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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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laut.
    »Köder«, sagte Leida und schob den Deckel auf die Kiste.
    Er starrte sie an. »Waren das…?«
    »Ja. Wir haben sie aus Krankenhäusern, die Amputationen durchführen. Die kleinen Drachenbiester stehen darauf, aber bei dem Fünfender funktioniert das nicht. Der wird Frischfleisch bevorzugen.«
    Eris traute Leida zu, dass sie sich diese besonderen Köder auch auf andere Weise beschaffte. Er sah auf die Kanonen. »Wollen Sie ihn nicht abschießen?«
    Sie lachte auf. »Schon mal auf einen Drachen dieser Größe geschossen, Agent Mandrake? Versuchen Sie mal mit einem Gewehr auf eine Schwalbe zu zielen, die Mücken jagt. Falls Sie treffen, war das eindeutig Zufall. Darauf will ich mich lieber nicht verlassen müssen.« Ein lautes Pfeifen erklang von der Lok, gleich danach zischte es, und ein Ruck lief durch den Wagon. Das laute metallische Klirren der Kupplungen erklang. Stampfend nahm der Zug wieder Fahrt auf.
    Leida verfiel in schnellen Trab. »Mein Bruder hat etwas entdeckt, sonst würden wir nicht weiterfahren.«
    Eris folgte ihr. »Sagen Sie, stimmt es, dass Havock's Hundred mehr als zwei Dutzend Drachen beseitigt haben?«
    »Sie sind doch der Agent, der beim SIS beschäftigt ist. Sollten Sie nicht wissen, was stimmt und was nicht?«, gab sie zurück.
    »Einige aus meiner Abteilung werden das können, aber leider gibt es im Zug kein Telefon. Es ist nicht mein primäres Aufgabengebiet, mich mit Söldnern zu beschäftigen, sondern mit Verschwörern. Seien Sie froh, dass Ihre Einheit nicht in meinen Akten aufgetaucht ist«, konterte er.
    »Schon gut. Sind Sie immer so unfreundlich, wenn man Sie aus dem Schlaf reißt?«
    »Ja.«
    Sie erreichten den ersten Wagen, der wie leergefegt vor ihnen lag. Die Mannschaft befand sich ausnahmslos bei der Einsatzvorbereitung.
    »Wir haben schon einige Kleine vernichtet. Und bisher fünf halbgroße, Ein- und Zweiender«, zählte sie auf. »Der Fünfender wird sie alle übertreffen.«
    »Denken Sie, Sie bekommen das wirklich ohne die Hilfe der Drachentöter des Officium…« Er schwieg, weil Leida abrupt stehen geblieben war und sich zu ihm umgewandt hatte. Sie wirkte bereits durch ihre breite Statur und die aggressive Körperhaltung sehr einschüchternd; die Narben, die andeutungsweise unter den Haaren zu sehen waren, verstärkten den Eindruck.
    »Wir schaffen es! Sonst hätten wir kaum zugesagt, als Sie uns ansprachen, nicht wahr? Ganz bestimmt benötigen wir keinen Beistand dieser hochnäsigen, eingebildeten Kreuzritter, die sich aufgrund ihrer Abstammung für etwas Besseres halten. Wir sind die wahren Krieger, und unsere Toten sind die eigentlichen Helden.«
    »Es war nicht despektierlich gemeint, Misses Havock«, schwächte Eris sofort ab.
    »Kann sein, aber ich habe es so verstanden.« Sie wandte ihm den muskulösen Rücken zu. »Das Officium und wir sind Rivalen, so war es und so wird es immer sein. Wir lassen uns unsere Arbeit nicht verbieten, so wenig, wie es sich die Helden aus den Epen der Antike oder anderen Zeiten verbieten ließen, nur weil es andere Helden gab. Die Welt braucht keine heiligen Großmäuler und Angeber, sondern Krieger. Menschen wie uns.« Sie stieß die Tür mit einem Fußtritt auf, und Eris war sich sicher, dass sie ihren Stiefel sehr gern in seinen Hintern gesenkt hätte. »Meine Ausbildung habe ich von meinen Eltern auf dem Schlachtfeld erhalten, nicht in feinen Internaten oder teuren Schulen.«
    »Sicher«, murmelte er und verfolgte, wie sie sich mit spielerischer Leichtigkeit aufs Dach des Wagons zog. Dann schwang er sich ebenfalls hinauf.
    »Hallo, Mister Mandrake.« Eine kräftige Hand reckte sich ihm entgegen, Ramachander half ihm beim Erklimmen. »Sie scheinen einen guten Schlaf zu haben.«
    »Man muss die Gelegenheiten zum Ausruhen ergreifen, wenn sie sich einem bieten«, lächelte er, und allmählich wurde es ihm peinlich. Als einem Agenten Ihrer Majestät stand ihm Müdigkeit nicht gut zu Gesicht.
    »Das hier wird Ihnen im Traum nicht eingefallen sein, schätze ich.« Ramachander zeigte an ihm vorbei. »Das hat der Fünfender aus Edinburgh gemacht.«
    Eris drehte sich vorsichtig um, weil der Fahrtwind an ihm zerrte, und sah, dass der Zug geradewegs in eine Gluthölle einbog. Die Hauptstadt der schottischen Provinz brannte lichterloh, als bestünde jedes Haus aus trockenem Holz. »Das Werk von Drachenfeuer, ohne Zweifel«, raunte er.
    »Da wir den Fünfender nicht mehr in seinem Versteck stellen können, wie Sie uns vorgeschlagen

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