Die Mädchen (German Edition)
besaß
nicht einmal den Führerschein. Er war dabei gewesen, als ihm der Prozess
gemacht worden war, und jetzt musste er wieder von vorne anfangen. Wenn er denn
genug Geld dafür auftreiben konnte. Nach dem aufschlussreichen Gespräch mit der
Doerner brannte er förmlich darauf, nach Hause zu kommen, um diesem Arsch von
Hachmeister, der es sich scheinbar auf die Fahne geschrieben hatte, ihn fertig
zu machen, auf die Pelle rücken zu können. Schade, dass die Doerner ihm nichts
über seinen Aufenthalt sagen konnte. Das hätte ihm einen Weg gespart. Von den
Media-Docks bis zu ihm nach Hause war es zu Fuß vielleicht eine Viertelstunde,
aber für ihn wertvolle Zeit, die er anders hätte nutzen können. Es war richtig
gewesen, Kontakt zu der Journalistin aufzunehmen. Sein Körper war voller
Adrenalin, endlich spürte er, dass er lebte, und er hätte sich gern postwendend
an Hachmeister ausgetobt. Aber vielleicht war es auch besser, wenn er erst
wieder ein bisschen runterkam, bevor er den Mann aufsuchte, sonst konnte er für
nichts garantieren.
Als er schließlich zu Hause war,
kam ihm seine Mutter im Flur entgegen. „Wo warst du?"
„Mutter, jetzt bitte nicht,
okay?"
Sie hob zur Abwehr beide Hände.
„Ich hab doch gar nichts gesagt“, sagte sie und verschwand in der Küche.
Er ging ins Wohnzimmer, schnappte
sich das Telefonbuch und schlug unter Hachmeister nach. Es gab einige davon,
aber keinen Mirco. Es half nichts, er probierte alle durch. Nach einer halben
Stunde hatte er die Liste abgearbeitet, leider ohne Erfolg. Zur Sicherheit
checkte er die umliegenden Orte, denn streng genommen musste er ja nicht in
Lübeck wohnen. Auch hier Fehlanzeige. Okay, dann die Zeitung.
Nach fast einminütigem Warten ging
endlich die Zentrale an den Hörer.
„Tuchel, ich hätte gern Herrn
Hachmeister gesprochen."
„Es tut mir leid, aber die Büros
sind um diese Zeit nicht mehr besetzt. Versuchen Sie es morgen noch mal."
„Einen Moment bitte."
„Ja?"
„Vielleicht können Sie mir ja die
Durchwahl geben. Dann kann ich es morgen persönlich auf seinem Apparat
versuchen."
„Na schön. Wie sagten Sie, ist der
Name?"
„Hachmeister. Mirco
Hachmeister."
„Moment."
Anscheinend ging sie die Liste der
Mitarbeiter durch. „Hören Sie? Einen Herrn Hachmeister gibt es bei uns
nicht."
Was? Dann fiel ihm ein, dass die
Doerner ihn als Volontär bezeichnet hatte. „Er ist ein Volontär. Wahrscheinlich
hat er dann kein eigenes Telefon. Geben Sie mir doch die Nummer der Stelle, wo
ich ihn dann erreichen kann."
Die Frau am anderen Ende räusperte
sich leicht. „Also ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen haben, aber
dieser Herr Hachmeister ist auch kein Volontär bei uns, sonst stünde er auf meiner
Liste. Wir beschäftigen zurzeit nur eine Volontärin."
Christopher wurde es schwindlig.
„Lassen Sie mich raten. Ihr Name ist Doerner."
Jetzt war es an der Frau,
überrascht zu sein. „Ja, das stimmt. Wollen Sie ihre Nummer haben?"
Die hatte er schon. Christopher
legte ohne ein weiteres Wort auf.
Die Frau hinter der Theke rief ihre
Kollegin zu sich, die gerade die leeren Gläser auf einem Tisch am Fenster
abräumte. Ein junges Mädchen, hübsch, aber furchtbar zurechtgemacht mit starkem,
schwarzem Lidstrich und knallrotem Mund. Ihre dunkle Mähne hatte sie irgendwie
hinten zusammengebunden, hing aber trotzdem in alle Himmelsrichtungen. Amy
Winehouse ließ grüßen.
Funke wechselte einen Blick mit
Behrend, der nur leicht den Kopf schüttelte. Er musste sich ein Grinsen
verkneifen. Behrend war zwar fast zwanzig Jahre jünger als er, also eine ganz
andere Generation und in vielen Dingen weit aufgeschlossener als er, musste er
als Homosexueller wohl auch sein. Aber was Kleidung und Aufmachung betraf, war
er im Grunde genommen mindestens genauso konservativ.
„Ja?“
„Die beiden Herren sind von der
Mordkommission. Könntest du sie bitte zu Herrn Paulik bringen? Ich kann hier
schlecht weg.“ Sie zapfte einem Gast, der am Tresen saß und plötzlich sehr
interessiert an ihnen schien, ein Hefeweizen.
„Kein Problem.“ Das Mädchen stellte
das Tablett auf den Tresen. „Kommen Sie mit. Wir müssen nur nach drüben in die
andere Halle.“
Sie folgten ihr aus dem Vereinsheim
über den Parkplatz in die nebenstehende Halle. Dort ging sie an der Treppe nach
oben vorbei, bog um die Ecke und öffnete eine Stahltür, an der ein Schild
angebracht war, das darauf hinwies, dass die Halle nur mit entsprechendem
Schuhwerk zu
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