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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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überhaupt nicht verstehen konnte. Es schien
gerade so, als ob er schon vorher wusste, dass das auf dem Bild nicht ihre
Tochter sein konnte. Und das war ja wohl absurd. Woher sollte er das gewusst
haben? Und doch, so ganz geheuer war ihr sein Verhalten nicht. Auf ihre Fragen
hatte er nicht reagiert, sondern immer nur beteuert, dass er sicher war, Merle
war nichts passiert. Sie hatte das Gefühl, als ob mehr dahinter steckte, als
sein fester Glauben daran, dass er ihr etwas verheimlichte. Na, es war sicher
nicht das erste Mal, wenn sie da an Susi aus seinem Büro dachte. Vielleicht
hatte sein Verhalten auch gar nichts mit Merle zu tun.   
    Sie lauschte. Jetzt hatte er oben
das Wasser aufgedreht. Alles klar, dann konnte sie es riskieren. Leise öffnete
sie die Tür zum Garten und lehnte sie hinter sich an. Eiligen Schrittes machte
sie sich auf zur Gartenlaube und ihrem Versteck. Sie kramte die Plastiktüte mit
den Flaschen hervor und holte die bereits angebrochene heraus. Wie eine Irre
drehte sie sie mit zitternden Händen auf und nahm einen kräftigen Schluck. Sie
merkte, dass etwas Wodka auf ihren Pullover tropfte, aber das war ihr egal.
Endlich! Noch einen. Tat das gut. Vielleicht konnte sie die Flasche ja mit
hinein nehmen und irgendwo vor Simon verstecken. Sie konnte sie beispielsweise
in den Schrank unter der Spüle stellen, da sah er ohnehin nie nach. Wozu auch?
Er benutzte ja schließlich die Reinigungsmittel nicht. Sie nahm noch einen großen
Schluck und ging dann mit der Flasche zurück.
    Sie hatte eben die Tür zur Küche
erreicht, als sie plötzlich eine Bewegung hinter sich spürte. Ehe sie sich
umdrehen konnte, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie schrie auf und
ließ vor Schreck die Flasche fallen. Es gab einen lauten Knall und die Flasche
zersprang in tausend Scherben.
    „Mein Gott, bist du schreckhaft“,
sagte eine Stimme mit spöttischem Unterton, die ihr sehr vertraut war.
    Sie fuhr herum und gab ihrem Bruder
eine schallende Ohrfeige.
    „Aua“, rief er und rieb sich die
linke Wange.
    „Selbst schuld. Was schleichst du
dich hier auch im Dunkeln an mich ran? Was willst du überhaupt hier?“
    „Ich freu mich auch, dich zu
sehen.“
    Sie ignorierte die Ironie. „Ich hab
seit gestern Abend fast ununterbrochen versucht, dich zu erreichen. Und hatte
immer nur die Mailbox dran. Entschuldige bitte, wenn ich jetzt nicht gleich in
Begeisterungsstürme ausbreche, weil du plötzlich hier auftauchst.“
    Sie hatte schon den Türgriff in der
Hand, aber er hielt sie zurück. „Bitte nicht, Cordula. Ich hab keine Lust,
deinem Arschloch von Mann zu begegnen.“
    „Na, hör mal. Was fällt dir denn
ein?“
    „Ganz ehrlich, Cordu? Wie du es bei
dem Typen aushältst, das ist mir echt schleierhaft.“ Dann stutzte er. „Du hast
versucht, mich zu erreichen?“
    „Das weißt du gar nicht? Hörst du
denn nie deine Mailbox ab?“
    „Der Akku war leer, sorry.“
    Faule Ausrede! Es war echt kaum zu
glauben. Da hatte sie ihn als Unterstützung gebraucht und er hielt es nicht mal
für nötig, seine Nachrichten abzuhören.
    „Wenn du nicht deswegen hier bist,
was willst du dann?“
    „Ich hab gehofft, dass ich dich
alleine erwische. Ich brauche ein wenig Geld.“
    Cordula konnte es nicht fassen.
Erst machte er ihr den schönen Schnaps kaputt und jetzt wollte er auch noch
Geld. Aber warum war sie darüber eigentlich überrascht? Er kam doch immer nur
dann, wenn er Geld brauchte.
    „Das hätte ich mir ja denken
können.“
    „Bitte Cordu, ich würde dich nicht
darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre.“
    „Wie viel brauchst du?“
    „Fünftausend.“
    „Was? Unmöglich. Wofür brauchst du
so viel Geld?“
    „Das willst du lieber nicht wissen.
Ich hab mich da auf was eingelassen und die Typen verstehen echt keinen Spaß.“
    Sie hob die Hand. „Schon gut. Du
hast Recht. Ich will es wirklich nicht wissen.“ Sie hatte die Verzweiflung in
seiner Stimme gehört, aber er war im Moment nicht ihre größte Sorge.
    „Tut mir leid, mein Lieber, aber
für deine Sperenzien hab ich echt kein Ohr. Merle ist verschwunden.“
    „Was?“ rief er, die Augen entsetzt
geweitet.
    „Seit gestern Nachmittag haben wir
nichts von ihr gehört. Wenn du einmal deine Nachrichten abgehört hättest,
wüsstest du das längst. Du siehst also, dass ich echt andere Probleme hab.“
    „Das tut mir echt leid.“ Er sah auf
seine Armbanduhr. „Okay. Ich muss dann auch mal.“
    „Und was willst du wegen des

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