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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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trifft sich ja gut. Dann
können wir ihm auch gleich ein paar Fragen stellen.“
    Das hatte sie befürchtet. Sie hätte
sich gern vorher mit ihm ein bisschen abgestimmt, aber das konnte sie jetzt
vergessen. Ganz toll, Ole!
    Ihr Mann kam keine Minute später
ins Wohnzimmer und blieb im Türrahmen stehen. Wie er so dastand, erinnerte er
sie wieder an den Mann, den sie damals geheiratet hatte. Groß, schlank, dunkler
Teint und braunes Haar, rundum gepflegt, sicher um die fünf Kilo mehr auf den
Rippen als damals, aber es stand ihm. Wie wenig sagte doch das Äußere über den
Charakter eines Menschen aus.
    „Du hast Besuch?“
    Sie sprang auf und ging auf ihn zu.
Für die Zuschauer gab sie ihm einen sanften Kuss auf den Mund, den er leicht
verblüfft über sich ergehen ließ. Es war eher selten, dass sie von sich aus mit
Zärtlichkeitsbekundungen zu ihm kam, aber sie wollte ihm damit ein Zeichen
geben, dass sie Einigkeit demonstrieren wollte.
    „Hallo Schatz“, sagte sie. „Die
beiden Herren sind von der Mordkommission. Sie sind wegen Sina hier.“
    Sie erhoben sich ebenfalls und
stellten sich Ole noch mal vor. Er zeigte ihnen an, dass sie sich wieder
setzten.
    „Ich bin heute früher nach Hause,
weil ich meine Frau nicht so lange allein lassen wollte.“
    Er setzte sich neben sie und legte,
wie um seine Worte zu unterstreichen, leicht den Arm um sie. Anscheinend hatte
er sie verstanden. „Das ganze ist wirklich eine furchtbare Sache. Wir sind noch
ganz fertig.“
    „Sie sind früher von der Arbeit
weg? Was machen Sie denn beruflich, wenn ich fragen darf?“
    Ole nickte dem Hauptkommissar zu.
„Natürlich. Ich arbeite für die Stadt als Sozialpädagoge, aber die Termine sind
meistens vormittags. Nachmittags liegt dann Büroarbeit an. Deshalb war es kein
Problem, ein paar Überstunden abzubummeln.“
    „Ach so. Also, wir sprachen gerade
über Ihre Nichte und die Art, wie sie sich anzog.“
    „Ach das“, sagte er lapidar. „Ich
fand das gar nicht so auffällig.“
    Da war er der einzige. Und Birthe
hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, warum. Er war halt ein Mann.
Gefiel es denn nicht allen Männern, wenn ein junges Mädchen etwas Haut zeigte?
Galt nicht für jeden Mann, je billiger, desto geiler?  
    „Wie sind Sie mit Sina
ausgekommen?“
    „Ganz gut, denke ich. Wie man eben
als Onkel so mit seiner Nichte auskommt.“
    „Na ja, sie war ja schon ziemlich
oft hier. Da ging das doch sicher über das normale Onkel-Verhältnis hinaus.“
    Birthe merkte, wie er sich
versteifte. „Das kann ich nicht beurteilen. Judith und Sina sind meine einzigen
Nichten.“
    Merkte er nicht, dass er sich
gerade selbst widersprach? Da musste doch nachgehakt werden. Aber das geschah
nicht.
    „Ihre Frau hat uns gesagt, dass das
Verhältnis zwischen ihr und Sina etwas abgekühlt war in letzter Zeit.“
    Ole nickte. „Seit Sina wusste, dass
wir Geld von ihrem Vater bekamen. Ja.“
    „Galt das auch für Sie?“
    „Ich denke nicht. Jedenfalls ist
mir nicht aufgefallen, dass sie irgendwie anders zu mir war. Allerdings waren
die beiden ohnehin seltener hier, weil meine Frau zuletzt meist bei ihnen das Essen
gemacht hat.“
    Der junge Mann musterte sie mit
nachdenklicher Miene. „Hatte das einen bestimmten Grund?“
    „Sina wollte nicht mehr rüber
kommen.“
    „Aber gegessen hat sie trotzdem,
was Sie ihr gekocht haben?“
    Birthe lächelte traurig. „Sie
kennen wohl keine jungen Mädchen, Herr...Behrend? Sie war sauer auf mich, ja,
und zu mir kommen wollte sie auch nicht. Aber das hieß nicht, dass sie sich
selbst versorgen wollte. Das wäre viel zu unbequem geworden.“
    „Wann haben Sie Sina das letzte Mal
gesehen?“ Funke wandte sich an Ole.
    Ole runzelte die Stirn. „Sie
meinen, wann sie das letzte Mal hier war?“
    „Nicht unbedingt.“
    „Da muss ich nachdenken. Bei uns
war sie schon seit längerem nicht mehr. Zumindest nicht, wenn ich auch da war.
Aber ich hab sie vor ein paar Tagen gesehen, als ich einkaufen war. Bei Famila
in der Schwartauer Allee. Da hab ich sie von weitem gesehen. Sie stand dort und
hat sich mit Judiths Freund unterhalten.“
    Birthe starrte ihren Mann an. Das
war das erste Mal, dass sie davon hörte.
    „Und? Hatten Sie den Eindruck, dass
die beiden zusammen dort waren? Oder meinen Sie, sie sind sich zufällig
begegnet?“
    Er schüttelte den Kopf. „Keine
Ahnung. Aber ich denke, sie haben sich über irgendetwas gestritten. Wie eine
normale Unterhaltung sah es jedenfalls nicht aus. Ich

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