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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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spürte, dass sich ein Gast aus dem Jenseits im Raum befand, der nicht gerufen worden war. Er strich um die Gruppe, lauerte auf eine Gelegenheit, sich zu zeigen.
    Arsenie verlagerte ihre Kräfte und nutzte sie nun zur Abwehr anstatt zur Herbeirufung. Es wurde ernst.
    »Du bist eine Hure, Elsbeth!«, schrie der geisterhafte Karl. »Du hast es mit meinem Buchhalter getrieben.«
    »Schicken Sie ihn weg, Madame«, verlangte Frau von Schomus aufgebracht. Man hatte sie vor den Augen und Ohren anderer Persönlichkeiten kompromittiert! »Das ist nicht mein Gemahl. Er würde so etwas niemals zu mir sagen.« Sie machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Bleiben Sie sitzen!«, herrschte Arsenie sie an. »Sie bringen uns alle in Gefahr!«
    Doch Wilhelmina Elsbeth von Schomus war zu tief getroffen. »Sie haben mir nichts zu befehlen, Sie Schwindlerin! Wer weiß, was für einen Geist Sie da herbeigezaubert haben, der sich als mein lieber Karl ausgibt.« Sie versuchte, sich aus den Griffen ihrer Nachbarn zu winden, die sie anstarrten und nicht loslassen wollten. »Ich kenne die Tricks der Scharlatane, Madame Sàtra, und ich bin mir sicher, dass im Zimmer über uns jemand sitzt, der mit irgendwelchen Spiegeln und Licht und Wind dafür sorgt, dass wir uns gruseln.«
    »Bitte, liebe Frau von Schomus«, bettelte ihr linker Nachbar und hatte Mühe, den Griff länger zu halten. »Denken Sie an uns!«
    Arsenie sah das Unheil kommen, befand sich aber zu weit weg, um es verhindern zu können.
    »Ich denke an mich. Und an das Geld.« Sie riss sich los und stand auf. »Ich gehe!«
    Der Kreis war gebrochen.
    Mit einem lauten, dunklen Fauchen fiel eine Windböe über den Raum her, schleuderte die Sitzenden samt den Stühlen um und katapultierte die leichteren Einrichtungsgegenstände Geschossen gleich umher. Kerzenleuchter, Bilder, Tassen und Unterteller verwandelten sich in Projektile, unsichtbare Kräfte zerschlitzten die Leinwände der Gemälde an den Wänden, und eine Kuchengabel durchbohrte den winselnden Pudel.
    »Ihr Geister, ich banne euch«, schrie Arsenie gegen das Toben des Sturms an. Die Männer und Frauen um sie herum kreischten, suchten Schutz unter dem Tisch oder klammerten sich aneinander. Sie schloss die Augen und mobilisierte ihre ektoplasmischen Kräfte. Dieses Mal würden sie deutlich zu sehen sein.
    Schwarze Gespinste schnellten in fingerdicken Strahlen an verschiedenen Stellen aus ihrem Oberkörper, fächerten filigranen Netzen gleich auseinander, sie hemmten die Kraft des Windes und fingen umherzischende Gegenstände ab, die daraufhin starr in der Luft verharrten. Arsenie hatte ein Messer abgefangen, das im Begriff gewesen war, sich beim nächsten Lidschlag durch Frau von Schomus' Hals zu bohren.
    Als der Sturm verebbt war, öffnete Arsenie die Augen und ließ das Ektoplasma sich auflösen. Überall in der Suite rumpelte und klirrte es, weil die eben noch schwebenden Dinge der Schwerkraft folgten und zu Boden fielen. Sie seufzte und ließ sich in das Polster ihres Sessels sinken. Lichtstrahlen fielen durch die gesprungenen Fenster herein, die meisten Vorhänge waren heruntergerissen, zerstört oder hatten sich um die Halterung gewickelt. »Es ist vor…«
    Fünf gewaltige Köpfe eines schwarzen Drachen erschienen als geisterhafte Materialisation über dem Tisch, die gelben Augen leuchteten, und die grässlichen, dornenbesetzten Schädel sahen sich gierig um; der mittlere erspähte Arsenie und stieß ein dröhnendes Brüllen aus, dann schnappte er nach ihr, zwei weitere Drachenköpfe folgten ein Blinzeln später.
    Sie sah die Mäuler auf sie zurasen, hielt die Arme vor den Kopf und schrie aus Leibeskräften.
    Klackend schlugen die Zähne aufeinander und hätten sie sicherlich zerfleischt – wenn es ein echter Drache gewesen wäre.
    Im nächsten Moment verging die Erscheinung, zurück blieben umherwabernde, weiße ektoplasmische Schlieren, die sich wie Tabakrauch auflösten.
    Mit einem Kreischen kroch Frau von Schomus unter dem Tisch hindurch zum Ausgang, stieß ihren Diener zur Seite und riss die Tür auf; schreiend hastete sie den Gang entlang.
    »Die Gefahr ist gebannt, meine Herrschaften«, keuchte Arsenie und betrachtete vorsorglich ihre Arme. Es gab keine Wunden, dabei hatte sie den stinkenden Atem des Monstrums gerochen und das heiße Feuer gespürt, das in seinem Rachen schlummerte.
    Sie sah sich in dem Chaos um, das die Seance hinterlassen hatte, während die Männer und Frauen vom Schreck getrieben aus dem Raum

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