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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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stand auf und humpelte in den größeren Werkstattraum, wo er nacheinander in die Öfen schaute.
    Sie saß im letzten, weit hinten und ganz klein zusammengekrümmt, die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf nach vorn gesenkt. Sie wiegte sich vor und zurück, immer wieder, ohne innezuhalten.
    »Sanchia«, sagte Pasquale erschüttert. Er streckte die Arme aus und hob sie in einem Schauer herabrieselnder Holzasche aus der Öffnung. Als er sie auf den Boden stellen wollte, fing sie an zu wimmern und sich zu wehren.
    »Ich bin es. Pasquale!« Entsetzt sah er, dass sich ihre Haut krebsrot verfärbt hatte. Der Ofen war immer noch heiß nach dem vorangegangenen Arbeitstag, doch eine rasche Untersuchung zeigte ihm, dass sie nicht verbrannt, sondern nur über die Maßen erhitzt war.
    Er unterdrückte einen Fluch, als er gewahr wurde, dass ihr Haar dicht über der Kopfhaut geschoren war. Dort, wo vorher herrliche Silberflechten ihren Kopf umrahmt hatten, waren nur mehr kümmerliche Borsten und winzige Löckchen übrig. Sie sah damit auf so herzzerreißende Art ihrer leiblichen Mutter ähnlich, dass es ihm die Kehle zuschnürte.
    Sein Fuß tat weh, und er hockte sich auf den Boden, sein Gesicht auf einer Höhe mit dem des Kindes, das mit geschlossenen Augen vor ihm stand.
    »Sanchia«, sagte er abermals.
    Sie sagte kein Wort und öffnete auch nicht die Augen.
    Er zog sie in seine Arme und drückte sie an sich. Er wiegte sie, so wie sie es vorhin selbst getan hatte, und seine Hand streichelte den borstigen heißen Kopf. Den kleinen Körper fest umschlungen, blieb er sitzen, bis der Morgen graute.



Der Gesandte des Patriarchen traf kurz vor der Terz in San Lorenzo ein. Eine der Nonnen meldete der Äbtissin seine Ankunft und zog sich dann schnell wie der Wind in den Garten zurück.
    Albiera konnte es dem Mädchen nicht verdenken. Am liebsten hätte sie sich ebenfalls versteckt. Als der kirchliche Würdenträger in vollem Ornat durch den Treppenbogen trat, verschränkte sie die Hände hinter ihrem Rücken und bemühte sich um ein verbindliches Lächeln. Sie ging nicht auf ihn zu, obwohl er es zweifellos wünschte. Stets verharrte er vor dem säulengestützten, mit korinthischem Gebälk verzierten Bogendurchgang wie eine Statue in einem kostbaren Rahmen, als warte er darauf, dass sie ihm entgegeneilte und ihm huldigte. Doch sie blieb wie bei seinem letzten Besuch auf der gegenüberliegenden Seite des Portego stehen, was ihn dazu zwang, den ganzen Raum zu durchschreiten, um zu ihr zu gelangen.
    Suor Albiera Mocenigo wäre nicht Äbtissin geworden, hätte sie es nicht verstanden, Autoritäten mit der Gelassenheit der Gleichgestellten zu begegnen. Sie war die Schwester des Dogen und zugleich die Verwandte und Nachfahrin vieler früherer gleichnamiger Inhaber dieses Amtes. Die Mocenigo hatten der Serenissima über die Jahrhunderte hinweg ihren Stempel aufgedrückt.
    Es lag ihr fern, dem fetten, stets übel gelaunten Vertreter des Patriarchen demütig entgegenzutreten.
    Davon abgesehen hatte ihr derzeitiger Standort den Vorteil, dass sie von hier aus in den Garten und auf den Hof hinausschauen konnte. Oder, falls sein Mundgeruch ihr wieder einmal den Atem verschlagen sollte, auf die Loggia hinauszutreten und das unausweichliche Gespräch im Freien zu führen.
    Ohne sonderliches Interesse stellte sie fest, dass er in Begleitung eines Dominikaners war, der Albiera mit seiner blassen Haut, dem dunklen Kapuzenumhang über der weißen Kutte und den langen, vor der Brust wie zum Gebet verschränkten Fingern wie eine große Spinne vorkam.
    »Suora!« Tullio Sabellico, Koadjutor des Patriarchen von Venedig, kam mit wehenden Gewändern über den Terrazzoboden auf sie zugerauscht wie ein Segelschiff vor der Schlacht, und Albiera fügte sich in das Unvermeidliche.
    Er blieb vor ihr stehen, wie immer viel zu nah.
    »Monsignore«, sagte sie, den Kopf kurz über seinen dargebotenen Ring neigend, während sie mit angehaltenem Atem dachte: Himmel, wie kann ein Mensch so aus dem Hals stinken und trotzdem Weihbischof werden! Vorsorglich hielt sie ihren Amtsstab zwischen sich und sein Gesicht. Nicht, dass ihm der Atem stockte, das leider nicht. Aber es brachte ihn dazu, ein Stück zurückzuweichen.
    Er hüstelte. »Darf ich Euch Bruder Ambrosio vorstellen?«
    Albiera nickte dem Dominikaner zu.
    Der Mönch verbeugte sich steif, doch bevor er den Kopf senkte, erhaschte Albiera einen Blick aus merkwürdig fahlen, hervortretenden Augen.
    Sie musterte

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