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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Nacht … er muss gemerkt haben, dass du in der Zwischenzeit wieder bei mir warst! Er war völlig außer sich!«
    »Ja, weil er selbst dich von Anfang an mehr gewollt hat als alles andere! Dieses Schwein! Das Schlimme ist – es ging ihm dabei gar nicht um dich. Er wollte mir eins auswischen! Gott, wäre ich nur da gewesen in jener Nacht!«
    »Es tut ihm doch leid!«
    »Lass dir das von ihm noch einreden! Du bist ihm doch völlig egal! Während du von ihm schwanger bist und die schlimmsten Ängste deines Lebens ausstehst, sucht er sein Vergnügen längst woanders! Hast du gesehen, wie er um Joffres Frau herumscharwenzelt? Nacht für Nacht lässt er diesen maskierten Kuppler kommen, der ihm die geheimen Stelldicheins arrangiert! Es werden schon Wetten geschlossen, wann Joffre ihn mit dem Schwert zur Rede stellt!«
    Lucrezia weinte wieder, leise und trostlos. »Ich würde Vater so gern erzählen, was geschehen ist, aber das geht ja nicht! Dann käme auch das mit uns beiden heraus! Ich kann mit niemandem darüber reden, das ist das Allerschlimmste!«
    »Du hast mich. Mir kannst du alles sagen, deinen ganzen Kummer. Hast du mit einer Engelmacherin gesprochen?«
    Sanchia zuckte hinter der seidenen Wand zusammen. Ihr war übel von dem bisher Gehörten, doch sie ahnte, dass es noch schlimmer kommen würde.
    »Ja, ich ließ eine herbestellen. Aber sie sagte mir, dass die meisten Frauen dabei sterben.«
    »Dann lässt du es sein«, sagte der Mann sofort entschieden. »Du machst nichts, was dich in Gefahr bringt!«
    Sie schwiegen eine Weile, und Sanchia stellte sich vor, wie sie einander in den Armen hielten.
    Schließlich holte Lucrezia tief Luft. »Bitte tu Giovanni nichts!«
    Der Mann seufzte. »Ich verstehe nicht, was du an diesem Sforza-Bastard findest.«
    »Er ist … wie ein Bruder.«
    Der Mann lachte erstickt. »Wie ein Bruder, was?«
    »Wie ein richtiger Bruder. Und wir haben uns wirklich gern. Ich will nicht, dass ihm ein Leid geschieht. Versprich es mir.«
    »Wenn er das Maul hält, kommt er davon.«
    »Schwöre es bei unserer Liebe.«
    »Ich schwöre«, sagte der Mann gelassen. »Aber ich schwöre nicht, dass ich Juan schone. Er hat dir zu viel angetan.«
    Lucrezia gab einen klagenden Laut von sich.
    »Schschsch, meine kleine Blume. Sei nicht traurig seinetwegen, er verdient es nicht. Weißt du, was er getan hat, nachdem er hier war und dich prügelte? Er hat den armen Hund, der ihn heute bei Ascanio beleidigt hat, von seinen Männern aufhängen lassen. Ich habe es eben von Michelotto erfahren.«
    »Weiß Vater davon?«, kam es erschrocken von Lucrezia. »Dieser Mord fällt doch auf ihn zurück, denn er hat den Kämmerer verhaften lassen!«
    »Er wird toben.« Der Mann lachte leise. »Und sich vielleicht überlegen, ob es wirklich eine so gute Idee war, das Schwein auch noch zum Lehnsherrn von Benevento zu machen!« Grimmig setzte er hinzu: »Er wird es ihm dennoch nachsehen, so wie er ihm alles nachsieht. Der Himmel weiß, wie gern ich ihm beweisen würde, dass ich es besser könnte!« Es klang verzweifelt und so wütend, dass Sanchia sich unwillkürlich noch tiefer duckte.
    »Was soll nur aus uns werden?«, fragte Lucrezia mit der verlorenen Stimme eines kleinen Mädchens.
    »Ich kümmere mich um alles. War ich nicht immer für dich da? Warst du nicht immer meine einzige wahre Liebe?«
    »Was tust du … Oh, ich weiß nicht … Die Tür …«
    »Ist verriegelt«, murmelte der Mann. »Komm, ich brauche das jetzt. Wir beide brauchen es. Haben wir es nicht immer gebraucht? Sag mir, dass du mich liebst!«
    »Ich liebe dich«, sagte Lucrezia mit schwankender Stimme. »Herr im Himmel, ich liebe dich so schrecklich, dass ich jedes Mal schreien könnte, wenn du im selben Raum bist wie ich!«
    Sie stöhnte auf, doch diesmal nicht vor Kummer, sondern vor Lust.
    Sanchia entdeckte vor ihrer Nasenspitze einen winzigen Spalt, dort, wo die Seidenbespannung des Schirms an dem hölzernen Gestell befestigt war. Wenn sie den Kopf ein paar Fingerbreit vorschob, könnte sie hindurchschauen. Doch sie tat es nicht, denn sie wusste auch so, was sie wissen musste. Der Mann und die Frau fuhren mit ihrem Liebesspiel fort und gerieten zunehmend in Erregung. Die Geräusche der Leidenschaft schienen von den Wänden des Gemachs widerzuhallen wie in einer Schlucht, deren Grund einen Fluss mit verdorbenem Wasser barg.
    Auf dem Bett klatschte Fleisch gegen Fleisch, immer lauter und härter, und in das tiefe, gutturale Keuchen des Mannes

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