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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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betreten war. Das Mädchen schien das wenig zu kümmern. Sie ging
durch die Tür und hielt sie ihnen auf, dass sie ebenfalls eintreten konnten.
Sie waren am Rand des Spielfelds, auf dem eine Gruppe von Mädchen hin und her
lief und beim Laufen unterschiedliche Bewegungen machte. Ein junger Mann gab dazu
Anweisungen, die Funke nicht verstehen konnte.
    „Das ist Herr Paulik.“
    „Danke“, sagte Funke.
    Das Mädchen zuckte nur mit den
Achseln und verschwand ohne ein Wort.
    Funke und Behrend gingen auf den
jungen Mann zu, der scheinbar Bewegungen hinter sich wahrgenommen hatte und
sich zu ihnen herumdrehte. Er war um die dreißig, hatte kurzes, dunkles Haar
und war knapp einsachtzig groß und schlank. Er trug einen dunkelblauen
Trainingsanzug, die Jacke offen über einem weißen Shirt, und hatte eine Pfeife
an einem Band um den Hals hängen. Als sie näher kamen, bemerkte Funke, dass er
einen verärgerten Gesichtsausdruck hatte. Ein Trainer, der nicht in seiner
Arbeit gestört werden wollte.
    „Bitte?“ Sein Ton war gereizt.
    „Herr Paulik?“
    „Ja.“
    Funke stellte sie vor, wodurch sich
seine Miene prompt veränderte. Jetzt wirkte er verwirrt.
    „Sagten Sie Mordkommission?“
    „Es geht um Sina Keller.“
    Er machte große Augen, die
sicherlich schon so manche Frau in ihren Bann gezogen hatten, wie Funke
vermutete. Dabei war er nicht gut aussehend im klassischen Sinne. Seine dunklen
Augenbrauen waren etwas zu dicht, seine Nase etwas zu lang, sein Gesicht
insgesamt etwas zu dünn und sein Kinn stand etwas zu weit vor. Aber seine Augen
hatten etwas Besonderes. Sie waren so dunkel, dass sie fast schwarz erschienen.
Funke dachte im ersten Moment an Drogen, die die Pupille so stark erweitert
hatten, aber bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass das nicht der Fall war.
    „Wollen Sie damit sagen, Sina ist
ermordet worden?“
    „Ja. Können wir uns einen Moment mit
Ihnen unterhalten?“
    „Ja, natürlich. Kein Problem.
Jessica?“ Er winkte einem der Mädchen zu, die sofort angelaufen kam. „Kannst du
einen Moment übernehmen? Noch fünf Minuten, dann Zirkeltraining.“
    „Mach ich.“
    Er gab ihr die Pfeife und ging dann
mit ihnen an den Spielfeldrand.
    „Tut mir leid, dass ich im ersten
Moment ein bisschen ungehalten war, aber die Damen oben wissen eigentlich ganz
genau, dass ich keine Unterbrechungen wünsche. Das hier ist natürlich etwas
anderes. Was ist passiert?“
    Sie erzählten es ihm. Soweit das
überhaupt möglich war, wurden seine Augen noch größer. „Mein Gott, wie
furchtbar. Die armen Eltern. Wie kann ich Ihnen helfen?“
    „Was können Sie uns über Sina
erzählen?“
    Er zog die Stirn in Falten. „Nicht
viel, ehrlich gesagt. Sie war lange nicht hier.“
    Funke horchte auf. „Was heißt das?“
    „Na, ich hab sie bestimmt zwei
Monate nicht gesehen.“
    Sina hatte ihrer Familie also nur
vorgemacht, dass sie zum Training ging. Demnach hatte sie schon länger
Geheimnisse vor ihr. Dann war sie vielleicht in etwas verwickelt, das
letztendlich in ihrem Tod geendet hatte. Was hatte sie stattdessen gemacht?
Funke war überzeugt, dass da der Schlüssel zur Aufklärung ihres Mordes lag.
    „Und? Haben Sie da mal nachgehakt?“
    Er hob abwehrend die Hände. „Ich
bin hier nur der Trainer und nicht der Aufpasser der Mädchen. Wir haben klare
Regeln. Wer nicht trainiert, der spielt am Wochenende nicht. Damit ist die
Sache für mich erledigt.“
    Solche Regeln gab es schon seit
Jahrzehnten beim Fußball. Er selbst hatte das als Jugendlicher am eigenen Leib
erfahren dürfen, was ihm das Schwänzen ganz schnell ausgetrieben hatte. „Führen
Sie keine Anwesenheitsliste?“
    „Doch. Aber die geht dann als Kopie
an die Verwaltung. Und ganz ehrlich, solange die Beiträge bezahlt werden, ist
es denen doch egal, ob die Jugendlichen hier auflaufen oder nicht.“
    „Wenn ich Sie richtig verstanden
habe, hat Sina auch an den Spielen nicht teilgenommen.“
    „So ist es.“
    „Und ihre Eltern waren nicht mal
da, um sie beim Spiel zu sehen?“
    Dann hätten sie bemerken müssen,
dass Sina gar nicht erst aufgelaufen war.
    „Nein. Aber warum sollten sie, wenn
ihre Tochter nicht mal da war?“
    Da hatte er einen Punkt. „Waren sie
denn früher mal bei einem Spiel dabei?“
    Er wiegte den Kopf hin und her.
„Kann ich gar nicht genau sagen. Wenn ja, ist es mir nicht aufgefallen. Sina
hatte erst im letzten Jahr angefangen, hat also sowieso nicht so viel gespielt,
weil sie ganz schön Rückstand gegenüber den

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