Die Mädchen (German Edition)
nur
Tuchel im Sinn, als ich
dich
eingeladen hab. Ich finde, w
ir haben uns in letzter Zeit
viel zu selten
gesehen.
Privat, meine ich. Und dann
lernst du Philipp auch mal näher
kennen.“
„
Und du bist sicher, dass ich euch nicht störe?
“
„
Sonst hätte ich dich wohl kaum gefragt. Außerdem
denke ich,
wir können
uns beim Essen gerade noch zurückhalten.
“
„Es läuft gut mit euch, oder?“
Er
nickte, löste sich von ihr und hielt ihr die Tür
zur Kantine auf.
„Besser als ich gedacht hätte“, sagte er mit gesenkter Stimme, weil er nicht
riskieren wollte, dass irgendein neugieriger Kollege im Speisesaal mitbekam,
worüber sie sprachen. E
s
war nicht so, dass er mit seinem Schwulsein hinterm Berg hielt,
alle seine Freunde und seine
Familie wussten davon,
aber
er ging auch nicht damit hausieren. Sein Privatleben ging niemanden etwas an
und gerade im Kollegenkreis war
er damit vorsichtig. Offen
angefeindet würde er vielleicht nicht werden, weil er beispielsweise Funke oder
Frohloff auf seiner Seite hatte, aber hinter
seinem
Rücken
würde über ihn getuschelt werden
, da war er sicher
.
Man
hätte
Witze über ihn
ge
mach
t
, e
r wäre nur noch der Homo, der Schwule, der
Arschficker oder
Ä
hnliches
gewesen
.
Vor allem, wenn etwas schief lief, würde man ihn
ganz schnell darauf reduzieren.
Homophobie war nach wie vor
in ihren Reihen
vorhanden, auch wenn offiziell das
Gegenteil behauptet wurde.
Ein Kollege
überlegte
sich dreimal
,
ob er ihm öffentlich auf die Schulter klopfen
sollte
, weil er
danach
vielleicht als Schwulenliebchen bezeichnet werden
würde.
Es war manchmal
schon ein wenig anstrengend, sich bedeckt zu halten, aber insgesamt doch der
einfachere Weg, und er hatte sich daran gewöhnt.
Er wusste, dass Verfechter gleicher Rechte für
Schwule wenig Verständnis für
Leute wie
ihn
hatten, weil sie meinten, dass gerade die Geheimhaltung
zur Homophobie beitrug, aber e
r war nie der Typ dafür
gewesen
,
s
ich mit einer Fahne in die erste Reihe der
Demonstranten zu stellen.
Außerdem
war
es
sein Leben
und
niemand hatte das Recht, ihm zu sagen, wie er es zu
führen hatte.
Doreen
drückte seinen Oberarm leicht. „Das freut mich für
dich. Ich finde übrigens, dass
er
optisch viel besser zu
dir
passt als der Arsch.
“
Doreen hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, von
Torben nur noch als dem Arsch zu sprechen.
Obwohl Glen und er fast ein Jahr zusammen gewesen waren und sie Glens beste
Freundin war, hatten die beiden sich nie richtig kennen gelernt
, weil
Torben
jedes geplante Treffen sabotiert
hatte
.
Und die Geschichten, die sie von
Glen zu hören bekommen hatte, hatten sie nicht gerade für ihn eingenommen, wenn
man es positiv ausdrücken wollte.
Sie hatte
Glen
hundertmal geraten,
Torben
endlich in die Wüste zu schicken und begeistert in
die Hände geklatscht, als es tatsächlich so weit war.
Dass Philipp dafür den Ausschlag gegeben hatte,
hatte sie sofort für ihn eingenommen, ohne dass sie ihn überhaupt
näher
kennen gelernt hatte.
„Findest du?“ fragte Glen grinsend.
„Allerdings. Er ist süß. Und was du mir von ihm
erzählt hast, gefällt mir gut
.“
Sie
standen
vor der Auswahltheke und
sahen
sich das Angebot an
.
„Na, wenn ich heute Abend was Ordentliches kriege,
reicht mir jetzt ein Brötchen.“
Sie hatten sich beide für zwei belegte Brötchen
entschieden und waren anschließend damit wieder
zurück in Richtung
Fahrstuhl unterwegs.
„Ich hab Funke übrigens noch nicht
erzählt, wer Philipp ist.“
„Du denkst, dass es ihn stören könnte?“
„Ich weiß nicht. Immerhin hat sein
Bruder Vicky erst in diese schlimme Lage gebracht.“
„Du sagst es. Es war sein Bruder.
Philipp hatte damit überhaupt nichts zu tun. Ich glaube, da machst du dir ganz
unnötige Sorgen.“
Glen war da nicht so sicher. Immerhin
hatte Vicky immer noch mit den Folgen zu kämpfen und er wollte nur ungern noch
Öl ins Feuer gießen. Deshalb hatte er sich in letzter Zeit sehr zurückgehalten,
wenn Funke ihn nach Privatem gefragt hatte. Eigentlich war es ärgerlich, weil
es ihm gefiel, wenn sein Boss auch mal Interesse an ihm als Person zeigte, und
nun war er es, der seinen Fragen auswich. Aber es war sicher besser, wenn noch
ein wenig mehr Zeit verging, ehe er Funke reinen Wein einschenkte.
„Außerdem kann Funke gar nichts
gegen ihn haben. Er ist viel zu nett.“
Er hatte nur gelacht.
„Und?
“ Philipp war interessiert.
„
Wie wird sie reagieren
, was meinst
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