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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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mit hämmernden Kopfschmerzen, aber in gefasster Haltung sein Beileid aus.
    »Habt Dank, Caloprini.« Der Pontifex Maximus musterte Lorenzo. »Ihr seht recht mitgenommen aus.«
    »Ein leichtes Unwohlsein, Euer Heiligkeit.«
    »Das kommt in Rom zuweilen vor.«
    Lorenzo nickte höflich. »Gestattet mir die Bemerkung, dass Eure Rede sehr beeindruckend und bewegend war.«
    Alexander betrachtete ihn ausdruckslos. »Die Wege zur Erkenntnis sind manchmal schmerzlich.«
    »Euer Heiligkeit, für den morgigen Tag habe ich meine Abreise anberaumt. An dieser Stelle möchte ich mich bereits von Euch verabschieden.«
    »Ich hoffe, Ihr kommt bald wieder. Rom ist immer eine Reise wert.«
    »Immer«, log Lorenzo.
    Alexander lächelte dünn. »Entbietet Eurer Gemahlin Unseren Gruß und Unseren Segen.«



Der Diener ließ die Gondel bis dicht vor die Brücke treiben, die bei der Scuola Grande di San Marco über den Kanal führte, und dort half er den beiden Frauen beim Aussteigen.
    Sanchia raffte ihre Röcke und ließ sich von Maddalena, die zuerst auf die Fondamenta geklettert war, nach oben ziehen.    
    »Am besten, du wartest hier auf uns«, sagte sie zu dem Diener.
    Er nickte und vertäute das Boot, während Sanchia und Maddalena an dem neuen Gebäude der Scuola vorbeigingen, das nach einem schweren Brand vor fünfzehn Jahren von den Lombardi in voller Pracht wieder errichtet worden war, mit einer farbigen Marmorfassade, die in geschwungenen Bögen den Campo überragte.
    »Weißt du, ich habe mich schon öfter gewundert, wie dieses Pferd nach Venedig kommt«, sagte Maddalena. Sie sprach sachlich und gelassen wie sonst auch, nur die beiden hektischen roten Flecken auf ihren Wangen ließen ihre Aufregung ahnen. »Eigentlich sind sie ja in der Stadt verboten.«
    Ihr Versuch, die Anspannung mit einem Scherz aufzulockern, konnte Sanchia nicht recht aufmuntern. Sie war mindestens so nervös wie die junge Nonne.
    Flüchtig betrachtete sie das Standbild Colleonis, für das Verrocchio noch zu seinen Lebzeiten die Gussform erstellt hatte. Der bronzene Reiter dräute auf einem gewaltigen Pferd, hier in Venedig tatsächlich ein ungewöhnlicher Anblick. In der ganzen Stadt gab es so gut wie keine Ehrenmäler im öffentlichen Straßenraum, lediglich in den Kirchengruften und Familienkapellen konnten die Reichen und Mächtigen ihrem Hang frönen, sich in Stein für die Ewigkeit zu präsentieren. Das vor vier Jahren enthüllte Denkmal von Bartolomeo Colleoni war eine Ausnahme, und sie beruhte auf einem einzigen profanen Grund: Geld.
    »Er war ein berühmter und steinreicher Feldherr«, sagte Sanchia. »In seinem Testament hat er der Stadt die ungeheuerliche Summe von hunderttausend Gulden vermacht, mit der Auflage, dass ihm vor San Marco ein Ehrenmal errichtet wird.«
    »Dann muss die Serenissima ihn hereingelegt haben. Er hatte bestimmt die Basilika San Marco im Auge, nicht die Scuola.«
    Sanchia nickte lächelnd. »Natürlich. Doch San Marco ist San Marco. Folglich haben sie das Geld eingesackt. Aber du musst zugeben, das Denkmal ist prächtig.«
    Sie gingen über den neu gepflasterten Platz auf das Hauptportal von Santi Giovanni e Paolo zu, im Venezianischen kurz San Zanipolo geheißen, eine ausladende Backsteinkirche mit einer unvollendeten Fassade, die von Spitzbögen und Säulen aufgelockert wurde. Hier endeten die Begräbnisprozessionen der Dogen, und in ihrem Inneren hatten einige der Berühmtesten von ihnen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
    »Kommt durch die Kirche«, hatte ihr heimlicher Helfer ihnen eingeschärft. »Dann fällt es weniger auf, weil Euch nicht so viele Leute sehen.«
    Sanchia war es nur recht. Sie hatte einen weiteren Grund, die Kirche zu besuchen. Erst seit kurzem wusste sie, dass hier ein Werk ihres Vaters zu bewundern war.
    Staubige, trockene Kühle empfing sie beim Betreten des riesigen Hauptschiffs, dessen Decke sich in der Unendlichkeit zu verlieren schien. Als Dominikanerkirche war San Zanipolo eher schlicht gestaltet, doch durch die Dogengruften gewann sie an majestätischer Pracht. Gleich zur Rechten war das Grabdenkmal Pietro Mocenigos zu sehen, das ebenfalls von einem Mitglied der rührigen Architektenfamilie Lombardo geschaffen worden war.
    Sanchia betrachtete eingehend die aufrecht auf dem Sarkophag stehende, streng dreinblickende Marmorfigur und lächelte unwillkürlich.
    »Was ist?«, flüsterte Maddalena nervös. »Warum bleibst du stehen?«
    »Er war ihr älterer Bruder. Von unserer Äbtissin,

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