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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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sollte er
Sina denn kennen?
    „Ich weiß es nicht. Aber ich
glaube, dass er die Seite kennt. Er hat mich nämlich neulich gefragt, wer am PC
gewesen wäre, und wenn du deine Spuren nicht verwischt hast, hat er die Seite
im Verlauf entdeckt.“
     
    Roman Frohloff hatte keinen Bedarf,
Besuch zu empfangen, noch dazu um diese Uhrzeit. So eine Unart der Leute
heutzutage, auch nach zehn noch bei anderen zu klingeln oder anzurufen. Er war
erst seit einer knappen Viertelstunde zu Hause, und das auch nur weil Holger
ihn regelrecht dazu gedrängt hatte. Streng genommen hätten sie wie Glen und
Doreen schon früher Schluss machen können, denn es war relativ schnell klar,
dass die Betreiber der Website nichts mit dem Mord an Sina Keller zu tun
hatten, aber Funke wollte unbedingt noch bei den Verhören der Kollegen von der
Sitte dabei sein. Ihm kam das nur recht, und wenn es nach ihm gegangen wäre,
wäre er immer noch im Dienst. Was sollte er ohne seine Frau zu Hause schon
anfangen? Er hatte eigentlich gedacht, dass er sich bei der Arbeit gut im Griff
gehabt hatte, aber Holger hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihm
besser half, wenn er ihm und den Kollegen nicht im Weg stand.
    „Maggie“, entfuhr es ihm, nachdem
er die Tür geöffnet hatte.
    „Lässt du mich rein?“
    Statt einer Antwort machte er
einfach die Tür weit auf, sodass sie problemlos hindurchgehen konnte. Er
schloss die Tür, nahm ihr den Mantel ab und bat sie ins Wohnzimmer. Es geschah
alles ganz automatisch, ohne dass er ein Wort an sie richtete. Er machte vieles
automatisch in den letzten Tagen, vielleicht war das der Grund, warum Holger
ihn an diesem Abend nicht mehr dabeihaben wollte.
    Maggie betrat das Wohnzimmer und
ihr Blick fiel auf die Flasche Rotwein, die er sich geöffnet hatte. „Gibst du
mir auch ein Glas?“
    „Sicher.“ Er ging an den Schrank,
öffnete die Vitrine in der Mitte und nahm ein weiteres Weinglas heraus. Dann
kam er zur ihr zum Sofa, auf dem sie bereits Platz genommen hatte, und goss ihr
ein wenig Wein ein. Nicht zu viel, sie musste ja noch fahren. Und außerdem
hatte er nicht vor, sie lange zu bewirten.
Wenn er schon nicht arbeiten durfte, wollte er
Er wollte
zumindest
allein sein
und
, in Ruhe an seine
Frau denken, wozu er den ganzen Tag kaum gekommen war.
Auf Smalltalk hatte er nun wahrlich keine Lust,
schon gar nicht mit Maggie.
Er setzte sich auf den Sessel ihr gegenüber.
    Maggie hob ihr Glas, prostete ihm
zu und nahm einen Schluck. „Mhm, der ist lecker.“
    Er tat es ihr nach und wartete ab.
Wenn Maggie um diese Zeit bei ihm auftauchte statt zu Hause zu sein, war es
kein zufälliges Vorbeischauen, sondern sie hatte dafür einen triftigen Grund.
    „Ich komme gerade von einem
Elternabend an Helens neuer Schule und dachte, ich schau mal kurz bei dir
vorbei. Wie geht es dir? Kommst du klar?“
    „Natürlich.“
    „Warst du noch mal im Krankenhaus?“
    „Heute Mittag. Johanna geht es
gut.“
    „Und? Kommt sie morgen nach Hause?“
    „Ich hab eben auf dem Nachhauseweg mit
ihr telefoniert. Der Arzt möchte noch ein paar Untersuchungen machen, nur um
ganz sicher zu gehen. Sie wird wohl noch ein, zwei Tage länger bleiben müssen.“
    Er versuchte, seinen Worten einen
unbekümmerten Ton zu verleihen, aber in seinem Inneren kam er fast um vor
Sorge. Erst hatte es geheißen, sie käme Dienstagmorgen raus und jetzt wollten
sie sie plötzlich noch zwei Tage länger dabehalten. Da stimmte doch etwas
nicht. Sie wollten ihm nur nicht die Wahrheit sagen.  
    „Dann besuche ich sie morgen noch
mal.“
    „Tu das.“
    Eine Weile saßen sie sich
schweigend gegenüber und nippten an ihrem Wein.
    „Ich hab dich gestern ein bisschen
beobachtet“, sagte Maggie schließlich.
    Aha, jetzt kam sie zum eigentlichen
Zweck ihres Besuchs. Ihm wurde komisch, wie immer wenn es mit Maggie zu privat
wurde. Dann kamen Erinnerungen an früher hoch, die besser dort blieben, wo sie
waren.
    „Du hast richtig Angst, oder?“
    „Ist das ein Wunder? Du warst nicht
dabei, wie ich sie im Bad gefunden habe, alles voller Blut. Ich dachte, das war
es jetzt.“
    Sie nickte. „Das verstehe ich. Aber
ich glaube, da ist noch etwas anderes.“
    Er wich ihrem prüfenden Blick aus.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
    „Deine Frau meint, du hast schon
länger Angst davor, dass etwas schief gehen könnte.“
    Na toll! Da plauderte Johanna mal
wieder ihre innersten Gedanken aus und wem musste sie ihr Herz ausschütten?
Maggie! Ausgerechnet

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