Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
Vom Netzwerk:
bis ich sie bekommen habe. Und glauben Sie mir, mir fällt noch was
ganz anderes ein, wenn Sie nicht kooperieren."
    Sie nestelte nervös mit ihren
Händen herum und seufzte dann, als ob sie einen inneren Kampf mit sich selbst
verloren hatte.
    „Also schön. Ich hab mir den
Artikel noch mal angesehen und ich kann verstehen, dass Sie aufgebracht sind.
Es tut mir aufrichtig leid, das müssen Sie mir glauben. Ich wollte Ihnen nicht
zu nahe treten. Ich denke, Sie haben schon genug mitgemacht."
    Woher auf einmal diese Anteilnahme?
In ihm verkrampfte sich alles und seine Stimme war kalt, als er auf ihre
Floskeln reagierte.
    „Sie haben keine Ahnung, was ich
mitgemacht habe. Ich saß mehr als acht Jahre im Gefängnis."
    Sichtlich erschrocken über das Eis
in seiner Stimme und seinen harten Gesichtsausdruck, zuckte sie zurück. Er
schaltete einen Gang runter.
    „Ich habe einen schlimmen Fehler
gemacht damals und das kann ich nicht wieder gutmachen. Aber ich habe dafür
bezahlt. Und dann kommen Sie und verfassen so einen Artikel."
    „Ich habe ja nicht geahnt, wie das
auf Sie wirken muss."
    Er schnaubte. „Vielleicht denken
Sie das nächste Mal weniger an Ihre Karriere als an den Menschen, dessen Leben
Sie zerstören, wenn Sie so einen Artikel verfassen. Ich meine, mit dem Bild
wollten Sie wohl jeden auf der Straße auf mich aufmerksam machen. Glauben Sie,
ich hab ne reelle Chance, einen Job zu kriegen, nachdem Sie allen suggeriert
haben, dass ich zu früh entlassen worden bin?“
    Sie reagierte nicht. Wahrscheinlich
weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Es gab ja auch keine
Entschuldigung.
    „Wissen Sie, dass die Polizei heute
bei mir war, weil man ein Mädchen gefunden hat? Dank Ihrer tollen Arbeit bin
ich natürlich gleich der Hauptverdächtige.“
    „Das hab ich nicht gewollt.“ Sie
klang geradezu zerknirscht, aber sein Mitgefühl hielt sich in Grenzen.
    „Ich frage mich die ganze Zeit, wie
Sie das mit dem Bild gemacht haben."
    „Was meinen Sie? Mit einer
Kamera."
    „Das weiß ich auch.“ Er verdrehte
die Augen. War sie so schwer von Begriff? Dann konnte sie als Journalistin
nicht besonders erfolgreich sein. „Ich meine Ihre Motivation hinter dem Ganzen.
Wie sind Sie darauf gekommen, dass ich entlassen werde? Warum bin ich so
interessant für Sie? Sie sind doch viel zu jung, als dass Sie damals schon für
die Zeitung gearbeitet haben können. Wie sind Sie auf den alten Fall aufmerksam
geworden?"
    Sie starrte ihn an. „Na ja,
ich..."
    Und da fiel es ihm wie Schuppen von
den Augen. „Sie haben den Artikel gar nicht geschrieben, oder? Sie wussten
überhaupt nicht, wer ich bin, als ich Sie am Telefon hatte."
    Sie hob abwehrend beide Hände.
„Schuldig. Gott, bin ich erleichtert, dass das jetzt raus ist."
    Und diesen Eindruck machte sie
auch.
    „Wer?"
    „Ein Kollege."
    „Wie heißt er?"
    „Ich möchte lieber nicht..."
    „Warum steht Ihr Kürzel in der
Zeitung?"
    „Er hatte mich darum gebeten."
    „Warum?"
    „Weil er keine Artikel schreiben
darf."
    Er glaubte, sich verhört zu haben.
„Was?"
    „Er ist Volontär und alles, was er
verfasst, muss erst mehrmals geprüft werden."
    Christopher verstand. „Und das
wollte er umgehen."
    „Ja. Zum Glück ist unser Chef im
Urlaub. Ich hätte wegen des Artikels ziemlichen Ärger bekommen. Sie müssen mir
glauben, ich hatte keine Ahnung, was darin stehen würde. Er hatte mir etwas
ganz anderes gesagt."
    „Und als Sie es gelesen
haben?"
    „Ich hatte ebenfalls ein paar Tage
frei. Bin heute erst wieder da. Ich hab den Text vorhin das erste Mal gesehen.
Ich bin wirklich zutiefst erschrocken." Sie legte ihre Hand auf seine.
„Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann...“
    „Der Name."
    Sie seufzte. „Mirco
Hachmeister."
    Der Name sagte ihm
nichts. Aber wie auch? In den acht Jahren Gefängnis waren außer seiner Mutter
die Mithäftlinge die einzigen Leute, mit denen er Kontakt hatte. Und davor? Er
konnte sich nicht erinnern, einen Mirco gekannt zu haben.
    „Und hat dieser Mirco Ihnen gesagt,
warum er Interesse an mir hat?"
    „Nein. Er meinte nur, es sei doch
irgendwie bedenklich, dass jemand nach einem Mord nach acht Jahren wieder frei
ist. Oh je, wenn ich so darüber nachdenke, hätte ich da schon merken müssen,
dass das aus dem Ruder laufen könnte."
    Dafür konnte er sich auch nichts
kaufen. Wieso war dieser Mann so hinter ihm her, dass er herausfand, wann er
entlassen wird, um sich dann wegen eines Fotos auf die Lauer zu legen?
    „Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher