Die Mädchen (German Edition)
über dem Kopf zusammen. Waren junge Mädchen wirklich so bescheuert?
„Wie war das mit den Klamotten?
Haben Sie für
die
aufreizenden Sachen
gesorgt
?“
„In der Wohnung waren Dessous, andere Sachen und
das Make up hinterlegt. A
ber
beide haben sich von dem Geld ziemlich viel ähnliche Klamotten gekauft. Sie
hatten Geschmack daran gefunden, nehme ich an.“
„Wie viel Geld bekamen die Mädchen für so eine
Show?“
„Z
ehn
Euro.“
„Nicht besonders viel.“
„Aber sie traten fast jeden Tag auf, manchmal auch
zweimal.
Das sind dann
mindestens
siebzig
Euro in der Woche und
ungefähr dreihundert
im
Monat.
Merle hatte sicher noch mehr. Die konnte von den Auftritten nicht
genug kriegen.
“
Funke musste ihm recht geben.
Es klang zuerst nicht viel, aber
letztendlich kam da eine ganz schöne Summe zusammen, f
ür eine Vierzehnjährige sicher ein
Vermögen.
„Hat man
nach dem Mord an Sina Kontakt zu
Ihnen
aufgenommen?“
„Nein, zuerst nicht.
Ich denke mal, die w
ussten
ja nicht, dass es sich bei der
Toten um eines der Mädchen auf ihrer Seite handelt.“
Das wiederum konnte Funke kaum glauben.
„Die müssen doch gemerkt haben,
dass die Seite nicht
wie sonst
in Betrieb war
.
“
Das schien Masio nachdenklich zu machen.
„Vielleicht d
achten
sie, sie ist krank.
Ist ja auch egal. Jedenfalls war ich am
Donnerstagnachmittag bei Heinze, hab ihm den Schlüssel für die Wohnung gegeben
und ihm gesagt, was passiert ist. Sie können mir glauben, er hatte keine
Ahnung. Und ein paar Stunden später bekam ich eine SMS, dass ich mir keine
Sorgen machen müsste, ich wäre raus aus der Sache.“
Das hörte sich tatsächlich so an,
als wäre den Hintermännern das jetzt zu heiß geworden. Selbst wenn Sina sich
geweigert hatte, weiterzumachen, führte der Mord an ihr nur dazu, dass sich die
Polizei näher mit ihr beschäftigte und mit dem, was sie tat. Da war das Risiko
aufzufliegen viel zu hoch.
„Und Merle? Wollte sie nicht wieder
auftreten?“
„Ich hab ihr gesagt, die Sache ist
gestorben. Und sie war richtig sauer deswegen.“
Klar. Weil sie sich an den
zusätzlichen Geldregen gewöhnt hatte.
„Warum sind Sie
Mittwochnacht
bei Kellers zu Hause aufgetaucht
?“ fragte Behrend.
„Die Sehnsucht
nach Judith wird es ja wohl nicht gewesen sein.“
Masio ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken.
Sein Oberschenkel hatte zu
zittern aufgehört. „Ich wollte eigentlich die Biege machen. Ich war deshalb bei
meiner Schwester und wollte mir Geld leihen,
um meine Schulden
zurückzahlen zu können,
aber
sie hat mir nichts gegeben.
Stattdessen hat sie mir erzählt, dass Merle
verschwunden war. Das war ein Schock, kann ich Ihnen sagen.“
Funke sah erstaunt in die Runde. „Sie war nicht bei
Ihnen?“
„Nein. Ich hatte sie
so gegen
halb s
ieben
das letzte Mal gesehen.
“
„Moment mal“, meldete Frohloff sich zu Wort. „Sie
haben Merle
am Mittwoch
gesehen?“
„Ja. Sie hatte eine Show von
fünf
bis
sechs
, war allerdings etwas später
dran. Ich dachte schon, sie würde mich auch versetzen, aber dann kam sie doch
noch.“
„Haben Sie uns nicht erzählt, dass
Sie den ganzen Nachmittag mit Judith Keller zusammen waren?“
Masio sah auf den Boden. „
Ich weiß. Aber die Wahrheit hätte
ich Ihnen ja wohl schlecht sagen können.“
„Und wann sind Sie dann wieder mit
Judith zusammengetroffen?“
„Ich hatte sie bei einer Freundin
abgesetzt, die bei ihr in der Nähe wohnt und da hab ich sie gegen sieben wieder
eingesammelt.“
Und warum hatte Judith das nie
erwähnt?
„Also schön. Sie waren bei Ihrer Schwester, und
dann?“
Behrend
kam wieder
zum Ausgangspunkt
zurück
.
„Cordula hat mir kein Geld
gegeben, sodass ich mich nicht freikaufen konnte.
Dann hab ich gedacht, dass ich mich
außerdem
erst recht verdächtig mache, wenn
ich plötzlich untertauche. I
ch dachte, wenn ich die Nacht bei Kellers
verbringe, würde niemand glauben, dass ich Sina umgebracht habe.
Dann würde ich doch so weit wie
möglich von den Kellers Abstand nehmen.
“
Er hatte wirklich merkwürdige Gedankengänge, wie
der, dass sein Freund die Leiche hatte finden sollen.
Funke fragte sich, aus welchen Büchern oder
wahrscheinlich eher Filmen er seine Weisheiten nahm.
Er sah in die Runde. „Habt ihr noch Fragen?“
Kopfschütteln allenthalben, woraufhin er das
Tonband abstellte.
„Was passiert jetzt?“
„Mit Ihnen, meinen Sie? Sie werden dem Haftrichter
vorgeführt
, der dann
entscheidet, ob es für eine Untersuchungshaft
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