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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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zurück. »Draußen ist sie nicht. Vielleicht ist sie in den Kanal gefallen und ertrunken.«
    »Das hättest du wohl gerne, du Idiot! Wieso konntest du ihr nicht einfach das Messer in den Hals stoßen, als du die Gelegenheit dazu hattest? Der Frau konntest du doch auch die Kehle durchschneiden!«
    »Ich dachte, ich sollte ihr zuerst die Haare abschneiden, und das hab ich auch gemacht, oder nicht?«
    »Du solltest ihr vorher die Kehle durchschneiden, danach hätte sie sich nicht mehr wehren können!«
    »Dann wäre das Haar ruiniert gewesen, oder etwa nicht?«
    »Du hättest sie abstechen sollen!«
    »Ich hab’s ja versucht! Aber sie hat mich gebissen!«
    Pasquale merkte, wie ihm am ganzen Körper der Schweiß ausbrach. Er wagte kaum, Luft zu holen.
    »Du bist völlig unfähig!«, zischte der erste Mann. »Hättest du dir von Foscari nicht die Hand brechen lassen, hätte ich ihn nicht erstechen müssen!«
    »Aber es ist doch gut, dass er tot ist! Er könnte uns verraten!«
    Der andere Mann fluchte leise. »Natürlich ist es gut. Aber er hätte uns vorher sagen können, wo das Amulett ist. Und die Stelle, wo er sein Geld versteckt. Was glaubst du denn, wovon ich dich bezahlen wollte?«
    »Vom Geld des Glasbläsers?«, kam es dümmlich zurück. Ein leises Kichern folgte. »Das ist gut. Er muss selbst für seinen Tod und den seiner Familie zahlen!«
    Pasquale hatte genug gehört. Seine Furcht und sein Entsetzen hatten sich in siedenden Zorn verwandelt. Mit zwei Schritten war er bei der Werkbank und entzündete mit Feuerstahl, Hanf und Zunder eine Fackel, bevor er in rasender Eile ein fein gemahlenes Gemisch aus Salpeter, Holzkohle und Schwefel in einen hohen eisernen Topf füllte.
    »War da eben ein Geräusch? Vielleicht hat sie sich nebenan versteckt!«
    Pasquale hielt mit einer Hand die Fackel und riss mit den Zähnen und der freien Hand einen Fetzen Stoff von seinem Hemd.
    »Dann hätten wir ja die Tür gehen hören. Sie ist groß und schwer und mit Eisen beschlagen. Und sie ist zu, das siehst du doch!«
    Pasquale rollte und zwirbelte den Stofffetzen über den Boden und stopfte dann ein Ende in das Pulvergemisch. Er hatte keine Ahnung, ob die Menge ausreichte. Sebastiano hatte es Piero und ihm selbst nur einmal vorgeführt, letzten Sommer auf einem Brachgelände unweit des Arsenals.
    »Aber ich habe etwas gehört!«
    »Dann sieh doch nach, du hirnloser Kerl!«
    Pasquale stellte den Topf vor der Tür auf den Boden und ging daneben in die Knie, das Gesicht dicht am Boden.
    Schritte näherten sich, und unter der Türritze hindurch waren Stiefel zu sehen, die auf der anderen Seite stehen blieben.
    Der Türknauf wurde gedreht.
    Pasquale hielt die Fackel an die primitive Lunte und fluchte lautlos, weil sie nicht gleich brannte.
    Die Tür öffnete sich langsam und mit so lautem Knarren, dass nebenan sofort wieder Streit ausbrach. »Mach nicht so einen Lärm!«
    »Das bin nicht ich, sondern die Tür!«
    Endlich fing die Lunte Feuer. Pasquale ließ die Fackel zu Boden fallen und wich blitzartig hinter den Ofen zurück.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Was verstehst du nicht, du Tollpatsch?«
    »Hier liegt eine brennende Fackel. Und ein merkwürdiges glimmendes Gerät.«
    Die Explosion des Schwarzpulvers war so gewaltig, dass die Werkbank durch den halben Raum flog und sämtliche Regale splitternd zusammenbrachen. Die Tür wurde aus ihren Angeln gerissen und durchschlug einem der beiden Männer das Rückrat. Er war auf der Stelle tot, wobei später nicht mehr festgestellt werden konnte, ob er an seinem zerschmetterten Rücken gestorben war oder aber an der Stichflamme, die ihm das Gesicht mitsamt Maske bis auf die Knochen weggebrannt hatte.
    An ihm war nichts zu entdecken, das geholfen hätte, seine Identität zu ergründen. Das bekundeten jedenfalls nach kurzer Zeit die eilends herbeigerufenen Militi , die nach ihrem Eintreffen gemeinsam mit den schockierten Arbeitern und dem aufgescheuchten Gesinde treppauf, treppab durchs Haus liefen und nach Beweisen suchten. Das Kind blieb zu aller Entsetzen trotz sofort ausschwärmender Suchtrupps unauffindbar. Es wurde daher die Vermutung geäußert, der andere Mörder, von dem ebenfalls keine Spur zu entdecken war, müsse es entweder mitgenommen oder getötet und im Kanal versenkt haben.
    Dafür fanden die Militi den Glasbläser und seine Frau in deren Schlafkammer und überantworteten die sterblichen Überreste der inzwischen ebenfalls eingetroffenen Geistlichkeit. Ein Priester sprach

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