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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Grendelson musterte ihr Antlitz. »Dein Herr ist auf dem besten Wege, diese Ordnung zu zerstören. Er beabsichtigt Dinge, gegen die der Weltkrieg wie ein Scharmützel wirken wird. Die Menschheit könnte seinetwegen untergehen.«
    »Der Herr war immer gut zu mir und den anderen im Palast. Er würde eine solche Tat niemals in Betracht ziehen«, verteidigte sie ihn auf der Stelle.
    »Er wird, Xing! Alles gerät in Gefahr«, Grendelson spreizte eine Kralle ab, »wegen eines unvernünftigen, machtbesessenen Drachen. Wir wollen den Menschen Leid ersparen und die Bedrohung vernichten, ehe sie weiteres Unheil anrichtet. So bitte ich dich im Namen aller, die in der Alten Welt und in Asien leben, Xing: Sag uns, wo wir ihn finden!«
    Xing sah in die geschlitzten Pupillen, die in dem durchdringenden Gelb schwammen. Sie mochte den Drachen, unerklärlicherweise sogar mehr als ihren Herrn, und das Gefühl nahm zu, je länger sie in die Augen sah. Sie lächelte ihn furchtsam an, und liebend gern hätte sie ihm berichtet, wo ihr Herr abgeblieben war. Sie wollte ihm jeden Wunsch erfüllen, sich bemühen und ihm gefallen. Doch bei aller unerklärlichen Zuneigung musste sie ihm gestehen: »Ich weiß es nicht.«
    Die Kiefer öffneten sich ruckartig, umschlossen die junge Chinesin und packten den Oberkörper.
    In dem ersten furchtbaren Schmerz verschwand die Hingezogenheit, Xing schrie auf und zappelte, stemmte sich mit den Armen gegen die Zähne, während sich heiße Messer in ihren Unterleib bohrten; warme Flüssigkeit rann über ihren Bauch. »Nein, Gnade, ich…!« Der Druck auf ihren Rücken erhöhte sich, ließ sie kreischen.
    Ihre Gegenwehr und das Leiden endeten abrupt. Grendelson zerteilte den dünnen Körper mit einem schnellen Biss und schlang die Brocken ohne zu kauen hinunter.
    »Ich mag es nicht, wenn sie ihre Kleider noch tragen. Die Fetzen verfangen sich zwischen den Zähnen.« Seine gespaltene Zunge leckte über das Maul und wischte die Blutspuren ab.
    Ddraig blieb ruhig und schüttelte nur ihr Haupt. Es dauerte eine Weile, bis der erste Drache sprach.
    »Eigentlich wollte ich sie haben«, merkte Iffnar verdrossen an.
    »Das war nicht nett. Sie wollte mir noch das Versteck der köstlichen Trüffeln verraten«, fügte Vouivre missbilligend hinzu.
    »Ihr werdet sie schon finden, Eure Nase kennt den Geruch.« Grendelson betrachtete die Züge seiner Mitstreiter.
    »Was nun?« Er wandte sich zu Iffnar. »Ihr kennt ihn am besten von uns vieren. Was wird er tun?«
    »War das ein Vorwurf?« Er starrte den grünen Drachen an. »Wir alle waren von ihm begeistert, wenn ich Euch erinnern darf. Er fügte sich perfekt in die Lücke, die der verstorbene Groszny hinterließ, und führte die Vereinbarung fort, die wir alle eingegangen sind. Wenn er die Umstürzler und diesen Lenin nicht eliminiert hätte, wäre der Zar tot, und das Chaos würde regieren.«
    »Nur zu dumm, dass Gorynytsch dafür sorgte, dass sich die Lücke auftat. Er hat dem Drachentöter den Hinweis gegeben, wo er Groszny finden kann. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie es dem Drachentöter gelungen ist, dieses dreiköpfige Flugscheusal zu bezwingen.«
    »Es war eine Frau, kein Mann«, warf Ddraig ein. »Sie heißt Silena, eine Nachfahrin des Drachentöters Georg. Sie hat schon einige der Kleinen auf dem Gewissen.«
    Vouivre sah sie erstaunt an. »Höre ich da so etwas wie Bewunderung heraus?«
    »Nein. Es geht mir nur um Gerechtigkeit. Wenn Männer sich ihrer Taten rühmen, sollten es Frauen genauso handhaben.«
    »Jedenfalls ist Gorynytsch aus unseren Linien geschert«, kehrte Grendelson zu dem eigentlichen Punkt zurück.
    »Er hat uns im Glauben gelassen, dass er den Fortschritt ebenso ablehnt wie wir«, setzte Iffnar seine Verteidigung fort. »Ihr habt es alle geglaubt.«
    Vouivre sah zu den verkohlten Resten der elektrischen Lampen, dann zu den Trümmern, die einst ein Grammophon gewesen waren. »Leider ja. Iffnar hat Recht, wir haben uns täuschen lassen. Was ihn in meinem Auge noch viel gefährlicher macht. Was wird er tun?«
    »Einen Krieg heraufbeschwören. Nicht zwischen den Vasallen, sondern zwischen dem Westen und dem Osten.«
    Iffnar grollte, der Gedanke machte ihn unruhig und wütend. Er war der größte Fürsprecher Gorynytschs gewesen, nun besaß er die größte Mitschuld an der drohenden Katastrophe.
    Ddraig ließ sich auf den Boden sinken. »Dem Osten? Wie kommt Ihr darauf?«
    Vouivre deutete mit den Klauen um sich. »Ein Hort an der Grenze zu

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