Die Mädchen (German Edition)
bitte...“
Sie legte beschwichtigend ihre Hand
auf die ihrer Tochter. „Tut mir leid, war nicht so gemeint.“ Dann sah sie Funke
an. „Also? Wieso ist es wichtig, ob Herr Masio arbeitslos ist?“
Er ignorierte sie und wandte sich
ihrer Tochter zu. „Hat deine Schwester mal mit deinem Freund gesprochen oder
vielleicht sogar was unternommen?“
Judith schüttelte den Kopf. „Nicht
dass ich wüsste.“
Warum fragte er das? Almut war
sicher, dass es nicht nur Neugier war. Hatte er einen Verdacht, dass Bent Sina
etwas angetan haben könnte? Aber wie kam er darauf? Hatte jemand sie zusammen
gesehen? War Sina etwa auch auf ihn hereingefallen?
Judith machte auf einmal große
Augen. „Verdächtigen Sie etwa Bent? Glauben Sie, dass er Sina umgebracht hat?“
Auch bei ihr schien der Groschen gefallen zu sein.
„Beruhige dich bitte. Das sind
alles nur Routinefragen.“
„Bent kann gar nichts damit zu tun
haben. Ich war von zwei bis halb elf die ganze Zeit mit ihm zusammen.“
Almut hatte keine Ahnung, ob ihre
Tochter die Wahrheit sagte oder nicht und Funke nahm ihre Aussage ohne
merkliche Regung hin. Ob er ihr glaubte? Hatte er Bent wirklich in Verdacht
oder klopfte er nur mal auf den Busch?
„Habt ihr, du und deine Schwester,
euch gut verstanden?“
Almut vermutete ganz stark, dass
Funke ziemlich erfolgreich in seinem Beruf war, denn was in diesem Mann
vorging, war nur schwer zu durchschauen. Wieso wechselte er jetzt auf einmal
das Thema? Hatte er Bent damit schon abgehakt? Das wäre schade gewesen, denn
gerade hatte sie angefangen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass sie Bent
Masio bald nicht mehr sehen müsste, wenn er erst mal im Gefängnis hockte. Oder
wollte er Judith nur ein bisschen verwirren?
„Ja.“
„Keine Auseinandersetzungen in
letzter Zeit?“
„Na ja, das Übliche halt. Aber
eigentlich sind wir immer gut klar gekommen.“
Almut konnte förmlich hören, dass
sie wieder den Tränen nah war, vielleicht auch, weil das, was sie sagte, nicht
ganz der Wahrheit entsprach.
Funke nickte und holte etwas aus
seiner Jackentasche heraus. Almut sah, wie er einen Plastikbeutel auf den Tisch
warf.
„Wenn du dich so gut mit deiner
Schwester verstanden hast, kannst du uns sicher sagen, woher das Geld stammt,
das wir in ihrem Zimmer gefunden haben.“
„Worum geht es?“
Frau Ludwig hatte es sich auf dem
Klappbett gemütlich gemacht, das in dem Gästezimmer im ersten Stock stand, und
dabei ihren unförmigen Körper noch unvorteilhafter in Szene gesetzt. Glen
musste sich zusammenreißen, dass er nicht das Gesicht verzog. Ihr selbst schien
es völlig gleichgültig zu sein, welche Wirkung sie auf andere hatte. Sie
strahlte ein Selbstbewusstsein aus, das seinesgleichen suchte. Aber vielleicht
war das auch alles nur Fassade, nur eine Art Schutzwall, den sie um sich herum
aufgebaut hatte und in ihr steckte eine zutiefst verletzliche Frau, die sie
niemandem zeigen wollte. Glen konnte sich gut vorstellen, dass sie es als
junges Mädchen nicht gerade leicht gehabt haben durfte.
„Sie haben heute Morgen ja schon
ein paar Andeutungen gemacht.“ Er machte es sich auf
einem scheinbar ausrangierten
dem
Schreibtischstuhl bequem,
der überhaupt nicht in das Zimmer passte,
so
gut man das eben konnte und stützte die Arme auf.
„Stimmt. Und?“
„Und deshalb glauben wir, dass Sie uns ein paar gute
Einblicke in die Familie geben können.“
Sie wiegte den Kopf hin und her.
„Das könnte ich wohl. Aber warum sollte ich?“
Kompliment. Diese Frau hatte
wirklich Talent, aufkommendes Mitleid im Keim zu ersticken. Was für eine
selbstgefällige Ziege.
Sein
erster Eindruck, nachdem er ihren Namen vernommen hatte, hatte ihn also nicht
getäuscht.
„Vielleicht wollen Sie uns ja
helfen, den Mörder eines Mädchens zu finden, der Tochter Ihrer besten
Freundin.“
„Das ist doch wohl eher Ihre
Aufgabe.“ Sie seufzte theatralisch. „Aber ich will mal nicht so sein. Nur dass
wir uns richtig verstehen. Ich tue das nicht, um Ihnen zu helfen. Ich mache das
nur für Almut. Also, was möchten Sie wissen?“
Glen verbiss sich einen Kommentar.
Warum sollte er sich mit ihr auf eine Diskussion einlassen, die einfach nur
sinnlos war, wenn es darum ging, den Mörder eines Mädchens zu finden?
„Wir haben einen Haufen Geld in
Sinas Zimmer gefunden. Haben Sie eine Idee, woher das stammen könnte?“
Wenn sie überrascht war, ließ sie
es sich zumindest nicht anmerken. „Wenn Sie Geld sagen, sprechen Sie
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