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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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ich früher kannte.«
    Das schien er nicht gelten zu lassen. »Wirklich nicht? Ich habe Euch sofort erkannt. Euer Gesicht. Euer Haar. Solches Haar hat kein zweites Mädchen, und auch nicht solche Augen. Ihr seht genauso aus wie damals.« Er hielt inne und schüttelte dann den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Ihr gleicht vielleicht noch dem Kind von damals, aber Ihr seid eine Frau geworden. Und eine wunderschöne dazu.«
    Sanchia hob die Schultern, eine Geste, die sie immer noch mit Vorliebe als Antwort verwendete, wenn Worte ihr zu lästig waren.
    Sie tat so, als ob sie der Unterhaltung der anderen jungen Leute lauschte, die in lockeren Grüppchen um sie herumstanden.
    »Ihr müsst Euch an die Baustelle erinnern«, beharrte Lorenzo. »Unser altes Haus – es war abgebrannt, und Euer Vater brachte damals Muster für die Fenster, die er im neuen Gebäude einsetzen wollte. Mit den Fenstern hat er übrigens ein Kunstwerk geschaffen!«
    »Mein Vater ist tot.«
    »Das tut mir leid«, sagte Lorenzo.
    Der betroffene Klang in seiner Stimme machte sie noch wütender. »Spart Euch das hohle Gerede.«
    Er wirkte erstaunt und gekränkt. »Mir scheint, Ihr seid böse auf mich. Was habe ich Euch getan?«
    Was habt Ihr nicht getan!, wollte sie ihn anschreien. Doch sie besann sich rechtzeitig und lächelte ihn kühl an. »Vielleicht gefällt mir einfach Eure Art nicht, wie Ihr mit Frauen umgeht, Messèr Caloprini.«
    Lorenzo musterte das Mädchen verblüfft. Sie benahm sich auffällig anders als alle anderen weiblichen Geschöpfe, mit denen er in seinem Leben bisher in Berührung gekommen war.
    Obwohl er ständig von allen Seiten hörte, wie gut es die Frauen mit ihm meinten, hatte er darüber nie großartig nachgedacht. Erst die schroffe Ablehnung durch dieses Mädchen machte ihm bewusst, was für ein leichtes Spiel er sonst bei Frauen hatte. Mit Ausnahme seiner Mutter schienen sie ihn förmlich zu umschwirren, egal welchen Alters sie waren. Entweder verhätschelten sie ihn bei jeder Gelegenheit – oder bandelten mit ihm an. Er brauchte ein junges Mädchen nur anzusprechen, und schon errötete es, klimperte mit den Augen und suchte wie unabsichtlich nach Berührungen.
    Sanchia war ebenfalls errötet, aber mit Sicherheit nicht, weil er sie betört hätte, sondern weil sie wütend auf ihn war. Stirnrunzelnd schaute er ihr nach, als sie sich ohne ein weiteres Wort von ihm abwandte und zu ihrer Freundin hinübereilte, der fülligen Person in dem teuren Zobel und den groben Stiefeln, über die Alfonso sich vorhin lustig gemacht hatte. Ein Punschverkäufer war weit und breit nicht zu sehen.
    »Wartet!«, rief er dem Mädchen nach. Doch sie wandte sich nicht einmal zu ihm um.
    »Bei der brauchst du es gar nicht erst zu versuchen«, sagte Alfonso griesgrämig zu ihm.
    »Ist sie so schlecht auf Männer zu sprechen?«
    »Nein, sie ist nicht normal.«
    »Inwiefern?«
    »Sie liest Bücher.« Alfonso schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, was mit Eleonora los ist. Sonst ist sie immer für einen Spaß zu haben. Wieso rennt sie auf einmal weg, nur weil man was Lustiges über sie sagt?«
    »Ich bin sicher, sie heißt nicht Eleonora, sondern Sanchia.«
    Alfonso schaute ihn befremdet an. »Ich meine nicht die Blonde, sondern ihre Zimmergenossin, Eleonora Toderini. Eigentlich müsstest du sie kennen. Ist sie nicht deine Cousine?« Er schnalzte mit der Zunge. »Ach herrje, ich vergesse immer, dass du so gut wie nie mit uns anderen losziehst, weil du ja ständig auf Reisen bist. Wahrscheinlich hast du sie lange nicht gesehen, oder?«
    Lorenzo gab keine Antwort, sondern betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die beiden Mädchen, die in einiger Entfernung stehen geblieben waren und die Köpfe zusammensteckten.
    »Woran denkst du?«, fragte Alfonso.
    »An einen Brief«, sagte Lorenzo geistesabwesend.
    Er setzte sich in Bewegung, um zu den Mädchen zu gehen, doch er war kaum zehn Schritte weit gekommen, als Rufio ihm in den Weg trat. Er hatte bei einem der hölzernen Anlegestege gestanden und gewartet, schweigend, zuverlässig und stets präsent, wie es seine Art war. Er trug wie so oft Rot, die Wappenfarbe der Caloprini, ein sattes, volles Karmesin, das seine Haut leuchten ließ wie Ebenholz.
    »Keine gute Idee«, sagte der Schwarze.
    »Was meinst du?«
    »Die Mädchen. Lass sie.«
    »Warum? Was soll das? Seit wann verbietest du mir, Mädchen anzusprechen?«
    »Sprich sie an. Alle. So oft du willst. Aber nicht diese.«      
    »Ich muss sie was

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