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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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nicht von
normalem Taschengeld.“
    Schlau. Glen schüttelte den Kopf.
    „Dachte ich mir. Wenn es versteckt
war, handelt es sich bestimmt um etwas Illegales und dann würde ich mir an
Ihrer Stelle mal Judiths Freund vorknöpfen. Der hat es nicht so mit dem Gesetz.“
    Das kam ja wie aus der Pistole
geschossen. Wusste sie etwas von diesem Freund, das sie auf diese Gedanken
brachte?
    „Sie meinen, es ist sein Geld und
Sina hat es für ihn aufbewahrt?“
    Sie hob beide Handflächen gen
Himmel. „Entweder so oder er hat sie für irgendetwas bezahlt.“
    „Warum sind Sie so sicher, dass es
etwas mit diesem Freund zu tun hat?“
    „Weil ich Augen im Kopf habe, im
Gegensatz zu manch anderem hier im Haus.“
    „Meinen Sie Judith?“
    Sie zuckte nur mit den Achseln.
    „War da etwas zwischen Sina und
Judiths Freund?“
    „Das Mädchen war bis über beide
Ohren in ihn verknallt.“
    Also hatte die Wrede Recht gehabt
mit ihrer Vermutung. „Und umgekehrt?“
    „Keine Ahnung. Kann mir eigentlich
nicht vorstellen, dass er als cooler Rocker mit so einem jungen Ding etwas
anfangen würde. Aber er hat hundertprozentig gewusst, dass sie ihn toll fand.
Irgendetwas lief zwischen den beiden. Ich hab sie mal gesehen, wie sie
miteinander getuschelt haben. Und er war auch der Grund, warum sie immer
rumgelaufen ist wie ein Flittchen.“
    Nach Retzlaff war sie jetzt schon
die zweite, die die beiden zusammen beobachtet hatte.
    „Und Judith?“
    „Die hatte keinen Plan. Blind vor
Liebe, das kennen Sie doch sicher.“
    Er merkte, wie er bei Ihrer
Bemerkung rot wurde und ärgerte sich, dass er sich vor ihr diese Blöße gab.
Ohne es zu wissen hatte sie bei ihm einen Nerv getroffen, denn seine letzte
Beziehung passte genau in diese Kategorie. Torben hatte ihn zum Narren gehalten
und er hatte es sich lange gefallen lassen, weil er ihn nicht verlieren wollte.
Viel zu lange, wie Doreen immer zu ihm gesagt hatte. Zum Glück war das jetzt
vorbei, aber wenn er Philipp nicht begegnet wäre, hätte er sich vielleicht noch
länger zum Affen gemacht.
    Sie musterte ihn nachdenklich und
stieß dann ein kurzes Lachen aus. „Obwohl bei Ihnen sicher anders als bei Judith
und Bent.“
    Er starrte sie an. Was hatte sie da
gesagt? „Wie bitte?“
    Sie machte eine wegwerfende
Handbewegung. „Nun regen Sie sich bloß nicht auf. Mir ist das völlig egal.“
    Er machte sich gerade. „Ich weiß
nicht, wovon Sie sprechen.“
    „Hören Sie auf. Das wissen Sie ganz
genau. Ich erkenne eine verwandte Seele, wenn ich sie sehe. Und damit meine ich
nicht, dass wir beide Brillenträger sind.“
    Unwillkürlich griff er sich an
seine Brille und schob sie ein Stück höher. Das Gefühl des Entsetzens über die
Unverschämtheit dieser Frau wich einer Verblüfftheit, als er verstand, was sie
ihm zu sagen versuchte.
    „Dass wir uns richtig verstehen,
außer Almut weiß niemand hier, dass ich lesbisch bin, und ich möchte auch, dass
das so bleibt. Aber ich dachte mir, Ihnen gegenüber spiele ich lieber mit offenen
Karten.“
    Meinte sie damit, ihm gegenüber,
weil er schwul war? Oder meinte sie die Polizei allgemein? Egal. Er sah keine
Veranlassung, mit ihr über sein Privatleben zu diskutieren, und ob sie eine
Freundin hatte, interessierte ihn erst recht nicht. Deshalb hakte er da lieber
nicht nach. Worum war es vorher gegangen? Ach ja, um Sina und Bent. Angeblich
wusste Judith nichts von der Schwärmerei ihrer Schwester, aber wenn doch, hatte
das Mädchen ein Motiv. Und die Gelegenheit hatte sie auch. Immerhin war sie die
letzte, die Sina lebend gesehen hatte.
    Er konzentrierte sich wieder aufs
Wesentliche. „Wann haben Sie Sina das letzte Mal gesehen?“
    Sie runzelte die Stirn. „Ist schon
ein bisschen her. Vielleicht eine Woche oder zehn Tage und das auch nur im
Vorbeigehen.“
    „Haben Sie eine Idee, was Sina
gestern vorgehabt hat?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht war sie
mit Bent verabredet. Es sollte auf jeden Fall niemand wissen, was sie vorhatte,
sonst hätte sie Birthe nicht weisgemacht, sie wäre bei ihrem Vater.“
    „Passte es eigentlich zu ihr, sich
auf diese Weise ein Alibi zu verschaffen?“
    „Wie die Faust aufs Auge oder Arsch
auf Eimer, wie ich immer sage.“
    Charmant. „Wieso?“
    Sie seufzte. „Also, wenn Sie die
anderen fragen, werden Sie hören, dass Sina lieb war und sehr zurückhaltend,
blablabla.“
    „Und das war sie nicht?“
    „Nein, ganz und gar nicht.“
    Sie deutete seinen zweifelnden
Blick richtig. „Sie denken jetzt

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