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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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eigentlich einen
anderen Ausdruck geben. Sie wusste nur nicht, welchen, denn ihr war einfach
nicht klar gewesen, was aus ihnen werden sollte. Was sie gebraucht hätte, um
das herauszufinden, war Abstand, doch wie sollte sie den gewinnen, solange Timo
auch noch bei ihr im Haus wohnte?
    Es war etwa vier Monate her, dass
sie Sex gehabt hatten, was er natürlich als einen Neuanfang für eine Beziehung
mit ihr gedeutet hatte. Sie hatte daraufhin in einem klärenden Gespräch erkennen
lassen, dass sie noch nicht so weit war, was er wiederum bereitwillig
akzeptiert hatte. Doch so einfach war das nicht, wenn man ständig aufeinander
traf. Es hatte keine drei Tage gedauert, da stand er auf ihrer Matte und lud
sie ins Kino ein, am nächsten Tag hatte er für sie gekocht und den Tag darauf,
einen Samstag, wollte er sie zu einem Stadtbummel mitnehmen.
    Da war ihr der Kragen geplatzt. Sie
hatte ihn angemacht, dass er, wenn er so weitermachte, auf dem besten Weg war,
alles kaputt zu machen. Er hatte entgegnet, dass er jetzt aufgeben würde und es
ab sofort an ihr wäre, den nächsten Schritt zu tun. An sich vernünftig, eine
nachvollziehbare Reaktion, aber seitdem war er eingeschnappt, anders konnte sie
es nicht bezeichnen. Wann immer sie sich begegneten, war er mehr als kurz
angebunden, wich ihr aus und gab ihr kaum Gelegenheit, auch nur das Wort an ihn
zu richten. Sie wiederum war einfach nicht in der Lage gewesen, einzuschätzen,
was sie wollte, und das erleichterte die Sache auch nicht gerade.
    Sie hatte befürchtet, dass diese
Unschlüssigkeit sie noch verrückt machen würde und hatte sich selbst deswegen
nicht leiden können. Auf der einen Seite sehnte sie sich nach ihm, nach seinen
Berührungen, doch andererseits hatte sie auch Angst davor, eine neue Beziehung
einzugehen, Angst, wieder verletzt zu werden. So verrückt es auch war, aber sie
war sicher, dass ihr das alles leichter gefallen wäre, hätte Timo nicht diese
Ähnlichkeit mit ihrem Exfreund gehabt. Das war es, das sie zunächst angezogen
hatte und sie musste sich fragen, ob das nicht letztendlich das einzige war,
das sie an ihm reizte. Die neun Monate, die er in Tokio gewesen war, hatte sie
schließlich auch schadlos überstanden. Vielleicht maßen sie der gemeinsamen
Nacht einfach zuviel Bedeutung bei und es war nichts weiter als eben eine
Nacht.
    Doch jetzt hatte Timo ihr
offensichtlich die Entscheidung abgenommen. Es war endgültig vorbei und diese
Erkenntnis tat ungemein weh. Bislang hatte sie nur vermutet, dass er etwas
laufen hatte, und das war nicht schwer, war sie schließlich nicht völlig
verblödet. Da er keine Nacht in den letzten Wochen zu Hause verbracht hatte,
konnte das nur bedeuten, dass er bei einer Frau schlief. Aber solange sie diese
nicht gesehen hatte, war das alles nicht so schlimm, weil es dadurch irgendwie
noch nicht wahr war. Das war jetzt anders. Die Tatsache, dass er sich mit einer
anderen getröstet hatte, konnte sie nicht mehr wegleugnen, da sie ihr Auge in
Auge gegenüber gestanden hatte. Und die Gewissheit, dass er tatsächlich eine
Neue hatte, traf sie heftiger als gedacht.
    Nur, was hatte sie denn auch
erwartet? Dass er sich alles gefallen ließ? Dass er auf sie wartete, bis sie
sich mal entschieden hatte, was sie wollte? Sie konnte ihm eigentlich gar
nichts vorwerfen, denn Hoffnungen hatte sie ihm ja auch nicht gerade gemacht.
Und trotzdem fühlte sich das alles wie ein Verrat an. Sie wusste, er war noch
nicht durch mit ihr. Ein Blick auf die neue Frau an seiner Seite und das war
klar. Die Frage war nur, war ihm das bewusst? Wollte er sie damit treffen oder
hatte er keine Ahnung, warum er gerade diese Frau ausgesucht hatte?
    Und wie sie so darüber nachdachte,
fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wieso war ihr das nicht sofort
aufgefallen? Er tat das gleiche wie sie. Er ließ sich mit jemandem ein, der
seiner großen Liebe ähnlich sah, so wie sie etwas mit ihm angefangen hatte,
weil er ihrem Ex so glich. Scheiße, jetzt waren sie quitt!
     
    „Und? Wie geht es ihm?“ wollte
Luisa wissen, als Timo in den Warteraum der Intensivstation kam.
    Sie war aufgesprungen und berührte
ihn leicht am Arm. Er konnte sich nicht helfen, aber es irritierte ihn nach wie
vor, dass sie da war. Was hatte sie nicht verstanden, als er sie gebeten hatte,
zu Hause auf ihn zu warten? Er schüttelte den Kopf.
    „Keine Ahnung. Es ist jedenfalls
kein schöner Anblick, das kann ich dir sagen. Er schläft jetzt oder vielleicht
hat er auch einfach das

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