Die Mädchen (German Edition)
hinwerfe, würde ich meine andere Tochter auch noch
verlieren.“
„Im Ernst?“ Funke schien skeptisch.
„Wörtlich hat er gesagt, dass er
mich nächsten Montag erwartet, wenn ich meine andere Tochter behalten möchte.“
„Damit hat er aber nicht gesagt,
dass er für Sinas Tod verantwortlich ist.“
„Das nicht, aber er hat mir Judith
beschrieben, was heißt, dass er hier gewesen sein muss.“
Das machte Funke nachdenklich.
„Okay. Haben Sie seine Adresse?“
Sie gab sie ihm. „Wenn Sie jetzt
losfahren, erwischen Sie ihn in der Firma.“ Sie sagte ihnen, wo sie arbeitete.
Sie sah, wie Funke seinem jungen
Kollegen ein Zeichen gab. Sollten sie tatsächlich schon gehen?
„Wir werden Ihrem Hinweis
nachgehen, Frau Keller“, sagte er, während er sich erhob. „Aber das heißt
nicht, dass wir Ihre Tochter vom Haken lassen.“ Sollte heißen, er hatte ihr
Ablenkungsmanöver durchschaut.
„Eine andere Frage beschäftigt uns
noch“, meldete Behrend sich noch einmal zu Wort. „Ihre Freundin, Frau Ludwig,
hat uns gegenüber angedeutet, dass Ihr Schwager, wie soll ich es ausdrücken, na
ja, sich zu jungen Mädchen hingezogen fühlt.“
Almut schüttelte erstaunt den Kopf.
„Ole? Sie glauben, dass Ole Sina was angetan hat?“
„Das hab ich ja nicht gesagt. Ich
frage nur, ob Ihnen da vielleicht mal was aufgefallen ist.“
„Nein.“ Ihr Ton war so bestimmt,
wie sie davon überzeugt war.
„Und du?“
Judith sah ebenfalls überrascht
aus. „Nein. Ole ist immer nett und freundlich zu uns gewesen, aber mehr war da
nicht.“
„Wie kommt Ihre Freundin dann
darauf?“
Almut seufzte und sah Funke in die
Augen. „Ich weiß, dass Zoe nur helfen will, aber manchmal schießt sie dabei
übers Ziel hinaus.“ Sie musste wirklich mal ein ernstes Wort mit Zoe reden. Es
konnte ja wohl nicht angehen, dass sie durch ihre Indiskretion jetzt gezwungen
war, vor ihrer Tochter Dinge zu erzählen, die sie nichts angingen. „Birthe und
Ole hatten vor etwa einem Jahr ziemliche Probleme. Sie hatte ihn mit einem
jungen Mädchen aus der Nachbarschaft erwischt und war deshalb natürlich
ziemlich aufgelöst. Aber sie haben sich längst wieder zusammengerauft. Ich hab
Zoe das im Vertrauen erzählt und ich muss sagen, ich finde es ziemlich unfair,
dass sie das jetzt ausgräbt.“
„Das erklärt das natürlich“, sagte
Funke. „Wie alt war das Mädchen?“
„Sie war volljährig, wenn Sie das
meinen.“ Almut erhob sich ebenfalls. „Herr Funke, es wäre mir sehr lieb, wenn
Sie das für sich behalten könnten. Meine Schwester weiß nicht, dass ich Zoe davon
erzählt habe.“
„Versprechen kann ich Ihnen nichts,
aber im Moment sieht es so aus, als ob es nicht wichtig für uns wäre.“
„Danke. Ich begleite Sie noch zur
Tür.“
Funke winkte ab. „Bemühen Sie sich
nicht. Wir finden allein raus.“
„Warum hast du gelogen?“ fragte
sie, sobald die Haustür hinter den Männern ins Schloss gefallen war.
„Ich habe nicht gelogen. Bent
lügt.“
Almut schüttelte den Kopf. „Nein,
meine Liebe. Du bist es, die hier lügt.“
Judith machte sich gerade. „Ich
weiß nicht, was du meinst.“
Almut konnte nicht anders. Zu stark
waren die Zweifel, als dass sie sich zurückhalten konnte. „Judith, hast du
etwas mit Sinas Tod zu tun?“
„Was?“
„Bitte, Judith.Du musst es mir sagen. Ich werde dir
helfen, das verspreche ich dir. Aber ich muss wissen, was passiert ist.“
„Du bist verrückt.“
„Bitte...“
Judith ging in Richtung Treppe und
drehte sich auf dem Absatz noch einmal nach ihr um. „Nein, Mama, ich hab dir
gar nichts zu sagen. Schluck lieber ein paar Pillen, damit du dich wieder beruhigst.“
Judith hatte es fast nicht mehr
ausgehalten. Erst ihre Mutter und dann auch noch dieser fiese Hauptkommissar.
Konnten die sie nicht einfach in Ruhe lassen? War ja klar, dass der ihre Mutter
erst richtig auf Trab brachte. Sie hatte sich nicht anders zu helfen gewusst,
als frech zu werden. Sie ärgerte sich am meisten über sich selbst, dass sie so
nachlässig gewesen war, was ihre Ausreden betraf. Warum hatte sie nicht einfach
Nicole gebeten, ihr ein Alibi für den Nachmittag zu geben? Bent gegenüber hatte
sie ja sowieso behauptet, sie war bei ihr. Echt blöd. Aber im Moment hatte sie
Ruhe, das war immerhin schon etwas. Sie nahm ihr Handy und gab seine Nummer
ein, die sie mittlerweile auswendig konnte.
„Hallo“, sagte er.
„Ich bin’s.“
„Ich weiß. Na, was gibt’s?“
„Ich vermisse
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