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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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Abend.“
    „Wir waren heute in der Schule und
da konnte man uns nur sehr wenig über Sina erzählen. Es scheint fast, als hätte
sie keine Freunde gehabt. Können Sie uns da vielleicht weiterhelfen?“
    Wenn sie vorher in der Schule
gewesen waren, erklärte das natürlich, warum sie erst jetzt bei ihr
auftauchten.
    „Ob sie Freunde hatte? Keine
Ahnung.“
    Die beiden Männer wechselten einen
Blick, der ihr nicht entging.
    „Ich weiß, das klingt komisch, weil
ich ja ziemlich viel mit ihr zu tun hatte, wie Sie sicher wissen. Aber Sina war
sehr verschlossen. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie in der Schule eher
wenig Kontakt hatte. Vielleicht versuchen Sie es mal beim Handballverein.“
    „Sie spielte Handball?“
    Birthe war überrascht. „Ja. Hat
Almut Ihnen das nicht gesagt?“
    „Nein. Können Sie uns sagen, bei
welchem Verein?“
    Sie konnte verstehen, dass Funke
ein wenig ungehalten war, aber ihre Schuld war es schließlich nicht, dass sie
noch nichts von dem Training wussten. Sie gab ihnen die Adresse und den Namen
des Trainers.
    „Heute Abend hätte sie Training
gehabt. Wenn Sie einfach gegen siebzehn Uhr ins Vereinsheim fahren, erwischen
Sie Herrn Paulik bestimmt. Der ist immer da.“
    „Danke. Sagen Sie, wir haben
gehört, dass Sina sich, sagen wir mal, freizügig kleidete.“
    Birthe verdrehte die Augen. „Das
können Sie laut sagen. Jeden Nachmittag, wenn sie hier rüberkam oder ich ihr
und Judith drüben das Essen machte, sah sie aus, als ob sie auf den Strich wollte.“
    „Haben Sie eine Idee, warum sie das
tat?“
    Sie inhalierte einen weiteren Zug.
Tat das gut! „Ich hab sie darauf angesprochen, aber eine richtige Antwort hab
ich nicht bekommen. Ich vermute, das war ihre Art zu rebellieren.“
    „Wogegen?“
    Sie zuckte mit den Schultern.
„Gegen alles. Eine Mutter, bei der die Arbeit an erster Stelle kommt. Einen
Vater, der nur Augen für seine Freundin hat. Eine Schwester, die aussieht wie
ein Model und sich vor Verehrern kaum retten kann. Gegen sich selbst und ihr
Image als graue Maus, die nicht wirklich wahrgenommen wird.“
    „Auch gegen Sie?“
    Sie blies den Rauch hörbar aus.
„Klar, auch gegen mich. Die Tante, die sich den Arsch aufreißt, aber eh nicht
wirklich was zu sagen hat und außerdem dafür auch noch bezahlt wird.“
    Ihre Äußerung klang selbst in ihren
Ohren verbittert. Vielleicht war es etwas unangebracht, da ihre Nichte einem
Mord zum Opfer gefallen war. Kein Wunder, dass man darauf einstieg.
    „Sina hat gewusst, dass Sie von
ihrem Vater Geld bekommen?“
    „Ja.“
    Birthe konnte sich noch gut an den
Tag erinnern, an dem Sina es herausgefunden hatte. Es lag mittlerweile etwa ein
halbes Jahr zurück oder vielleicht auch etwas länger. Es war jedenfalls kurz
bevor oder kurz nachdem Sina beschloss, sich wie eine Nutte anzuziehen. Sie war
aus der Schule direkt zu ihr nach Hause gekommen.
    „Stimmt das?“ hatte sie gerufen,
sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
    Birthe hatte sie verständnislos
angesehen. Da stand sie in ihren Jeans und mit ihrem Pferdeschwanz und
gerötetem Gesicht. Es war das erste Mal, dass sie eine Ähnlichkeit zu Judith
feststellen konnte.
    „Was meinst du?“
    „Gibt mein Vater dir Geld, dass du
dich um uns kümmerst?“
    Ach, darum ging es. „Wer hat dir
das erzählt?“
    „Janine“, zischte sie hervor. „Als
ich gestern bei ihnen war, hat sie es mir an den Kopf geknallt.“
    Birthe hätte Janine erwürgen könne.
Sie tat wirklich alles, um sich so unbeliebt wie möglich zu machen. Wenn sie
wirklich von den Mädchen akzeptiert werden wollte, hatte sie eine merkwürdige
Art, das zu versuchen.
    „Wieso kommt Janine dazu, dir so
etwas zu erzählen?“
    Es hatte eigentlich immer geheim
bleiben sollen, eine stille Vereinbarung sozusagen zwischen den Eltern und ihr.
Sie selbst hatte Judith gegenüber in einem unbedachten Moment mal eine
Bemerkung darüber fallen lassen und sie dann eingeschworen, ihrer Schwester
nichts darüber zu erzählen. Judith war auch erstaunt gewesen, aber sie war
vernünftig und hatte es verstanden. Birthe war es immer klar gewesen, dass Sina
es schwerer aufnehmen würde, wüsste sie die Wahrheit. Judith hatte versprochen,
den Mund zu halten und bislang hatte es funktioniert. Aber jetzt hatte die
beknackte Janine alles versaut.
    „Wir haben uns gestritten“, sagte
Sina und rollte mit den Augen. „Wieder mal. Ich hab zu ihr gesagt, dass sie mir
gar nichts zu sagen hat. Daraufhin hat sie mir an den

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