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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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haben, brauchen wir ein paar mehr Informationen von Ihnen. Wohin will er als Nächstes?«
    Eris hielt den Hut fest und zog das vordere Ende tiefer in die Stirn, damit ihn die Luft nicht wegriss. »Sehen Sie Calton Hill?« Er zeigte auf den brennenden Turm, der einst Nelsons Tower gewesen war. »Daneben liegen die Salisbury Crags und Arthur's Seat, eine Felsformation vulkanischen Ursprungs. Da muss es einen kleinen Wasserfall geben. Wenn der Fünfender das Feuer gelegt hat, werden seine Schlünde heiß sein, und er wird seinen Durst stillen wollen.«
    »Das kann er ebenso gut am Fluss tun«, gab Leida zu bedenken.
    Eris wackelte mit dem Kopf. »Schon. Aber auf dem Hügel hat er mehr Ruhe. Da wird ihn niemand stören.«
    Ramachander hob das Fernglas und betrachtete die Gesteinsformation, die einem kauernden Löwen ähnelte.
    »Mister Mandrake hat Recht, Leida. Die Chancen, dass er da oben steckt, stehen sehr gut. Zudem hat er von dort aus einen hervorragenden Überblick und kann besser zum Flug ansetzen.« Er wandte sich nach rechts und links. »Was mir gar nicht passt, ist, dass wir nur zu Fuß hinaufkommen.« Unzufrieden schnalzte er mit der Zunge. »Kaum schwere Ausrüstung. Nicht gut.«
    »Wir können natürlich warten, bis er sich wieder zeigt, und ihm folgen. Oder auf neue Sichtungsberichte in den Zeitungen warten, falls er uns entkommt«, merkte Eris an. »Ich verstehe voll und ganz, wenn es Ihnen zu gefährlich ist.« Dabei blickte er Leida mit einem Lächeln an. Er hätte sie ebenso gut ohrfeigen können.
    »Wir lassen uns den Fang nicht entgehen«, sagte sie sofort.
    Ihr Bruder betrachtete noch immer die Hügel. »Ich weiß nicht«, erwiderte er gedehnt. »Er ist sicherlich aufgeregt und unglaublich wachsam.«
    »Nein, er ist ausgelaugt. Schau dir an, was er mit Edinburgh angerichtet hat«, sagte sie, als wolle sie ihn anflehen, die Crags zu erstürmen. »Er wird neue Kraft tanken wollen, weil er weiß, dass Drachentöter kommen. Aber dass wir so schnell bei ihm sind, überrascht ihn gewiss.« Sie packte ihn an der Schulter. »Ein Fünfender, Ramachander! Denk an das Geld, das wir mit ihm machen werden.«
    Er sah sie an, dann wandte er die Augen zu Eris. »Dass wir alles behalten dürfen, was mit dem Drachen zu tun hat, vom Hort bis zum Mageninhalt, ist gesichert?«
    »Ich habe Ihnen bereits das Schreiben der Queen übergeben, Mister Havock. Wie viele Zusagen, die mehr wert sind, kennen Sie noch?« Eris lächelte und wirkte dennoch ernst. »Ich bin mir sicher, wir werden ihn am Wasserfall finden. Ihre Schwester hat sicherlich Recht, was die Einschätzung angeht. Er wird es sich gemütlich gemacht haben und dösen.«
    Der Zug fuhr nach Edinburgh ein. Rechts und links von ihm züngelten die Flammen in die Höhe, und die Hitze, die ihnen entgegenwallte, glich der eines Backofens.
    »Also schön«, stimmte der Drachenjäger mit viel Zweifel in der Stimme zu. »Wir gehen es an. Schicke drei nach oben, sie sollen sich umschauen. Sag den übrigen Männern, dass sie ausladen sollen und dass es schnell gehen muss«, befahl er Leida, die nickte und über die Wagendächer bis zu den offenen Wagons lief. Ramachander schluckte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sog die glühende Luft ein. »Für mich, Mister Mandrake«, sagte er leise, »geht es um mehr als nur um das Geld. Jemand muss den Fünfender aufhalten, bevor er das Gleiche mit allen Städten der schottischen Provinz tut.«
    Eris war erstaunt. »Verzeihen Sie meine Verwunderung, aber mit Prinzipien habe ich bei einem Drachenjäger am wenigsten gerechnet«, meinte er dann, während er den brennenden Bahnhof sah. Der Zug wurde langsamer, er konnte nicht in das Gebäude einfahren, sondern würde auf freier Strecke anhalten. Die ersten Überlebenden hatten die Ankunft bemerkt und stürmten auf sie zu.
    »Ich habe durchaus Moral und einen Kodex, Mister Mandrake. Ich diene den Menschen, aber ich will auch davon leben, das ist alles«, erwiderte Ramachander. »Es bringt mir auch nichts, die Leute der Umgebung, in der ich Drachen jage, durch schlechtes Benehmen gegen mich aufzubringen.«
    »Sehr weise.«
    »Sehr normal.« Ramachander ging auf dem Dach nach hinten, in Richtung seiner Einheit, die eben die ersten Ladeplanken für die Lastwagen verlegte. »Sie haben von Cask's Cannons und dem Dorf gehört, das sie zusammengeschossen hatten?«
    Eris dachte nach. »Ja.« Mit einem eleganten Sprung überbrückte Ramachander die Distanz zum nächsten Wagendach, Eris

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