Die Mädchen (German Edition)
sprechen, weil sie zu den
Menschen dort keine reale Beziehung hat.“
Maggie stützte ihre Ellenbogen auf und ließ ihren Kopf in ihre Hände
sinken. „Mein Gott, ich glaub, du könntest echt Recht haben. Scheiße! Während
ich denke, dass sie sich zurückzieht, weil wir sie mit unserer Liebe
überfordern oder sie uns womöglich nicht mehr liebt…“
„Zieht sie sich in Wahrheit von euch zurück, gerade weil sie euch sehr
liebt und euch deshalb schützen will.“
Tränen liefen wieder über Maggies Gesicht, aber dieses Mal war scheinbar
auch etwas Erleichterung dabei. „Mann, Johanna. Was macht unsere Tochter da nur
durch? Will lieber alles mit sich selbst ausmachen. Sie muss doch wissen, dass
wir ihr niemals die Schuld dafür geben würden, was passiert ist.“
Johanna wiegte den Kopf hin und her. „Ich denke, dabei geht es nicht so
sehr um euch. Sie gibt sich selbst die Schuld dafür. Und sie kann sich selbst
nicht verzeihen, dass sie euch damit in so eine Situation gebracht hat.“
Maggie nahm sich noch ein Küchentuch und schnaubte einmal kräftig aus.
„Kannst du mir mal sagen, warum wir einen Therapeuten beschäftigen, wenn ein Gespräch mit dir reicht, um dahinter zu kommen, was mit unserer Tochter los
ist?“
„Vergiss nicht, es ist nur eine Vermutung.“
„Aber eine äußerst logische.“ Sie seufzte. „Nun ist es aber genug mit
meinen Problemen. Wie geht es dir überhaupt?“
Johanna strich sich über ihren Bauch. „Bis auf das elendige Sodbrennen ist
alles okay.“
„Weißt du, was hilft? Kümmeltee.“
„Kümmeltee?“ Sie rümpfte die Nase. Sie konnte Kümmel schon als Gewürz kaum
ertragen und jetzt sollte sie ihn als Tee zu sich nehmen?
„Ich weiß. Geht eigentlich gar nicht. Aber bei mir war das das einzige,
das geholfen hat. Bei Helen damals hatte ich auch jeden Tag Sodbrennen. Meine
Schwiegermutter kam da auf den glorreichen Gedanken, ich sollte ab und an einen
Teelöffel scharfen Senf zu mir nehmen.“
„Igitt!“
„Eben. Kannst dir ja vorstellen, wie das geholfen hat. Aber dann hat meine
Frauenärztin mir den Tipp mit Kümmeltee gegeben und der hilft wirklich.
Schmeckt grauenhaft, aber hilft.“
„Na, dann werde ich mir mal welchen holen.“
„Ich finde übrigens, dein Bauch ist schon ganz schön groß. Sechster Monat,
oder?“
„Siebenter.“
„Und wie kommt Roman jetzt klar damit?“
„Er freut sich wie wahnsinnig.“
„Also keine Bedenken mehr, dass ihr euch nach der Geburt zu sehr
einschränken müsst?“
„Überhaupt keine. Und weißt du was? Mittlerweile glaub ich fast, dass
seine Zweifel ganz woanders herkamen.“
Maggie machte ein erstauntes Gesicht. „Was meinst du?“
„Ich weiß auch nicht. Er ist so dermaßen besorgt um mich und das Kind. Er
hat furchtbare Angst, dass noch etwas schief gehen könnte bis zur Geburt.“
„Ach so“, nickte Maggie langsam. „Du meinst, dass er wegen dieser Angst in
Wirklichkeit gegen die Schwangerschaft war.“
„Ja, aber eher unbewusst. Na, ist ja auch egal. Jetzt ist er Feuer und
Flamme und freut sich wie doll auf unser Kind. Und ich mich auch. Ich kann es
kaum noch abwarten. Am liebsten wäre es mir, ich könnte die Zeit drei Monate
vordrehen.“
Maggie lächelte. „Warte, bis das Kleine erst da ist und die ganze Nacht
schreit. Dann wünschst du dir wieder die entspannte Zeit der Schwangerschaft
zurück.“
„Kann schon sein. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich noch dicker werde,
vergeht mir echt alles. Ich weiß ja jetzt schon kaum noch, wie ich im Bett
liegen soll.“
„Da kann ich dir leider auch keinen Rat geben.“ Ihr Blick fiel auf die
Teller. „Willst du noch Suppe?“
„Nein danke.“
„Ich auch nicht.“
„Weißt du was? Warum ziehen wir nicht um ins Wohnzimmer und machen es uns
da gemütlich? Wenn nichts im Fernsehen kommt, guck ich mal, ob ich nicht einen
schönen Muschifilm auf DVD für uns finde, okay?“
Cordula Grothe hatte Kopfschmerzen
und einen völlig ausgetrockneten Mund. Mein Gott, konnte sie jetzt einen
Schluck vertragen. Vielleicht würde dann auch endlich das Zittern in ihrer Hand
aufhören. Sie war sicher, dass Simon das auch schon aufgefallen war, wie er sie
angesehen hatte, obwohl sie versucht hatte, es so gut es ging zu verbergen,
aber er vermutete hoffentlich, dass das nur mit Merle zusammenhing. Den ganzen
Tag war sie nicht ungestört gewesen, weil Simon sie einfach nicht aus den Augen
gelassen hatte und sie war innerlich fast durchgedreht. So viel
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