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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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nun dahin. Anne kochte. Wie konnte die dumme Gans ihre gute Stellung aufs Spiel setzen? Sie schnaubte. Nun gut, Mercedes, diesen Auftritt wirst du bereuen! Am Montag, wenn alle Gäste fort sind, wirst du entlassen. Du wirst schon sehen, wie das deinem Verehrer schmeckt!
    Als Charmaine sang- und klanglos mit den Zwillingen verschwand und nicht zurückkehrte, wurde John immer wütender. Anne London hatte beim Dinner neben seinem Bruder gesessen und war auch an seinem Arm zum Ball erschienen. Dagegen hatte sich Charmaine als Gouvernante um die Kinder gekümmert. Offenbar hatte Paul seine Einladung widerrufen.
    Die Zwillinge schliefen, und Charmaine hatte gerade ihren Morgenmantel angezogen und sich mit einem Buch in den Sessel gesetzt, als es klopfte. Sie staunte nicht schlecht, denn mit John hatte sie nicht gerechnet.
    »Ich dachte, dass Paul Sie zum Ball eingeladen hätte«, begann er sehr direkt.
    »Ich habe Sie nicht belogen.«
    »Das weiß ich. Was ist geschehen?«
    »Agatha hat Anne in Pauls Namen zum Ball eingeladen. Er konnte nichts dagegen tun.«
    »Also hat er Sie belogen.«
    »Das war keine Lüge! Es ist doch gegen seinen Willen geschehen.«
    »Na ja.« John war nicht so überzeugt.
    »Agatha hat das Ganze angezettelt, und Paul wollte keinen Ärger.«
    »Mir wäre das nicht passiert.«
    »Sie provozieren die Leute gern, nicht wahr? Aber Paul liegt das nicht.«
    »Wie wahr. Er hält lieber eine Frau im Arm, während sich die andere in den Kulissen nach ihm verzehrt.«
    »In diesem Fall irren Sie sich. Paul wollte mit mir zum Ball gehen. Er hat das Geschehene bedauert und sich bei mir entschuldigt.«
    »Und Sie haben ihm seinen Willen gelassen, was Sie den Abend gekostet hat.«
    Charmaine wollte nicht an ihre Enttäuschung erinnert werden. Da es ohne Absicht passiert war, fühlte sie sich verpflichtet, Paul zu verteidigen. »Sie sind unfair, John. Paul hat versprochen, es wiedergutzumachen. Was bedeutet schon ein Abend, wenn die ganze Zukunft …«
    Sie verstummte erschrocken. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte in ihr Zimmer zurückgehen, doch John folgte ihr mit gerunzelter Stirn.
    »Hat Paul Ihnen etwa einen Antrag gemacht? Ist es das, was Sie mir nicht sagen wollen?«
    »Wäre das denn so unmöglich?«, fragte sie gekränkt zurück, als ob sie es nicht wert wäre.
    »Dass er Ihnen einen Antrag gemacht hat? Oder dass Sie es mir nicht sagen wollen?«
    »Ich habe nichts zu verbergen! Ja, er hat mir einen Antrag gemacht.«
    »Also will er die Sache geheim halten!«
    »Aber nein!«, widersprach Charmaine.
    Johns Stirnrunzeln verstärkte sich noch. »Wann wollte Paul die Verlobung denn verkünden, Charmaine? Etwa heute Abend auf dem Ball an Annes Arm, während Sie hier oben in Ihrem Zimmer hocken?«
    Die Worte brannten wie Salz in ihrer Wunde. Wieder war sie so gereizt, dass sie mehr verriet, als sie wollte. »Wir sind ja noch gar nicht verlobt. Ich habe Paul gesagt, dass ich darüber nachdenken muss.«
    John schien überrascht, doch seine Stimme klang schneidend scharf. »Wie großzügig von Ihnen … und wie passend für ihn! Noch ein kleines Abenteuer, bevor er verheiratet ist!«
    »Von wegen großzügig!« Wut und Scham bildeten einen Kloß in ihrem Hals. »Ich habe Ihnen doch erklärt, dass Agatha ihn in diese unangenehme Situation gebracht hat.«
    John schnaubte verächtlich. »Egal. Und wenn Auntie der lieben Anne heute Abend weismachen würde, dass Paul um ihre Hand angehalten hat, wäre Paul sicher zu feige, um zuzugeben, dass er Ihnen bereits einen Antrag gemacht hat. Habe ich das jetzt richtig verstanden?«
    Wütend funkelte sie ihn an. Eine Antwort war überflüssig.
    »Nachdem wir das geklärt hätten, ziehen Sie sich jetzt bitte an. Wir gehen auf den Ball.«
    Sie zögerte, aber zugleich erregte sie der Vorschlag. Doch dann meldete sich ihr Gewissen. »Ich finde es unpassend, einen anderen Mann zum Ball zu begleiten, bevor ich Paul meine Antwort gegeben habe.«
    Ungläubig starrte John sie an. »Aber für ihn ist es völlig normal, eine andere Frau zum Ball zu führen, obwohl er Ihnen einen Antrag gemacht hat?«
    Charmaine seufzte. »Was geht Sie die Sache überhaupt an?«
    John überlegte. Wenn er Charmaine überzeugen wollte, musste er Paul aus dem Spiel lassen. »Es geht mich deshalb etwas an, weil ich weiß, wie sehr Sie sich auf den Ball gefreut haben. Die ganze Woche über haben Sie von fast nichts anderem geredet. Außerdem habe ich beim Dinner genau gesehen, wie enttäuscht Sie

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