Die Mädchen (German Edition)
erst einmal lieber
nicht tun.“
Es würde Staub aufwirbeln und ihre
Kollegen würden dann vermutlich mitbekommen, dass sie private Ermittlungen
durchführte. Das konnte sie unmöglich riskieren. Es konnte sie ihren Job
kosten, wenn herauskam, dass sie vertrauliche Informationen mit einem
Zivilisten teilte.
„Wir sind da“, sagte sie und lenkte
ihren Wagen auf den Parkstreifen am Straßenrand. „Du bleibst im Auto.“
Er ließ seinen Gurt
zurückschnellen. „Keine Chance.“
Warum hatte sie das kommen sehen?
Sie seufzte. „Na schön. Aber du wirst schön ruhig sein.“
„Ich hab eine bessere Idee. Warum
lässt du mich nicht reden?“
„Weil ich die Polizistin bin?“
„Eben. Das musst du doch nicht
sein. Vielleicht ist es viel besser so, dann kann man dir später auch keinen
Strick draus drehen. Ich versuche, etwas über meinen Bruder herauszufinden und
du hilfst mir als meine Freundin.“
Sie starrte ihn an. „Du weißt
schon, dass ich nicht deine Freundin bin.“
Er winkte ab. „Was sagst du?“
Sie dachte nach. Sein Vorschlag war
gar nicht so dumm. Was sie in ihrer Freizeit machte, ging niemanden etwas an.
Und wenn sie Timo auf dessen Bitte hin begleitete, handelte sie nicht entgegen
ihrer Verpflichtung als Polizistin. Sicher, es war ein wenig an der Wahrheit
herumgedreht, aber so konnte es funktionieren.
„Okay. Aber vergiss nicht, dass die
Frau dir gar nichts sagen muss. Der Druck wäre natürlich größer, wenn ich mich
als Mitglied der Kriminalpolizei ausweisen könnte.“
„Ich weiß. Aber ich will nicht
schuld daran sein, dass du deinen Job verlierst. Ich bin dir unendlich dankbar,
was du für mich tust, und diese Schuld könnte ich nicht auf mich nehmen.“
Damit waren sie ausgestiegen. Jetzt
warteten sie, dass Frau Doerner sie hineinließ.
„Ja bitte?“
Scheiße. Gegensprechanlage. Bei der
Wohnanlage hatte Doreen fast damit gerechnet, aber für sie wäre es besser
gewesen, es gab keine. So konnte Frau Doerner sie an der Tür abwimmeln, ohne
dass es sie auch nur einen Schritt weiterbringen würde. Sie warf Timo einen
Blick zu, der die Achseln hob.
„Frau Doerner?“
„Ja?“ fragte sie zögerlich.
„Mein Name ist Timo Hansen. Ich
hätte Sie gern eine Minute gesprochen.“
Es kam, wie es kommen musste. „Ich
kenne Sie nicht.“
„Warten Sie bitte. Sie kennen aber
meinen Bruder, Christopher Tuchel.“
Schweigen. Hatte sie den Hörer oben
schon wieder eingehängt? Doreen wollte etwas sagen, aber Timo hielt die rechte
Hand hoch zum Zeichen, dass sie warten sollte.
„Warum sollte ich mit Ihnen reden?“
Timo grinste sie an. Er hatte sie.
„Weil ich dachte, ich rede erst mal mit Ihnen, bevor ich zur Polizei gehe.“
Doreen stieß ihm mit der Faust in
den Oberarm. War er bescheuert?
Das Summen der Tür ertönte. Sie
konnte es kaum fassen. Da hatte er mit seiner Masche doch tatsächlich Erfolg.
Mit der Polizei wollte die gute Frau nichts zu tun haben. Warum nicht? Hatte
sie etwas zu verbergen?
Sie betraten den gepflegte
Hausflur, der mit dunklem Teppichboden ausgelegt war und gingen die Treppe
hinauf in den ersten Stock, in dem Frau Doerners Wohnung sich auf der linken
Seite befand. Die etwas kräftiger gebaute Frau mit kurzem, rotem Haar stand
argwöhnisch im Türrahmen.
„Wer sind Sie?“
„Ich bin Timo Hansen, wie ich eben
schon sagte und das ist meine Freundin. Ich bin Christopher Tuchels Bruder.“
Doreen war froh, dass er sie nicht
namentlich vorstellte. Je länger sie inkognito blieb umso besser.
Die Frau machte große Augen. „Ich
wusste nicht, dass er einen Bruder hat.“
Timo ließ die Bemerkung unerwidert
und stand nur im Hausflur herum. Wieder führte es zum Erfolg. Doreen verkniff
sich ein Grinsen, das sich auf ihren Lippen breitmachen wollte. Sie hatte ihn
unterschätzt. Vielleicht konnte sie sich bei ihm noch etwas für ihre eigene
Ermittlungsarbeit abschauen.
„Kommen Sie herein“, sagte Frau
Doerner und ließ sie an sich vorbei. Sie schloss die Tür hinter ihnen und
drehte sich dann zu ihnen um. Die Arme vor der recht üppigen Brust verschränkt,
rührte sie sich nicht. Es war klar, dass sie sie nicht weiter hineinbitten
würde. Sie wollte sie wahrscheinlich nur vom Flur haben, damit ihre Nachbarn
nicht mitbekamen, dass bei ihr was los war. Sie war nicht sonderlich groß,
Doreen überragte sie um gut eine Kopflänge. Sie war nicht geschminkt, hatte
aber eine tolle Haut. Doreen konnte keine Unreinheiten erkennen und war richtig
neidisch. Mit
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