Die Mädchen (German Edition)
getan
hatte.
Fünfzehntes Kapitel
Als Maggie am nächsten Morgen durch
das Klingeln des Weckers geweckt wurde, war Holger schon im Bad und sie konnte
hören, wie er sich rasierte. Sie war immer noch wütend und konnte sich deswegen
selbst nicht leiden. Sie wusste ja, dass ihr Mann sie niemals absichtlich versetzen
würde, aber es hatte sie verletzt, dass er nicht einmal mehr daran gedacht
hatte, dass sie einen gemeinsamen Termin hatten, obwohl sie ihn am Morgen noch
mal daran erinnert hatte. Nachdem er ihr vor einiger Zeit vorgeworfen hatte,
dass sie nicht aufmerksam genug gewesen war, was ihre Kinder betraf, wäre das
jetzt mal eine gute Gelegenheit für ihn gewesen, selbst ein wenig Anteil am
Familienleben zu nehmen. Sich an etwas zu beteiligen, das über das wöchentliche
gemeinsame Essen hinausging.
Seufzend schlug sie die Bettdecke
zurück. Sie hatte gar nicht mehr gehört, wie er ins Bett gekommen war.
Wahrscheinlich hatte er absichtlich gewartet, bis sie schlief, in der Hoffnung,
dass sie sich am Morgen wieder beruhigt hatte. Aber so leicht kam er ihr nicht
davon. Selbst wenn er viel zu tun hatte und der Fall seine ungeteilte
Aufmerksamkeit erforderte, konnte er ihr nicht weismachen, dass er sich nicht
für ein paar Stunden hätte loseisen können. Er hatte wieder mal bewiesen,
welchen Stellenwert seine Familie für ihn hatte und das enttäuschte sie.
Sie stand auf und warf sich
ihren Bademantel über, der an einem Haken an der Tür hing. Dann verließ sie das
Schlafzimmer und ging nach unten durch die Küche ins Bad. Auf dem Weg dorthin
stellte sie die Kaffeemaschine an, die sie schon am Abend zuvor vorbereitet
hatte.
Während sie unter der Dusche stand,
musste sie an das Gespräch mit Roman denken und es versetzte ihr einen Stich.
Sie hoffte wirklich, dass sie jetzt endlich seine ganzen Zweifel zerstreuen
konnte. Wenn sie das geahnt hätte, hätte sie ihm seine Bedenken schon viel
früher nehmen können, aber sie hätte es nie für möglich gehalten, dass ihre
Trennung, die so lange zurücklag, immer noch solchen Einfluss auf ihn hatte,
dass er tatsächlich fürchtete, eine Verlust des Kindes würde automatisch den
Verlust der Frau bedeuten.
Ein erster Verdacht hatte sie
letzte Woche bei ihrem Besuch bei Johanna beschlichen und dann im Krankenhaus
war es zur Gewissheit geworden. Er war wirklich geschockt gewesen, als sie ihm
ihre Sicht auf die Fehlgeburt und die darauffolgenden Trennung geschildert
hatte. Sie hatte ihm damit unendlich wehgetan, aber es gab keine andere
Möglichkeit. Sie musste ihm klarmachen, dass ihre Fehlgeburt mit dem Scheitern
ihrer Beziehung gar nichts zutun hatte, damit er mit seinen Ängsten nicht noch
seine Ehe gefährdete.
Gegen Ende waren sie dann
einigermaßen versöhnlich miteinander umgegangen, was sie ein bisschen beruhigt
hatte.
„Was soll ich also tun, deiner
Meinung nach?“ hatte er sie gefragt.
„Sei für Johanna da. Im Moment
versucht sie, Kraft für euch beide aufzubringen, weil sie spürt, dass du mehr
Angst hast als sie. Mach ihr klar, dass du der Stärkere bist, dass sie sich auf
dich verlassen kann. Und sag ihr nicht, dass ich hier war.“
Er hatte sie überrascht angesehen,
woraufhin sie genickt hatte. „Es macht doch keinen Sinn, alte Wunden
aufzureißen.“
„Da magst du Recht haben“, hatte er
nachdenklich gesagt. „Ich meine, sie weiß natürlich, dass wir mal ein Paar
waren, aber dass du auch von mir schwanger warst, hab ich ihr nie erzählt.“
„Dann muss sie das jetzt auch nicht
mehr erfahren.“
Er hatte sie gemustert. „Wie ist es
bei dir? Hast du Holger davon erzählt.“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Ich weiß auch nicht. Als ich ihn
kennen lernte, war es ja noch ziemlich frisch. Und eine Fehlgeburt ist ja nicht
gerade etwas, über das man gerne redet. Und später hatte es einfach keine Bedeutung
mehr. Ich fand, das hatte mit Holger und mir nichts zu tun.“
„Das heißt, du wirst ihm auch nicht
erzählen, dass du heute hier warst?“
Darüber hatte sie auch schon
nachgedacht. „Nein. Ich finde, das ist eine Sache zwischen dir und mir und da
soll es auch bleiben.“
Die Unterhaltung mit Roman hatte
auch ihr zugesetzt, sie hatte sie gezwungen, über Dinge nachzudenken, von denen
sie eigentlich nichts mehr wissen wollte, und sie musste sich fragen, ob das
ihre Reaktion letzte Nacht gegenüber Holger nicht auch beeinflusst hatte. War
sie da vielleicht nicht ganz fair zu ihm gewesen? Hätte sie auch derart
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