen entwickelten sie einen Stundenplan und berechneten die Dosierung haargenau. Drei Tage vor Roberts Visite streute Agatha eine winzige Giftmenge über das Essen, die sie am nächsten Tag steigerte und ebenso am dritten, bis Colette sich so elend fühlte, dass sie Roberts Besuche jedes Mal herbeisehnte. Nach der Visite setzte Agatha mit der Beigabe von Arsen aus, woraufhin Colette sich jedes Mal besser fühlte. Drei Tage später begann alles wieder von vorn.
    Anfangs genoss Agatha Colettes Leiden und beschrieb ihm genüsslich alle Einzelheiten wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, die verschmutzte Unterwäsche, das leichenblasse Gesicht und den Haarausfall. Aber irgendwann ging es ihr nicht mehr schnell genug. Also kam er doppelt so häufig zur Visite.
    Eigentlich hätte Colette früher sterben müssen, aber eine Lungenentzündung durchkreuzte ihren Plan. Obgleich das Arsen weder zu schmecken noch zu riechen war, nahm Colette auf Grund des Fiebers nur sehr wenig Nahrung oder Flüssigkeit zu sich. Außerdem saßen meistens Gladys oder Millie oder auch Rose und manchmal sogar Frederic an ihrem Bett. Kurz vor dem Ende bekam Robert es mit der Angst zu tun, weil sowohl Paul als auch Frederic zu viele Fragen stellten. Er hoffte zu Gott, dass die Krankheit Colette umbrachte. Doch als sie auch diese Krise überstand, nahm er eine günstige Gelegenheit wahr und vergiftete sowohl ihre Brühe als auch ihren Kaffee mit einer tödlichen Dosis. Als man ihn nicht zu ihr ließ und Frederic ihm das Tablett abnahm, das er aus der Küche heraufgebracht hatte, befürchtete er das Schlimmste. Was, wenn Frederic die tödliche Dosis zu sich nahm?
    Doch er hatte Glück. Colette trank alles bis zum letzten Tropfen, und innerhalb einer Stunde war ihr sterbenselend zumute. Er war erstaunt, dass sie den Tag überstand. Und noch erstaunter, dass keiner jemals die Symptome hinterfragte. Jetzt zahlte es sich aus, dass sie die Dosis Arsen über lange Zeit nur minimal erhöht hatten.
    Ihr Plan hatte zu dem gewünschten Ergebnis geführt. Mit einer Ausnahme, und die hieß Benito St. Giovanni. Der Priester war ebenso durchtrieben wie gewissenlos. Aber das war nicht Roberts Sache. In dieser Beziehung ließ er seiner Schwester freie Hand. Agatha war überzeugt davon, dass sie den erpresserischen Priester auf die eine oder andere Art loswerden würde. Doch dann gab es Wichtigeres: Pierre war an der Reihe.
    »Pierre ist in Frederics Testament bedacht«, jammerte sie. »Er könnte also Alleinerbe werden … und Paul geht leer aus. Das ist

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