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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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ihr!
    „Ich denke, es ist normal, dass man
ein bisschen besorgt ist. Es ist schließlich unser erstes Kind.“
    „Und das ist alles?“
    Was wollte sie hier? Warum ließ sie
ihn nicht einfach allein? Demonstrativ warf er einen Blick auf seine Armbanduhr.
    „Es ist schon reichlich spät,
findest du nicht? Holger ist bestimmt auch gleich zu Hause.“
    Sie winkte ab. „Der kann auch gut
mal ein paar Minuten ohne mich auskommen.“
    Nanu? Das kam aber schroff rüber.
Hatten sie Streit
Ärger im
Paradies?
?
    „Tut mir leid, Maggie, aber ich bin
dir heute keine gute Gesellschaft. Nimm es mir nicht übel, ich würde lieber
allein sein.“
    „Das kann ich gut verstehen. Ich
will dir nur noch eines sagen. Das was jetzt gerade passiert, hat nichts mit
damals zu tun.“
    Er erstarrte. „Das weiß ich.“
    „Wirklich?“
    Meine Güte, hatte sie einen
durchdringenden Blick. Er erinnerte sich plötzlich daran, wie sie ihn früher so
gemustert hatte. Es ging ihm durch Mark und Bein, genau wie
damals
früher
.
. Wie hatte er das
vergessen können?
    „Ja.“
    „Ich hoffe es, ehrlich.“ Sie stand
auf und näherte sich ihm. „Es ist eine völlig andere Situation als damals.“
    Und wieso fühlte es sich für ihn
genauso schrecklich an? Er musste an den Traum denken, den er gehabt hatte, als
Johanna ihre Blutungen bekam. Als ob er etwas vorausgesehen hatte.
    „So viel anders nun auch wieder
nicht.“
    Sie nahm seine Hand. „Doch. Hör
mal, Roman. Deine Frau ist unendlich tapfer, aber was sie braucht, ist ein
Mann, der stark ist und nicht ständig zweifelt. Du musst an euch glauben.“
    „Tja, und das ist das Problem. Ich
hab damals auch an uns geglaubt. Und was hat es mir gebracht?“
    Er hatte es nicht erwähnen wollen,
aber sie wollte ja einfach keine Ruhe geben. Es war raus, bevor er sich hatte
bremsen können. Das hatte sie jetzt davon. Sie sah ihn mit trauriger Miene an
und nickte.
    „Genau das hatte ich befürchtet.
Roman, dass ich dich damals verlassen habe, hatte nichts mit meiner Fehlgeburt
zu tun.“
    Er war nicht überzeugt. „Na ja,
zwei Monate später warst du mit Holger zusammen.“
    Was taten sie hier eigentlich?
Seine Frau lag mit Komplikationen im Krankenhaus und sie diskutierten
Ereignisse, die keine Rolle mehr spielen sollten, die sie vor mehr als zwanzig
Jahren hätten hinter sich lassen sollen.
    „Jetzt hör mir mal zu. Die vorletzte
Nacht war schlimm für dich, aber deiner Frau geht es jetzt wieder gut. Die
Ärzte haben alles unter Kontrolle. Und jedes Ereignis hat ja nicht immer nur
schlechte Seiten. Vielleicht ist es ganz gut, dass wir jetzt mal gezwungen
sind, ein paar Dinge zu klären. Ich weiß nicht, ob du da etwas im Nachhinein
verklärst oder es damals wirklich nicht gesehen hast, aber unsere Beziehung
lief schon längst nicht mehr rund, als ich schwanger wurde.“
    Was redete sie da? Er versuchte
sich zu erinnern, ob er dafür Anzeichen fand, dass Maggie Recht hatte, aber ihm
fiel nichts ein.
    „Ich erinnere mich nur, dass ich
überglücklich war, als du mir erzählt hast, dass wir ein Kind bekommen.“
    „Ja, daran erinnere ich mich auch.“
    Klang das sarkastisch? Er musterte
sie, wie sie so vor ihm stand. „Aber wir haben doch Pläne geschmiedet, wo wir
hinziehen wollen, wie das mit der Arbeit weitergeht, ob du dein Studium auf Eis
legst.“
    „ Du hast Pläne geschmiedet.
Ich war nur zu feige, dir zu sagen, dass ich mir mein Leben anders vorgestellt
hatte.“
    Entgeistert   ließ er sich in den Sessel zurückfallen.
„Soll das heißen, du wolltest das Kind überhaupt nicht?“
    Sie setzte sich bei ihm auf die
Lehne. „Ich weiß es nicht. Ehrlich nicht.“
    Er war fassungslos. Wieso hatte sie
ihm das nur nie gesagt? Womöglich hatte er sie mit seinen Zukunftsplänen
verschreckt, obwohl er ihr eigentlich nur Mut hatte machen wollen.
    „Ich meine, ich hätte es niemals
abgetrieben oder so. Aber ich war erleichtert, als die Ärztin mir sagte, dass
das Baby tot war.“
    Das sagte sie so einfach
dahin. Sie war erleichtert gewesen. Man stelle sich das vor, erleichtert, dass
sie sein Kind nicht bekommen musste. Es fiel ihm schwer, das zu verdauen.
    Sie bemerkte seinen
Gesichtsausdruck und schüttelte den Kopf. „Das hört sich für dich jetzt bestimmt
gefühllos an, aber vielleicht kannst du das alles ja mal aus meiner Perspektive
sehen.
I
i ch
fühlte mich damals total eingeengt und in ein Leben gedrängt, in das ich nicht
hineinwollte. Und als ich das Baby verlor, war der ganze

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