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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wurden?« Bloom suchte unter einer Tragfläche Schutz vor dem Regen, während Silena prüfend mit den Händen über den Rumpf strich und die zerstörte Fokker umrundete.
    »Der Dreifachdecker war ein Übungsflugzeug und nicht bewaffnet«, rief sie. »Sie hatten weder ein Bordgeschütz noch eine Lanze montiert, um sich gegen Drachen oder Drachenjäger zu verteidigen.« Sie blickte auf zwei Dellen knapp vor dem Leitwerk, winkte einen Soldaten zu sich und ließ sich etwas anheben, um besser sehen zu können. »Ich bin mir sicher, dass sie angegriffen wurden und Demetrius versucht hat, sie zu verteidigen, während Theodor flog.«
    Einschusslöcher fand sie nicht, somit schied eine Attacke durch Drachenjäger aus. Sie waren die schärfsten und dazu noch illegalen Konkurrenten, wenn es darum ging, die Bestien zu jagen. Silena kämpfte wie alle Drachentöter im Namen der Kirche gegen das personifizierte Böse, als das der Drache in der Bibel beschrieben wurde. Drachenjäger dagegen handelten aus reiner Profitgier. Sie erlegten die Wesen, um die Einzelteile für viel Geld an Universitäten, abergläubische Menschen, Sammler oder Köche zu verkaufen. Es hatte in der Vergangenheit oft Tote gegeben, wenn Drachenjäger und Drachentöter vor einem Hort aufeinander getroffen waren, und nicht selten war das Scheusal dabei entkommen.
    Gegen einen großen Drachen halfen keine herkömmlichen Kugeln, er musste im Zweikampf besiegt werden, wie seit vielen Jahrhunderten, in denen sich die Ungeheuer und die Menschen die Erde teilten. Dabei machte es keinen Unterschied, ob sich das Gefecht auf der Erde oder nun endlich auch am Himmel abspielte. Allein die Nachfahren des heiligen Georg hatten es gewagt, den Krieg in die Wolken zu tragen, anfangs mit verheerenden Verlusten; inzwischen gab es wirkungsvolle Waffen und Maschinen.
    »Was hat er mit der Pistole gewollt?«, murmelte Silena und besah sich den Rumpf. Unterhalb des Leitwerks entdeckte sie vier unterschiedlich große Löcher dicht nebeneinander. Die stammten nicht von Geschossen.
    »Merkwürdig.«
    Inzwischen waren ihre Brüder geborgen und auf Bahren zu den Zelten geschafft worden. Sie erklomm die Oberseite des Rumpfs, sprang auf die Sessellehne und beugte sich nach vorn, um nach den Stahlseilzügen zu sehen, mit denen die Ruder bedient wurden; einer davon machte den Eindruck, angeschnitten worden zu sein.
    »Leutnant Bloom«, rief sie den Mechaniker zu sich und zeigte ihm das Kabelende. »Ihre Meinung?«
    »Verfluchte Tat! Wenn nicht durchtrennt, dann zumindest so angeritzt, dass er früher oder später reißen musste«, sagte der Mann nach einem langen Blick. »Ein Saboteur in unserer Staffel?«
    »Nein. Ich schätze, es war ein kleinerer Drache, der…« Silena sah auf die Dellen auf der Oberseite des Rumpfes, die sie zuvor betrachtet hatte – und erkannte aus größerer Entfernung eine Form. »Bloom, sagen Sie mir, dass das keine Fußabdrücke sind.«
    Er drehte den Kopf. »Für mich sieht es ganz danach aus. Was, zur Hölle, ist über unseren Häuptern geschehen?«
    Blooms Augen richteten sich auf den bewölkten Himmel.
    Silena wusste keine Antwort und schaute ebenfalls nach oben. In den tief hängenden Wolken konnte sich alles Mögliche verborgen halten und auf einen Angriff gelauert haben, aber die Spuren waren nicht zuzuordnen.
    »Ein Mann springt aus einem anderen Flugzeug, landet auf dem Heck des Dreifachdeckers, will das Leitwerk zerstören und wird dabei von Demetrius unter Beschuss genommen. Er springt, durchsticht mit dem Werkzeug die Außenhaut und trifft zufällig einen Seilzug, dann lässt er los und rettet sich mit dem Fallschirm«, mutmaßte sie.
    »Der Mann, der das getan hat, dürfte sich zu Recht tollkühn und wahnsinnig nennen. Wäre es nicht einfacher, die Fokker abzuschießen, Großmeisterin?«
    »Haben Sie eine bessere Geschichte, Leutnant?« Silena deutete auf das Camp, wo sich die Zelte unter dem finsteren Himmel zusammenduckten und im Wind schwankten, der merklich auffrischte. Sie bildete sich ein, dass in den Wolken über ihnen ein riesiger Drache mit den Schwingen schlug.
    Nebeneinander schritten sie durch den Matsch zurück zur Unterkunft, dem Fliegenden Zirkus, wie sie ihre bewegliche Staffel nannten. Die Hand glitt in die Manteltasche und fand die Silbermünze, die ihr Demetrius geschenkt hatte. Er ließ sie gern in der rechten Hand verschwinden und in der linken wieder auftauchen, über die Fingerknöcheln wandern oder sogar durch Tischplatten

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