Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
Vom Netzwerk:
dem Almut Keller arbeitete. Es war nach zehn und somit an sich
eine günstige Zeit, denn zwischen sieben und neun Uhr morgens ist die A 24 in
Richtung Hamburg Horn immer verstopft. Wenn man den Berufsverkehr vermeiden
wollte, musste man entweder vor sieben oder nach neun am Horner Kreisel sein.
Funke hatte geflucht, als sie bei der Abfahrt Jenfeld zum Stehen kamen.
    „Scheiße! Kannst du mir mal sagen,
warum wir hier immer noch alles verstopft ist? Wir hätten noch später fahren
sollen.“
    „Muss ich dich daran erinnern, dass
du eigentlich noch früher fahren wolltest?“
    Nein, musste er nicht, denn das
wusste er selbst. Er lenkte den Wagen nach links, um an seinem Vordermann
vorbei schauen zu können, aber zu sehen gab es nichts.
    „Dass es aber auch so gar nicht
vorangeht. Ein Unfall wird es doch wohl nicht sein.“
    „Im Verkehrsfunk haben sie nur von
Stau gesprochen. Das löst sich sicher auf, wenn wir an den Kreisel kommen.“
    „Wenn das so weitergeht, sind wir
da morgen früh noch nicht.“
    Behrend musste lachen.
    „Was ist so witzig?“
    „Wie du dich aufregst. Das könnte
ich sein. Aber irgendwie ist das komisch. Wenn ich dann Beifahrer bin, seh ich
das alles viel lockerer.“
    Das kannte er, nur war er selten
Beifahrer, weil er am liebsten selber fuhr und sich ungern auf die Fahrweise
anderer einließ. Mit anderen Worten, er war ein ganz miserabler Beifahrer und tötete
jedem Fahrer den letzten Nerv, indem er jede Aktion vom Beifahrersitz
kommentierte. Er hasste es, im Stau zu stehen. Solange es sich wenigstens ein
bisschen bewegte, ging es noch. Aber wenn er stand, war er kurz vorm
Ausflippen. Diese vertane Zeit machte ihn verrückt.
    „Ich glaub, da vorne fahren sie
schon wieder“, sagte Behrend, der auf seiner Seite versuchte, an den vor ihnen
stehenden Autos vorbei zu sehen. „Ja, es geht weiter.“
    Es stimmte und Funke atmete auf. Er
nestelte an seinem Hemdkragen herum. „Sag mal, ist es hier so stickig oder
kommt es mir nur so vor.“
    „Es ist schon ziemlich warm“, sagte
Behrend und ließ das Fenster hinunter.
    Sie bekamen soviel Fahrt, dass
Funke schon in den zweiten Gang schalten konnte. Seine Gedanken bewegten sich
weg von der Autobahn hin zu dem Mann, den sie befragen wollten.
    „Meinst du, er ist unser Mann?“
    „Willst du meine ehrliche Meinung
hören?“
    „Was ist das denn für eine Frage?“
    „Okay. Nein, ich glaube es nicht.
Erstens, er wohnt und arbeitet in Hamburg. Ich denke, er hatte schon genug
damit zu tun, Frau Keller hinterher zu spionieren, wenn er das denn tut. Da
glaube ich kaum, dass er noch genug Zeit hatte oder auch ortskundig genug war,
die Leiche in Masios Hütte abzuladen, um ihn zu belasten.“
    „Geschweige denn, dass er überhaupt
eine Ahnung hat, dass es eine Verbindung zwischen Sina und Masio gab.“
    Behrend nickte zustimmend. „Eben.
Und zweitens sehe ich kein Motiv.“
    „Der Frau zu schaden, die ihn
verletzt hat. Jetzt ist es aber ziemlich kalt.“
    Behrend ließ das Fenster hoch.
„Glaubst du das?“
    „Immerhin hat er gedroht, ihrer
anderen Tochter würde dasselbe passieren.“
    „Na ja, ganz so war das ja nicht.“
Behrend holte sein Notizbuch, das er immer bei sich trug, aus seiner
Jackentasche. „Lass mich nachlesen. Hier. Er hat Frau Keller gefragt, ob sie
ihre andere Tochter noch länger behalten möchte.“
    „Ist das nicht dasselbe?“
    Behrend dachte einen Moment darüber
nach. „Vielleicht. Aber man kann ihn damit weniger festnageln. Es ist die
vorsichtigere Variante.“
    „Und dass er sie beobachtet?“
    „Das ist eklig, aber beweist nicht,
dass er etwas mit dem Mord zu tun hat. Ich glaube eher, dass er Frau Keller nur
unter Druck setzen wollte und dabei ein wenig zu weit gegangen ist.“
    Ohne es zu merken, hatten sie den
Horner Kreisel erreicht und fuhren geradeaus Richtung Zentrum. Eine Zeitlang
schwiegen sie. Dann begann Behrend das Gespräch.
    „Wie geht es Maggie?“
    Wie zum Teufel kam er jetzt auf
seine Frau zu sprechen? „Gut. Warum fragst du?“
    „Verzeih mir bitte, wenn ich das
jetzt sage, aber ich fand, sie sah abgespannt aus, als ich sie neulich gesehen
habe.“
    Als er ihn abgeholt hatte. Zum
Glück war sein Wagen heute morgen fertig geworden, dass er nicht erneut auf
Hilfe angewiesen war. Er seufzte. „Sie macht sich ziemliche Sorgen um Vicky.“
    „Hat sich das noch nicht
normalisiert?“
    Würde es das jemals? „Nein. Sie hat
das Gefühl, Vicky schließt sie aus. Zu Recht. Mittlerweile gehen wir

Weitere Kostenlose Bücher