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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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springen, wenn man daran glauben wollte. Täuschung und Fingerfertigkeit, darauf kam es an. Er beherrschte die besten Tricks mit der Münze. Besser gesagt: Er hatte sie beherrscht.
    Sie rieb über die glatte Oberfläche, das Metall erwärmte sich.
    Bloom sagte nichts, bis sie die leere Offiziersmesse betraten.
    Es roch nach feuchter Zeltwand, nach dem Holzdielenboden und frisch gebrühtem Kaffee, darin mengte sich der Geruch von Zigarren und Zigaretten. Das Bodenpersonal durfte sich Laster erlauben. Licht rührte von den vielen Petroleumlampen her, die an den Querstreben des Zeltes befestigt waren und sich bemühten, das Olivgrün zu erhellen.
    »Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, ich habe keine bessere«, meinte er, ging zur Vitrine, goss sich selbst und danach Silena einen Whiskey ein und hielt ihr das Glas hin.
    »Nein, Leutnant, ich trinke nicht. Das wissen Sie doch.«
    »Auch nicht unter diesen Umständen, Großmeisterin?« Er schwenkte das Glas, goldgelb schwappte die Flüssigkeit an den Rändern entlang.
    Sie schüttelte den Kopf, nahm sich ein Handtuch und rieb sich damit über die Haare, danach warf sie es ihm über die Schulter. »Auch nicht unter diesen Umständen.« Sie legte den Mantel ab, setzte sich. Ein Messeadjutant zog ihr die Stiefel aus und brachte ihr einen starken Tee. Sie ließ die schwere Münze über die Fingerknöchel wandern. Es half ihr nachzudenken.
    Bloom leerte seinen Whiskey in einem Zug und schwenkte den zweiten. »Ich opfere mich für Sie. Jemand muss einen weiteren Feind des Menschen in die Knie zwingen«, zwinkerte er, wurde aber sofort wieder ernst.
    »Ich werde dem Erzbischof persönlich berichten«, sagte sie und gab Milch und Zucker in den Tee, ohne umzurühren.
    »Da tun Sie recht, Großmeisterin. Er würde einem geschriebenen Bericht nicht glauben, fürchte ich.«
    Nach und nach betraten die übrigen Offiziere der Staffel Saint George das Zelt, sie scharten sich am Eingang zusammen und warteten auf eine Gelegenheit, Silena ihr Beileid auszusprechen.
    In einer herkömmlichen Fliegerstaffel wäre eine Frau als Pilotin undenkbar gewesen, hier wurde sie bewundert.
    Es war kein Geheimnis, dass sie außerhalb der Einheit von Luftwaffenpiloten misstrauisch beäugt wurde. Wenn Frauen schon flogen, dann nur zivile Maschinen.
    Leutnant Bloom ergriff die Initiative. Er erhob sich, nahm die Whiskeyflasche und warf sie dem Offizier zu, der ihm am nächsten stand. Wortlos schenkte der Mann aus und gab Bloom ein Zeichen, als alle Anwesenden gefüllte Gläser in den Händen hielten.
    Der Mechaniker räusperte sich. »Erheben wir uns in Gedenken an Großmeister Demetrius und Großmeister Theodor, die am heutigen frühen Nachmittag ihr Leben verloren haben«, sagte er getragen und mit lauter Stimme. »Wir werden uns immer ihrer und ihrer Taten erinnern!«
    Silena stand auf, steckte die Münze in die Tasche und hielt ihren Humpen mit Tee in die Höhe, alle Augen richteten sich auf sie. »Ich schwöre, dass wir nicht eher ruhen, bis wir herausgefunden haben, wer meine Brüder umgebracht hat. Denn eines ist sicher: Es war kein Unfall.« Es erleichterte sie ungemein, die Worte aussprechen zu können. Somit traf sie keine Schuld, und auch ihre Brüder waren reingewaschen. Silena durfte einen anderen als sich hassen. »Für ihre Seelen!« Sie setzte den Humpen an die Lippen.
    »Für ihre Seelen!«, riefen die Offiziere und leerten ihren Whiskey, danach schmetterten sie die Gläser auf den Dielenboden.
    Einer nach dem anderen kondolierte Silena, sie schüttelte Hände und war dennoch erleichtert, als sie allein zu ihrer Unterkunft gehen konnte.
    Die vom Regenguss nassen Kleider ruhten auf den Ständern: Ledermantel, Uniformjacke und -hose sowie das Hemd bildeten die wenig attraktive Hülle für die Welt der Männer.
    Was darunter lag, wusste nur sie, und es hing gleich daneben. Sie gönnte sich weiße Seidenbüstenhalter, die im Gegensatz zu den steifen Korsetts angenehm auf der Haut lagen, nicht zuletzt die Strümpfe und dazugehörigen Bänder. Silena besaß drei Dutzend verschiedene und sammelte immer noch. Ein unsichtbares Accessoire, ganz für sie allein.
    Das Wasser rann aus den Kleidern und tropfte in die untergestellten Gefäße; ein einschläferndes Geräusch.
    Dennoch gelang es Silena nicht, die Augen zu schließen und den furchtbaren Tag in einem Traum zu vergessen.
    Sobald sich die Lider senkten, erschien das blutverschmierte Cockpit vor ihr, die Leichen ihrer

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