Die Mädchen (German Edition)
beantwortet, stattdessen eine Gegenfrage gestellt, in der
Hoffnung, sie damit abzulenken.
„Das sind Spitzfindigkeiten. Das
sollten Sie lieber lassen.“
„Meine Güte, ich hab einfach nicht
daran gedacht, dass das Sina Keller war. Wie gesagt, erstens trainiere ich die
Mädchen nur höchstens einmal im Monat und Sina war kaum dabei.“
Selbst in seinen Ohren klang das
nach Ausreden. Was sollten sie dann erst denken?
Frohloff nahm einen Schluck Kaffee
und stellte sie Tasse wieder ab. „Aber Sie haben sie einmal nach Hause gefahren.“
„Wer sagt das?“ Zu hastig.
„Eines der Mädchen hat Sie dabei
beobachtet.“
„Also schön. Es stimmt.“ Er nahm
einen Schluck aus seinem Becher und hoffte, dass seine Hand dabei nicht zu sehr
zitterte. Jetzt galt es vorsichtig zu sein, sonst drehte man ihm ganz schnell
einen Strick aus allen unbedachten Äußerungen.
„Ich hab Sina mal nach Hause
gefahren. Soweit ich mich erinnern kann, wurde sie sonst immer abgeholt. Aber
dieses Mal klappte das nicht und sie hätte eine Stunde auf den Bus warten müssen.
Da hat sie mich gefragt, ob ich sie nicht schnell mit rum nehmen könnte.“
„Sie wurde sonst abgeholt? Von
wem?“
Er hob die Hände. „Keine Ahnung.
Ich hab nicht gefragt. Ich glaub ich hab sie mal auf ein Motorrad steigen
sehen, aber wer das war, weiß ich nicht.“
An der Reaktion der beiden konnte
er ablesen, dass sie sehr wohl wussten, wer das gewesen sein konnte.
„Und als Sie Sina mitgenommen
haben, ist Ihnen da etwas an ihr aufgefallen?“
„Was sollte mir da aufgefallen
sein?“
„Worüber haben Sie gesprochen?“
Er runzelte die Stirn. „Also, Sie
stellen Fragen. Das ist doch mindestens zwei Monate her. Wie soll ich mich
daran erinnern?“
„Nehmen Sie häufiger junge Mädchen
in Ihrem Wagen mit, Herr Müller?“
Er strafte ihn mit einem
entrüsteten Blick. „Was wollen Sie mir hier unterstellen, Herr Frohloff? Dass
ich kleinen Mädchen nachstelle?“
Er zuckte nur mit den Schultern.
„Sina Keller war ein hübsches Mädchen.“
„Sie war vierzehn, Herrgott!“
„Das stellt für viele kein
Hindernis dar.“
„Für mich schon.“
„Worüber haben Sie mit Sina Keller
gesprochen?“ Er gab nicht auf.
Er konnte sich noch zu gut daran
erinnern, wie die Fahrt damals abgelaufen war. Kurios traf es nicht im
Mindesten.
„Wo wohnst du denn eigentlich?“
hatte er sie gefragt, nachdem sie beide im Auto saßen.
Sie hatte ihm die Adresse genannt
und er hatte anerkennend genickt. Eine gute Gegend. Sie kam anscheinend aus
gutem Haus. Eine Zeitlang hatten sie geschwiegen. Dann fing es an, merkwürdig
zu werden.
„Wie gefällt Ihnen mein Rock?“
Er hatte den noch gar nicht zur
Kenntnis genommen und warf jetzt einen Blick auf den Beifahrersitz. Ein
Schottenrock, der extrem kurz war und den Blick auf wohlgeformte, schlanke
Beine freigab. Wenn er eine Tochter in dem Alter gehabt hätte, hätte er ihn ihr
nicht erlaubt.
„Er sieht gut aus, ist aber ein
bisschen kurz.“
„Finden Sie?“
„Ja.“
„Aber muss ein Rock bei einem
Mädchen wie mir nicht kurz sein?“
„Ich verstehe nicht…“
„Schauen Sie doch noch mal genau
hin.“
Das hatte er getan und wäre fast
von der Spur abgekommen. Sie hatte ihren Rock hochgeschoben und er konnte
sehen, dass sie ein rosafarbenes Höschen darunter trug.
„Ehm, Sina, könntest du dich wieder
normal hinsetzen?“
„Findest du es nicht schön, wie ich
sitze?“
Ihm wurde heiß und kalt. Worauf
hatte er sich hier bloß eingelassen? Dass sie ihn duzte, ließ er unkommentiert.
„Nein.“
„Ach komm schon, Lars. Stell dich
nicht so an.“ Sie griff nach seiner Hand und legte sie sich auf das Bein.
Er zog sie weg, als ob er sich
verbrannt hatte. Er fuhr rechts ran und haute in die Eisen. Dann wandte er sich
ihr zu.
„Jetzt pass mal auf. Ich bin nicht
interessiert, ist das klar? Ich weiß nicht, was du hier für ein Spiel mit mir
spielst, aber das kannst du so was von vergessen. Du hörst sofort damit auf,
oder ich schmeiße dich hier mit Sack und Pack raus und du kannst sehen, wie du
nach Hause kommst.“
„Ist ja gut. Reg dich ab.“ Sie
zupfte sich den Rock zurecht. „Mach dir bloß nicht ins Hemd, du alter
Schlappschwanz.“
Er hatte die Hände ums Lenkrad
geklammert, um sich selbst daran zu hindern, ihr eine Ohrfeige zu verpassen. Wo
war das alles hergekommen? Sie hatte auf ihn den Eindruck eines ganz normalen
Mädchens gemacht, eher sogar schüchtern, und jetzt das. Er hoffte,
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