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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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dampfendes Gekröse ins Wasser leerte.
    Während Pasquale aus dem Boot stieg, konnte Sanchia nicht länger an sich halten. Die Frage musste heraus, ihr würde sonst der Kopf platzen. »Die Frau … Monna Caloprini – ist sie verrückt?«
    »Ja«, sagte Pasquale augenblicklich, einen leicht erstaunten Ausdruck im Gesicht, fast so, als könne er nicht fassen, dass er bisher nicht selbst auf diese Idee gekommen war. »Sie ist verrückt und redet irre.«
    Sanchia ließ sich von ihm auf die Fondamenta heben. »Und warum mussten wir dann auf einmal von dort fort, so schnell, als wären die Türken hinter uns her?«
    Pasquale war nicht bereit, darauf einzugehen. »Vergiss sie einfach. Tu es. Es ist ganz leicht. Denk nicht mehr an sie, dann kann sie auch nicht mehr an dich denken. Streiche sie aus deinem Gedächtnis.«
    Danach blieb er stumm. Auch auf ihre weiteren Fragen blieb er die Antworten schuldig. Als sie sich schließlich beklagte, was für ein sturer Kerl er sei, hob er bloß die Schultern. Schweigsam ging er voraus. Sanchia trottete notgedrungen hinter ihm her und folgte ihm in eine der benachbarten Calli , wo der Gestank weniger schlimm war. Ein Wasserträger wankte ihnen entgegen, gebeugt und schwitzend unter der Last des Jochs, an dem zu beiden Seiten die hölzernen Eimer schaukelten.
    »Ich habe Durst«, quengelte Sanchia prompt. Das war nicht gelogen, ihr brannte tatsächlich die Kehle vor Trockenheit. Pasquale kramte eine Münze hervor und wartete, bis Sanchia aus der Schöpfkelle, die der Händler ihr reichte, ein paar Schlucke getrunken hatte. Anschließend trank er selbst.
    »Hunger habe ich auch«, meinte Sanchia. Tatsächlich knurrte ihr der Magen, denn außer den Orangen und etwas in Milch eingeweichtem Brot gleich nach dem Aufstehen hatte sie heute noch nichts zu sich genommen. Ein paar Schritte voraus hatte sie vor einem Hauseingang einen Verkaufstisch erspäht, hinter dem eine verhutzelte Alte stand und gebratene Fischstücke feilbot. Pasquale blieb sofort stehen; er war fraglos ebenso ausgehungert wie sie selbst.
    Wieder wechselte eine Münze den Besitzer, und Sanchia schlang ihre Portion hastig in sich hinein. Pasquale war sogar noch schneller mit Essen fertig. Hinterher schien er gnädiger gestimmt, denn an einem anderen Stand kaufte er Sanchia einen heißen, in Öl ausgebackenen Krapfen, der mit einer Masse aus Mandeln, Zimt und Honig gefüllt und reichlich mit Zucker bestreut war.
    Nach diesem Genuss war Sanchia vorläufig mit sich und der Welt versöhnt. Es kam nicht oft vor, dass sie Süßigkeiten bekam. Zucker und Gewürze waren kostbar, weit teurer als Obst oder Gemüse, die in jedem kleinen Garten gezogen werden konnten.
    Die Calle mündete in einer ungepflasterten Gasse mit breiten Auskragungen über den Untergeschossen der einander gegenüberliegenden Häuserreihen. Darunter herrschte Dämmerlicht. Es war fast, als durchschritten sie einen nach oben hin geschlossenen Gang.
    Am Ende der Gasse blieb Pasquale vor einer Pforte stehen, an der ein großes, mit Buchstaben und Verzierungen bemaltes Holzschild hing. Er klopfte kurz und stieß die Tür auf. Scharfe Dünste von Chemikalien und zerstoßenen Metallen drangen aus dem Inneren des Hauses. Sanchia, die Pasquale auf dem Fuße folgte, stellte sogleich fest, dass der Verkaufsraum große Ähnlichkeit mit der privaten Werkstatt ihres Vaters aufwies, nur dass es hier keinen Schmelzofen gab, dafür aber eine aus Brettern zusammengenagelte Verkaufstheke mit allerlei Gerätschaften, von denen Sanchia zweifelsfrei nur ein Stundenglas, diverse Gewichte, Pergamentrollen, ein Tintenfass und Federkiele identifizieren konnte.
    Auch standen an den Wänden die gleichen hohen Regale wie in der Werkstatt ihres Vaters, voll gestopft mit den ihr vertrauten Gefäßen, die es hier ebenfalls in allen Größen und Formen gab. An der Rückseite des Raums waren Säcke und Fässer aufgereiht, die mit unverständlichen Symbolen beschriftet waren.
    Davor stand eine Bank, auf der ein kahles Individuum fortgeschrittenen Alters lag und mit weit offenem, zahnlosen Mund vor sich hinschnarchte.
    Pasquale stieß beim Nähertreten mit dem Fuß gegen einen leeren Branntweinkrug, die daraufhin unter einigem Getöse über die Bodendielen kollerte. Der Alte zuckte mit keinem Muskel, sondern schnarchte höchstens noch lauter.
    »Das trifft sich gut«, sagte Pasquale, während er sich auf einem der Fässer niederließ.
    »Warum?«
    »Weil wir jetzt hier in Ruhe auf deinen Vater

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