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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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deine Mutter, ihr
hattet all die Jahre keine Ahnung
, dass es da noch einen anderen Sohn gab
?“
    „Gar keine. Im Gegenteil. Meine
Eltern waren für mich immer das leuchtende Vorbild der perfekten Ehe.“
    Sie nickte verstehend. Das musste
ein regelrechter Schock für ihn gewesen sein. Sein ganzes Weltbild war
erschüttert worden. Sein Vater hatte vor Urzeiten seine Mutter betrogen und
dabei ein Kind gezeugt. Und jetzt, wo er seinen Bruder endlich kennen lernen
konnte, lag der zu allem Überfluss auch noch im Koma. Schlimmer hätte es kaum
kommen können.
    „Hast du mit seiner Mutter
gesprochen?“
    „Ja. Eine beeindruckende Frau. Sie
glaubt übrigens nicht, dass er etwas mit dem Mord zu tun hat, in dem ihr
ermittelt.“
    In ihrer Magengegend machte sich
dieses nagende Gefühl breit, wie immer, wenn sie sich auf der falschen Fährte
wähnte. Sie legte die Stirn in Falten. „Wir haben das eigentlich auch nicht geglaubt.“
    „Eigentlich?“
    „Na ja, ich meine, warum versucht
er, sich das Leben zu nehmen, wenn er unschuldig ist? Er hatte doch nichts zu befürchten.“
    „Er hatte scheinbar nicht so viel
Vertrauen in eure Ermittlungsarbeit.“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Dann
war er dümmer, als ich gedacht hätte.“
    „Seine Mutter glaubt übrigens, dass
er in einem Abschiedsbrief nicht lügen würde.“
    Sie lächelte mitleidig. „Sie hat
damals sicher auch nicht geglaubt, dass er das Mädchen ermordet hatte. Mütter
glauben immer an das Beste in ihren Kindern, egal, was irgendwelche anderen Leute
sagen, selbst wenn es Beweise für ihre Schuld gibt.“
    „Ich weiß nicht. Mir gegenüber hat
sie nicht angedeutet, dass er an der Tat damals unschuldig
    war.“
    „Warum bist du hier, Timo? Du hast
vorhin gesagt, dass du meine Hilfe brauchst. Willst du mich nur aushorchen?“
    „Nein, ich brauche wirklich deine
Hilfe. Ich möchte Christopher entlasten.“
    Sie sah ihn erstaunt an. „Du?
Findest du nicht, dass das unsere Aufgabe ist?“
    „Christopher fühlte sich dadurch
nicht besonders sicher, findest du nicht?“
    „Völlig unbegründet. Ganz ehrlich,
dieser Selbstmordversuch kam für uns wie aus heiterem Himmel. Er hatte
überhaupt nicht den Eindruck gemacht, als ob ihm so etwas je in den Sinn gekommen
wäre. Ich weiß wirklich nicht, was ihn da geritten hat. Das Gefängnis muss für
ihn eine so schlimme Erfahrung gewesen sein, dass er sich lieber umbringt, als
dort wieder hingehen zu müssen. Dabei war die Wahrscheinlichkeit gleich null.
Es gibt nichts, was ihn mit dem ermordeten Mädchen in Verbindung bringt. Wir
haben ganz andere Spuren, viel bessere, denen wir nachgehen.“
    „Aber trotzdem wart ihr gleich am
Tag nach dem Mord bei ihm.“
    Das war es ja, was so an ihr nagte.
Hätte er auch
versucht, sich
um
zubringen, wenn sie ihn nicht aufgesucht hätten?
Trugen
sie wirklich eine Mitschuld an Tuchels Selbstmordversuch? Hätten sie es
verhindern können, indem sie ihm die Sorge nahmen, ihr Hauptverdächtiger zu
sein? Auf einmal schien es ihr so überflüssig, dass sie ihn überhaupt in ihre
Überlegungen einbezogen hatten.
    „Das stimmt.“ Sie sagte ihm nicht,
dass sie unter ungeheurem Druck gestanden hatten, weil sie zu dem Zeitpunkt
davon ausgehen mussten, dass irgendwo Merle Grothe war, die das nächste Opfer
hätte sein können.
    „Was ich mich frage, ist, wie ihr
eigentlich auf ihn gekommen seid. Ich meine, hat ihn irgendjemand gesehen?“
    „Nein. Ein Reporter hat uns auf ihn
aufmerksam gemacht.“
    Timo starrte sie an. „Der, der den
Artikel hier verfasst hat?“ Er griff in seine Hosentasche und holte den
Zeitungsbericht hervor, den Doreen schon fast auswendig kannte. Er knallte ihn
vor ihr auf den Tisch. „Lies das.“
    „Ich brauch das nicht zu lesen. Ich
kenne den Artikel.“
    „Und einen Tag, nach dem dieser
Bericht auftaucht, unternimmt Christopher einen Selbstmordversuch.“
    Ihr schwirrte der Kopf. Sie war
müde und machte sich selbst genug Vorwürfe deswegen. Warum ging er nicht
einfach? „Ich verstehe das alles nicht. Worauf willst du hinaus?“
    „Ich möchte, dass du mir hilfst,
die Unschuld meines Bruders zu beweisen.“
    „Was?
Ich hab dir doch schon gesagt, dass wir ihn
überhaupt nicht in Verdacht haben.

    „
Ich rede nicht von jetzt
, sondern von dem
Mord, für den er im Gefängnis saß.
Du hast doch Zugang zu alten Akten. Ehe ich
da etwas raus finde, können Wochen vergehen. Aber du? Du kommst doch überall
ran. Ich möchte wissen, was damals wirklich

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