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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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waren.«
    Charmaine war überrascht. Er hatte sie also wahrgenommen. Sofort besserte sich ihre Stimmung.
    »Na los, Charmaine. Welche Frau würde nicht alles dafür geben, um heute Nacht dabei zu sein? Eine solche Gelegenheit kommt doch nie wieder. Außerdem können Sie immer sagen, dass wir nur gute Freunde sind.«
    Obwohl sie wusste, dass ihr das niemand glauben würde, geriet ihre Ablehnung ins Wanken.
    »Geben Sie sich einen Ruck, Charmaine. Ich habe in meinem Leben schon viele Feste gefeiert. Da kommt es auf eines mehr oder weniger nicht an. Aber es wäre mir eine große Freude, Ihre Freude mitzuerleben. Enttäuschen Sie uns nicht beide.«
    Charmaine überlegte. Warum sollte sie auf diesen Ball verzichten? Sie schmunzelte beim Gedanken an Anne Londons oder Mrs Stantons dumme Gesichter, wenn sie an Johns Arm auf dem Ball erschien.
    »Also gut, ich komme mit. Aber ich warne Sie: Wenn Sie mich auch nur ein einziges Mal in Verlegenheit bringen, verschwinde ich auf der Stelle.«
    »Um Gottes willen, ich werde mich hüten.« Er winkte ab, als er zur Tür ging. »Sie haben zehn Minuten.«
    » Zehn Minuten? «
    »Zehn Minuten.« Er grinste. »Ich warte.«
    Sobald er die Tür geschlossen hatte, riss sich Charmaine das Nachthemd vom Leib und zog das Ballkleid aus dem Schrank. Der Stoff umschloss ihre Brüste und ihre Taille wie eine zweite Haut und fiel von den Hüften weit bis auf den Boden hinunter. Die champagnerfarbene Seide schmeichelte ihrer Haut und ihrem dunklen Haar, während das Band um die Taille ihre schlanke Figur betonte und die Rüschen um den Ausschnitt den Blick auf ihre schwellenden Brüste lenkten. An den tiefen Ausschnitt musste sie sich genauso gewöhnen wie an die seidenen Slipper. Als John klopfte, fuhr sie sich noch schnell mit der Bürste durchs Haar und steckte die Locken mit zwei Elfenbeinkämmchen zurück. Dann noch kurz in die Wangen kneifen, um einen rosigen Hauch aufs Gesicht zu zaubern. Als sie sich vor dem Spiegel drehte, fragte sie sich, ob dies noch dasselbe Mädchen war. Ein letzter Blick auf ihr strahlendes Gesicht … und sie verließ siegessicher das Zimmer.
    John lehnte am Geländer und sah auf das Treiben hinunter. Als er ihre Tür hörte, richtete er sich auf und wandte sich um. Das Bild, das sich ihm bot, übertraf alles, was er sich jemals vorgestellt hatte. Wenn er nicht sofort den Blick abwandte, würde er sie ins Zimmer zurückziehen und den Ball augenblicklich vergessen. Tapfer konzentrierte er sich nur auf ihr Gesicht. Offenbar hatte Charmaine keine Ahnung von der Wirkung, die sie auf ihn hatte. Trotz ihrer zart geröteten Wangen funkelten ihre Augen übermütig.
    Sein Schweigen verunsicherte sie. »Kann es sein, dass es Ihnen die Sprache verschlagen hat?«
    Er lachte erleichtert, als der Bann endlich gebrochen war. »Sie sehen einfach unglaublich aus, my charm .«
    »Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben. Schwarz steht Ihnen.«
    »Das sagen Sie mir nicht zum ersten Mal.«
    Sie kicherte und wurde immer alberner.
    »Seien Sie vorsichtig, my charm «, warnte er. »Sie sehen heute Abend so zauberhaft aus, dass mich meine schwarze Seele einholen könnte und wir es gar nicht bis in den Ballsaal schaffen.«
    Sie grinste und freute sich, dass er sie begehrenswert fand. Und als er ihren Arm nahm und sie zur Treppe führte, packte sie der Übermut. Sie rannte voraus und lachte vom Treppenabsatz zu ihm empor. Als sie sich über das Geländer beugte, konnte sie in den Ballsaal hineinsehen. Die Farben, die Düfte und die Musik waren unwiderstehlich. Wie im Rausch schwangen die Säume der Roben am Eingang vorüber, und der Rhythmus des Walzers war so anregend, dass John sie kaum noch zurückhalten konnte.
    »Laufen Sie mir nicht davon, my charm !« Lächelnd bot er ihr seinen Arm. Als sie ihre Hand darauf legte, spürte sie seine Muskeln unter dem Stoff.
    »Ich komme mir vor wie Cinderella«, flüsterte sie.
    Lächelnd führte er sie die letzten Stufen hinunter und dann durchs Foyer in den Ballsaal. Die Musik war verstummt, und Charmaine registrierte viele erstaunte Blicke. Doch ihr elegantes Ballkleid war nicht der Grund, sondern John. Sie hörte einige »die Gouvernante« flüstern, aber John ließ das kalt. Selbstbewusst führte er sie durch die Menge. An seiner Seite fühlte sie sich beschützt.
    »Wie hübsch Sie aussehen!«, rief George, als er Charmaine erblickte. »Bin ich froh, dass Sie zurückgekommen sind. Wir amüsieren uns wunderbar!«
    Mercedes nickte Charmaine mit

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