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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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wie er sein Gegenüber manipulieren konnte, um an
sein gewünschtes Ziel zu kommen. Nur weil er sagte, dass das Telefonat wichtig
war, musste er ihm das nicht ohne weiteres abkaufen.
    Waldow zeigte auf die Stühle um den
Glastisch. „Setzen Sie sich doch. Meine Sekretärin sagte mir, Sie sind von der
Mordkommission?“
    Funke stellte sie beide vor. „Wir
kommen zu Ihnen wegen des Mordes an Sina Keller.“
    Waldow nickte und machte dabei ein
betroffenes Gesicht. „Das hab ich mir gedacht. Ich hab natürlich schon davon
gehört. Die arme Almut. Das muss ja ganz schrecklich sein. Wie geht es ihr?“
    Alle Achtung. Der war mit allen
Wassern gewaschen. Kein Wunder, dass er in seinem Beruf erfolgreich war.
    „Nicht besonders. Aber das können
Sie sich sicher vorstellen.“
    Er nickte. „Ich hab ihr gesagt, sie
soll sich bloß keine Sorgen machen und so lange zu Hause bleiben, wie sie es
für nötig hält.“
    Es klang echt, aber Funke glaubte
ihm kein Wort. Okay, Almut Keller hatte versucht, von ihrer Tochter abzulenken,
aber die Telefonliste, die er angefordert hatte, sprach eine eindeutige Sprache.
    „Eben deshalb sind wir hier. Sie
haben ihr am Telefon noch etwas anderes gesagt.“
    Er blinzelte verwirrt. „Was meinen
Sie?“
    „Sie haben ihr gedroht.“
    Er riss die Augen auf. „Was? Ich
soll ihr gedroht haben?“ Er schüttelte den Kopf. „Da hat die gute Almut aber
etwas völlig missverstanden. Warum sollte ich das tun?“
    „Sie behauptet, weil Sie sie
wiederhaben wollen.“
    Er faltete die Hände und strich
bedächtig mit den Zeigefingern über seinen Nasenrücken. „Es stimmt, ich mag
Almut sehr. Und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte kein
Interesse mehr an ihr. Aber ich muss mich damit abfinden, dass sie jemand
anderen gefunden hat.“
    Der Kerl war gerissen, kein
Zweifel. „Und deshalb rufen Sie sie täglich mehrmals an?“
    „Ich wollte lediglich wissen, wie
es ihr geht.“
    Genau das hatte er befürchtet.
Jetzt stand es Aussage gegen Aussage und Almut Keller hatte keinen Beweis für
ihre Anschuldigungen.
    „Woher wissen Sie, dass Frau Keller
jemand anderen hat?“
    Da hatte Behrend besser aufgepasst
als er. Sichtlich überrascht, dass der junge Kollege ebenfalls Fragen stellte,
runzelte der Mann die Stirn und zuckte dann mit den Schultern.
    „Keine Ahnung. Sie muss es erwähnt
haben.“
    „Das hat sie nicht. Ist es nicht
vielmehr so, dass Sie Frau Keller nachstellen, sie beobachten und deshalb
wissen, dass sie sich mit jemandem trifft?“
    Er gab ein verächtliches Schnauben
von sich. „Was für ein Quatsch. Warum sollte ich das tun?“
    „Weil sie es nicht aushalten, dass
Ihre Ex einen anderen hat.“
    „Hören Sie, ich hab es nicht nötig,
mich hier von Ihnen beschuldigen zu lassen.“ Er war sauer und ließ es sie
spüren. „Ich habe nur eingewilligt, mich mit Ihnen zu unterhalten, weil ich
Almut helfen wollte. Aber so wie sich das hier entwickelt, glaube ich nicht,
dass ich Ihnen helfen kann. Auf Wiedersehen.“
    Er war aufgestanden und wies mit
der Hand in Richtung Tür. Funke hatte die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass
irgendetwas in Gange war, das er noch nicht durchschaut hatte und jetzt wusste
er es. Waldow hatte von Anfang an geplant, sie nach kurzer Zeit hinauszuwerfen.
Er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, ihnen etwas anzubieten, weil er nicht
vorgehabt hatte, sie länger als zehn Minuten in seinem Büro zu dulden. Er hatte
nur auf den geeigneten Augenblick gewartet, den Entrüsteten spielen zu können.
Okay, wenn er dann spielen wollte, konnte er es haben.
    Funke gab Behrend ein Zeichen
aufzustehen. „Wir haben sowieso nur noch eine Frage an Sie. Wo waren Sie am
Mittwochnachmittag zwischen halb zwei und sechs Uhr nachmittags?“
    „Fragen Sie mich allen Ernstes nach
einem Alibi?“ Er lachte ein freudloses Lachen. „Warum sollte ich Almuts Tochter
etwas antun?“
    „Das ist keine Antwort auf meine
Frage.“ Funke blieb hart.
    „Sie wollen eine Antwort? Hier
haben Sie sie. Verschwinden Sie sofort aus meinem Büro. Ich kenne meine Rechte.
Ich muss überhaupt nicht mit Ihnen reden.“
    Funke blieb ungerührt. „Wie schnell
man Ihre Fassade zum Bröckeln bringen kann, ist schon erstaunlich. Wenn ich
vorher unsicher war, wem ich glauben soll, bin ich jetzt davon überzeugt, dass
jedes Wort von Almut Keller die volle Wahrheit ist. Und glauben Sie mir, wir
kommen zurück und wir werden Ihnen nachweisen, dass Sie zur Tatzeit in Lübeck
gewesen

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