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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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sie beisammen und ertrugen den Abschied, vielleicht eine knappe Stunde. Dann setzte die Atmung aus. Nicht schlagartig, sondern nach und nach, das Kind schien ganz einfach zu vergessen, wie es ging. Die Händchen bewegten sich nicht mehr, die engelhaften Züge des Neugeborenen wurden schlaff. Das kleine Mädchen wandte das Köpfchen zur Seite und starb, wie eine Blume, die unter zu schweren Regentropfen ihre Kraft verloren hatte.
    »Soll ich es mitnehmen und zur Kirche bringen?«, fragte Sanchia erschöpft.
    Sarpi schüttelte den Kopf, er wollte es selbst tun. »Lasst es uns noch eine Weile«, flüsterte er rau.
    Sanchia legte ihre Hand an Eleonoras Wange. »Ich muss fort. Lorenzo ist verhaftet worden. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt noch am Leben ist.«
    Eleonora zeigte keine sichtbare Reaktion. Ihre Augen blieben geschlossen, sie hatte ihre eigenen Verluste zu beklagen. Sanft hielt sie ihre winzige tote Tochter an die Brust gedrückt.
    Sarpi begleitete Sanchia hinaus. Sein Gesicht war gequält und tränennass. »Ich kann Euch nicht zurückbringen. Nicht jetzt. Ich muss bei ihr bleiben.«
    »Ich werde meinen Weg allein finden.« Sie nahm seine Hand. »Das Kind ist gestorben, aber Eleonora lebt. Es gibt nichts, was wichtiger wäre!«
    Er senkte den Kopf, und sie konnte sehen, wie es in seinem Gesicht arbeitete. »Was hat sie gemeint, als sie von Pasquale sprach?«
    »Sie war durcheinander, nehmt das nicht so ernst.«
    Er ließ es auf sich beruhen, aber ihr war klar, dass das Thema damit nicht für ihn erledigt war.
    »Kommt Ihr morgen wieder und seht nach ihr?« Er zögerte. »Ich meine, wenn sich das mit Eurem Mann aufgeklärt hat.«
    »Gebe Gott, dass es sich aufklärt.«
    »Was hat er getan?«
    »Er wusste zu viel.«
    Unter den überhängenden Dächern der engen Gassen herrschte noch Dunkelheit, doch auf den Plätzen machte sich bereits die Morgendämmerung bemerkbar. Über den spitzen Giebeln und den Kirchtürmen bildete sich ein kaum wahrnehmbarer Saum aus Helligkeit, der nach und nach wuchs, während Sanchia zurück zum Vatikan eilte. Sie rannte die meiste Zeit und verlangsamte ihre Schritte nur, wenn das Seitenstechen so schlimm wurde, dass sie anhalten musste, um Luft zu holen. Hier und da lag ein Betrunkener vor einem der Häuser und schlief seinen Rausch aus, und einmal torkelten ihr zwei Männer entgegen, vornehm gekleidet und derartig mit Wein abgefüllt, dass sie ihre Umgebung kaum noch bewusst wahrnahmen. Sie taumelten an Sanchia vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Auf halbem Wege verspürte sie einen gewaltigen Druck auf der Blase und hockte sich nach kurzem Zögern in den dunklen, schmalen Durchlass zwischen zwei windschiefen Häusern, um sich zu erleichtern. Außer einer streunenden Katze bekam es niemand mit, und hastig setzte sie ihren Weg fort. Hinter der Zitadelle der Engelsbrücke dehnten sich die ersten fahlen Ausläufer des nahenden Tageslichts und erhellten die grausigen Gesichtszüge der Köpfe, die immer noch auf ihren Stangen steckten, ergänzt durch einige weitere, weniger verweste, die in der letzten Woche dazugekommen waren.
    Die frühe Stunde zwischen Nacht und Tag hatte immerhin ein Gutes: Es lauerten kaum Wegelagerer an den Ecken, schließlich mussten auch sie irgendwann schlafen. Ein einziges Mal sah sie, wie sich eine abgerissene Gestalt aus einem Hauseingang löste, als sie näher kam, und sofort schlug sie eilig eine andere Richtung ein und rannte kreuz und quer durch das Gassengewirr, bis sie sicher sein konnte, dass niemand ihr gefolgt war. Den restlichen Weg legte sie ohne weitere Zwischenfälle zurück.
    Der Tagesanbruch rückte immer näher. Vereinzelt waren Hahnenschreie zu hören, und hinter den geschlossenen Läden bewegten sich bei Kerzenlicht die ersten Frühaufsteher.
    War es auf dem Weg zu Eleonora noch unerträglich stickig und schwül gewesen, hatte es sich in den letzten Stunden stark abgekühlt. Es war neblig und feucht, und auf dem letzten Wegstück fing es unvermittelt an zu regnen. In der Ferne grollte Donner, und im Osten erhellte ein Blitz den Himmel, gefolgt von einem weiteren, wesentlich lauteren Donnerschlag. Dicke, kalte Tropfen platschten ihr ins Gesicht, und nach wenigen Schritten setzte ein heftiger, mit Graupel durchmischter Schauer ein, sodass ihre Haube und der leichte Umhang in kürzester Zeit völlig durchnässt waren.
    Durchgefroren und vom Regen aufgeweicht kam sie schließlich beim Palast an. Die Gardisten hockten in ihrem

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