Die Mädchen (German Edition)
auch versuchen, sie abzuwimmeln. Du
weißt, dass ich darin gut bin.“
Das wusste sie allerdings. Wie oft
Zoe in der Vergangenheit schon irgendwelche Typen losgeworden war, die ihr auf
die Nerven gegangen waren, konnte sie kaum zählen.
Sie sprang hoch. „Nein, ist schon
gut. Je eher wir es hinter uns bringen umso besser.“
Sie ging an den Kleiderschrank und
holte ein Sweatshirt und eine Jogginghose heraus, die sie beide überstreifte.
Dann fiel ihr Blick auf Judith, die immer noch am Bettrand saß. Sie ging auf
sie zu und setzte sich neben sie.
„Ich geh dann schon mal“, sagte Zoe
und zog sich taktvoll zurück. Das musste man ihr lassen, sie wusste immer, wann
sie sich zurückhalten musste.
Almut wusste, dass ihre Töchter
nicht besonders auf Zoe standen, aber für sie war sie die beste Freundin, die
sie sich denken konnte und sie konnte sich zu hundert Prozent auf sie
verlassen, egal worum es ging. Es war Zoe, die sie aufgerichtet hatte, nachdem
Marius sie nicht mehr wollte und die dafür gesorgt hatte, dass Almut wieder
offen auf Männer zuging. Zoe hatte sie es zu verdanken, dass Marius Birthe
dafür bezahlte, sich um die Mädchen zu kümmern. Sie selbst wäre gar nicht auf
die Idee gekommen, ihrer Schwester dafür Geld zu geben, zumal sie sich das nie
hätte leisten können, aber letzten Endes war es genau die richtige
Vorgehensweise. Ihre Töchter waren meistens versorgt und sie brauchte kein schlechtes
Gewissen zu haben, dass sie bei Birthe in deren Schuld stand.
Sie strich ihrer Tochter über die
Wange. „Du musst nicht mit ihnen sprechen, wenn du nicht willst.“
Judith schüttelte den Kopf. „Nein,
wenn du das schaffst, schaffe ich das auch.“
„Das ist mein Mädchen. Also gut,
dann komm.“
Sie standen auf und verließen das
Zimmer. Sie ging ihrer Tochter voran die Treppe hinunter und sah die beiden
Männer vom Morgen auf der Garnitur sitzen, während Zoe mit dem Rücken zu ihnen
in der Küche ein Tablett mit Geschirr vorbereitete. Sie hörte, wie die
Kaffeemaschine lief. Ja, auf Zoe war Verlass.
„Frau Keller, Fräulein Keller, wir
wissen, dass das alles sehr schwer für Sie beide ist, aber wir haben noch ein
paar Fragen an Sie.“
Seinen Worten zum Trotz machte der
ältere Beamte, Hauptkommissar Funke, wenn sie sich nicht irrte, einen ziemlich
unerbittlichen Eindruck. Es war klar, dass er nicht gekommen war, um sich mit
Entschuldigungen abspeisen zu lassen. Er würde seine Fragen stellen und nicht
eher weichen, bis sie sie ihm beantwortet hatten. Beide Männer waren
aufgestanden und sie bedeutete ihnen, dass sie wieder Platz nehmen konnten.
„Ist gut, können wir das zusammen
erledigen?“
Es war eine rhetorische Frage und
der Blick, den sie ihm dabei zuwarf, sollte keine Zweifel daran offen lassen.
Judith war erst sechzehn und sie würde den Teufel tun, als sie allein mit ihr
reden zu lassen.
„Kein Problem. Dann kann Herr
Behrend hier sich in der Zwischenzeit mal mit Frau Ludwig unterhalten.“
Almut warf ihrer Freundin einen Blick
zu, die soeben Kaffee in die Thermoskanne goss.
„Gern“, sagte sie. „Ich bring euch
eben nur das Tablett, dann können wir beide vielleicht ins Gästezimmer
gehen?“
Zoe kam mit dem Tablett an den
Tisch.
„Ich mach das schon, danke, Zoe“,
sagte Almut, nachdem Zoe alles abgestellt hatte. Sie griff Judith am Arm und
zog sie mit Richtung Sofa, von dem Herr Behrend sich eben erhob. Sie sah ihm
nach, wie er Zoe nach oben folgte und setzte sich anschließend mitsamt ihrer
Tochter dem Hauptkommissar gegenüber. Sie verteilte die Tassen und goss dann
etwas Kaffee ein.
„Vielen Dank, aber es wäre nicht
nötig gewesen.“
„Da Zoe nun schon mal Kaffee
aufgesetzt hat, wäre es doch dumm, ihn nicht zu trinken, oder was meinen Sie?“
Funke nahm sich etwas Milch und
rührte in der Tasse herum. „Ihre Freundin ist sehr umsichtig.“
„Wir sind sehr froh, dass sie hier
ist.“
Funke nahm einen Schluck. „Das
glaube ich Ihnen gern. Es ist schön zu wissen, dass man Freunde hat, auf die
man in der Not bauen kann.“
War Zoe jetzt das Thema? Wohl kaum.
„Weshalb sind Sie noch mal hier?“
„Zum einen möchte ich Sie gern auf
dem laufenden halten, was die Ermittlungen betrifft.“
„Soll das heißen, Sie haben schon
eine Spur?“
Er winkte ab. „So schnell geht das
nicht. Aber ich verspreche Ihnen, dass Sie als erstes erfahren, wenn wir
jemanden festnehmen. Nein, die Untersuchungen an Ihrer Tochter haben ergeben,
dass es sich aller
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