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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und gab Arsenie einen formvollendeten Handkuss auf die Rechte. Sie sah lange, gepflegte Fingernägel. »Mein Name ist Mandrake.« Er lächelte sie an, und sie erwiderte das Lächeln. Es ging einfach nicht anders. »Eris Mandrake.«
    Sie war gebannt von den dunklen Augen des Mannes. Daher traf sie der brutale Schlag, den er ihr ins Gesicht versetzte, völlig überraschend.

XVI.
     
    »Man hört so einiges von den Großmeistern, vom Luxus, mit dem sie sich umgehen, von unbezahlten Rechnungen. Doch ich habe sie nur als Gentlemen und Ladies kennen gelernt, die zum einen höflich und zum anderen korrekt gegenüber anderen gewesen sind. Es sind mir meine liebsten Gäste, und ich hoffe, ich darf noch sehr viele von ihnen begrüßen.«
     
    Sir Gerald Middway , Hotelier

22. Januar 1925, Innsbruck (Zisleithanien), Kaiserreich Österreich-Ungarn
     
    Grigorij und Silena marschierten durch den Tunnel und nahmen den gleichen Weg wie beim Hereinkommen. Schweigend gingen sie nebeneinanderher, bis Silena erneut wankte und strauchelte. Grigorij stützte sie. »Das rührt vom Blutverlust her, Großmeisterin. Ich kenne das. Sie werden sich aber nicht in diesem Zustand in die Kanzel eines Flugzeugs setzen?«
    »Doch. Dort muss ich wenigstens nicht laufen«, meinte sie und war froh über den Beistand. »Verlassen wir diesen Tunnel erst einmal.«
    Sie erreichten die Stelle, an der sie nach unten gefallen waren. Silena setzte sich ächzend auf den Boden, während Grigorij den Ausstieg erklomm. Er stellte sich recht geschickt an und fand bald ein Kabel. »Mal schauen, was passiert, wenn ich damit ein wenig herumspiele«, rief er zu ihr hinab.
    »Seien Sie vorsichtig.«
    »Sie haben Angst um mich, Großmeisterin? Das schmeichelt mir direkt.« Er nahm ein Messer aus der Tasche und versuchte, das Kabel zu durchtrennen. Plötzlich gab es einen hellen Blitz, es knisterte, und er fiel schreiend neben ihr auf den Stein. »Verflucht, das tat weh«, beschwerte er sich und massierte seine rechte Hand. »Es kribbelt, als wäre sie voller Ameisen.«
    Silena blickte hinauf. »Aber Sie haben immerhin die Falltür geöffnet, Fürst.« Sie stand auf. »Gehen wir, bevor sie wieder zuschnappt.«
    Mit seiner Hilfe gelang es ihr, die vielen Meter nach oben zu klettern und sich aus dem Loch zu schieben. Grigorij schwang sich gleich darauf ebenfalls in die Freiheit. Sie hatten den Keller der Hofburg erreicht.
    »Halten Sie es wirklich für einen guten Einfall, Arsenie mit unserem Gentleman auf die Reise zu schicken?«, gab er zu bedenken und half ihr beim Aufstehen. Sie schlichen durch das Gewölbe, betraten die Herrengasse und eilten sogleich zum Officium.
    »Ich hätte mir bei Ihnen mehr Gedanken gemacht, Fürst.«
    »Bei mir?«
    Sie überquerten den Platz, der einsam und verlassen vor ihnen lag. Arbeiter waren damit beschäftigt, die letzten Toten oder Verwundeten einzusammeln und auf einen Wagen zu werfen. Außerdem hatte man einen improvisierten Scheiterhaufen errichtet, auf dem die Plakate der Demonstranten verbrannt wurden. Der Kaiser hatte auch diese Kundgebung auflösen lassen wie so viele vorher. Es brachte wohl wieder Ruhe nach Innsbruck, aber keinen Frieden. Die Ausbesserungsarbeiten am Goldenen Dachl liefen bereits.
    »Sie sind empfänglich für die Reize einer Frau, und vor allem einer Frau wie Madame Sàtra könnten Sie nicht widerstehen.«
    Grigorij lachte. »Wer sagt Ihnen, dass das nicht schon längst geschehen ist?«
    »Und wenn es so wäre: Wer versichert mir, dass es nicht noch einmal geschieht?«, gab sie zurück. »Es ist nicht böse gemeint, Fürst. Aber Mister Skelton ist ein Gentleman, ein Versicherungsdetektiv. Und ein Brite.«
    »Ja, ja, ich verstehe, Großmeisterin.« Er wurde etwas ernster. »Es ist mir ganz recht, dass ich nicht mit ihr reisen muss. Ich habe mich doch einigermaßen in ihr getäuscht. Sie ist ziemlich berechnend und … nun, grausam wäre der falsche Ausdruck.«
    »Herzlos.« Silena sah Grigorij an. Er wurde ihr noch sympathischer, was sie wiederum gar nicht gut fand. Nach der Enttäuschung mit Eris wollte sie nicht gleich an die nächste geraten. Dazu war er alles andere als erwachsen, wie sie fand, und mindestens sechs Jahre jünger als sie. »Ja, es ist mir nicht entgangen, dass Ihre Begeisterung für die Französin abkühlte.« Sie erinnerte sich an die kurzen belauschten Worte zwischen ihm und Sàtra. »Was ist das eigentlich für eine Wette zwischen Ihnen und der Madame?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie

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