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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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selbst
sondern an seinem Bruder lag.

 
    Glen brachte ihn noch zur Tür und war keine Minute
später wieder im Wohnzimmer. „Willst du mir sagen, was hier eben los war?“
    Er sagte es ganz ruhig, ohne fordernden Unterton,
und
  signalisierte ihm damit, dass es für ihn in
Ordnung war, wenn er es nicht tat.
Philipp war ihm dafür dankbar.
    „Er hat mein Vertrauen missbraucht“, sagte er
nur
und er merkte, wie
ihm
Tränen in
die
A
ugen schossen.
Es waren weniger Tränen, weil er traurig war,
sondern aus Wut und Enttäuschung.
    Glen kam auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Er
ließ seinen Kopf an seine Brust s
i
nken
und atmete tief durch.

M
ehr würde Glen heute nicht erfahren. Er musste erst
einmal selbst herausfinden, was das

Outing
durch Gunnar für ihn bedeutete und wie er mit
dieser neuen Situation umgehen würde. Sein Bruder hatte Recht, dass es für
seine Eltern nicht mehr überraschend gekommen war
, aber nur, weil sie von ganz falschen Voraussetzungen
ausgegangen waren. Gunnar hatte ihm
mit seiner Indiskretion
die Möglichkeit genommen, ihnen
alles
aus seiner Sicht zu erklären
und er hatte auch verhindert
, dass sie ihre Fehler
aus der Vergangenheit
einräumen und sich bei ihm
entschuldigen konnten.
     
    „Du?“
    Doreen war mehr als überrascht,
Timo vor ihrer Tür sitzen zu sehen, als sie nach Hause kam.
    Er sprang auf. „Hallo. Endlich bist
du da. Ich hab seit Stunden auf dich gewartet. Ich muss unbedingt mit dir reden.“
    Und dachte er, dass sie das
interessierte? Also wirklich.
    „Du weißt schon, dass es fast halb zwölf ist, oder?

      Das Gespräch mit seiner Freundin neulich hatte ihr
gereicht. Sie hatte keine Lust auf weitere Komplikationen.
Und nach dem Essen bei Glen war ihr Bedarf an
Zwischenmenschlichem für diesen Tag
sowieso
mehr als gedeckt.
Sie war immer noch sauer. Als sie das vierte Gedeck
gesehen hatte, wäre sie am liebsten sofort wieder abgehauen, und das hätte sie
auch getan,
w
enn sie nicht so gut mit Glen
befreundet gewesen wäre
.
Sie wusste, dass er es nur gut meinte, ihr Abwechslung verschaffen wollte, und
nichts Böses dabei im Schilde geführt hatte.
Also hatte sie gute Miene zum bösen Spiel gemacht,
um beiden den Abend
nicht

zu versauen.
Aber sie hasste es,
für dumm verkauft zu werden
, und von einem Freund, ihrem
besten Freund, hatte sie eigentlich etwas anderes erwartet.
Dass Glen sich
im Vorwege
gar keine Gedanken gemacht hatte
, in welch peinliche Situation er
sie und Gunnar
bringen
würde,
ärgerte sie
maßlos
.
Der arme Junge hatte ja gar nicht gewusst, wie ihm
geschah und war von der Situation förmlich überrollt worden. Dass es dennoch
ein ganz netter Abend geworden war, änderte nichts daran, dass sie Glen am
liebsten unangespitzt in den Boden gerammt hätte.
    Die Heftigkeit ihrer Reaktion wunderte sie
jedoch
insgeheim schon ein wenig. Glen war sichtlich
erschrocken, dass sie sich so
u
nversöhnlich
gegeben hatte, aber sie war nicht bereit gewesen,
einzulenken.
Sie war
erwachsen und durchaus selbst in der Lage, sich einen Freund zu suchen. Okay,
im Moment lag das ein wenig auf Eis, aber es würden auch wied
er
bessere
Zeiten kommen. Jedenfalls brauchte sie keine
Freunde, die ihr irgendwelche Typen vorstellten, um sie miteinander zu
verkuppeln.
    Zugegeben, es hätte schlimmer kommen können.
Gunnar war, wenn auch klein und
dunkel
und dadurch
nicht ihr Beuteschema
,
wirklich nett. Es hatte sie keine Überwindung gekostet, sich mit ihm zu
unterhalten
. Sie waren
sogar ziemlich auf einer Wellenlänge, aber sie hatte immer im Hinterkopf, dass
er sich vielleicht mehr von diesem Treffen versprach, als sich jemals
daraus
entwickeln würde.
Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sie
bei ihrer Befragung vor ein paar Monaten angesehen hatte.
Selbst Roman war das aufgefallen
und hatte ihr gegenüber seine Witzchen über das Jüngelchen gemacht, das eindeutig Interesse an ihr gezeigt hatte.

Es war unfair von Glen und Philipp, den sie im
übrigen sofort in ihr Herz geschlossen hatte,
Gunnar Hoffnungen zu machen, die niemals erfüllt
werden würden.
Und s
ie hatten sie
damit
in eine Situation gebracht, in der sie sich später
womöglich rechtfertigen musste
, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte.
    Wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, war das
aber
nicht der einzige Grund für ihre
schlechte
Laune.

Sie hatte Glen und Philipp beobachtet, wie sie
miteinander umgingen, und das hatte sie berührt.
Aus jeder Äußerung, jeder Geste konnte sie

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