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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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ist?“
    Frau Keller drehte sich zu Behrend
um. „Marius meinte Judith."
    „Nicht“, sagte ihr Exmann.
    Sie drückte seine Hand. „Ist schon
gut. Sobald sie es lesen, werden sie ohnehin auf denselben Gedanken kommen.“
Sie seufzte und wandte sich wieder Funke zu. „Ich habe Ihnen noch etwas verschwiegen.“
    Sie erzählte von ihrem Fund in der
Mülltonne und Funke sprang auf. „Was? Wissen Sie, was das bedeutet?“
    „Dass Sina das Haus niemals lebend
verlassen hat“, sagte sie leise. „Ich weiß.“
    „Wie konnten Sie uns das
vorenthalten?“
    Sie hob abwehrend beide Hände. „Ich
weiß, dass das falsch war. Aber Sie müssen mich verstehen. Ich habe eine
Tochter verloren und ich war nicht bereit, auch meine andere Tochter zu verlieren.“
    Funke wusste genau, was sie meinte,
denn diese Verlustängste waren ja für ihn nicht neu. Aber alles Verständnis
änderte nichts daran, dass sie damit ihre Ermittlungen behindert hatte. Er
griff zum Hörer. „Wann haben Sie die Sachen gefunden?“
    „Vor ein paar Tagen.“
    Prima. „Ich werde jetzt die
Spurensicherung benachrichtigen, dass sie sich in Ihrem Haus umsehen kann. Ist
Ihre Tochter dort?“
    „Das nehme ich an“, sagte Frau
Keller. „Aber Sie haben doch jetzt mit Zoe eine andere Verdächtige, oder?“
    Funke hielt die rechte Hand hoch,
weil sich am anderen Ende Hauptkommissar Goll vom Erkennungsdienst meldete. Er
gab ihm die notwendigen Details und drückte anschließend das Gespräch weg.
    „Wenn Sie sich Sorgen
machen, dass Judith etwas mit dem Mord zu tun hat, kann ich Sie beruhigen. Sie
hat ein Alibi.“
    Er konnte förmlich sehen, wie
beiden ein Stein vom Herzen fiel.
        
    Doreen Siewers hatte während ihrer
Mittagspause einen Spaziergang gemacht und ihre Gedanken kreisen lassen. Dabei
landete sie irgendwie immer wieder bei Timo, sie konnte es nicht ändern. Er tat
ihr einfach leid. Da hatte er erfahren, dass es einen Bruder gab und dann fiel
der einem Mordversuch zum Opfer, von dem er sich niemals erholen würde. Die
Ärzte hatten Timo gesagt, dass Christophers Hirn zu lange ohne Sauerstoff
gewesen war, sodass er wahrscheinlich nicht aus dem Koma aufwachen würde. Und
selbst wenn, war sein Gehirn so geschädigt, dass er immer ein Pflegefall sein
würde. Timo würde somit nie die Chance bekommen, seinen Bruder richtig kennen
zu lernen. Grausam. Und dann diese Ungewissheit, was damals wirklich passiert
war. Nicht, dass sie einen Zweifel daran hatte, dass Christopher ein Mörder
war, aber es gab eben ein paar Ungereimtheiten, die Timo natürlich hoffen
ließen, dass sein Bruder unschuldig im Gefängnis gesessen hatte. Gern hätte sie
ihm dabei geholfen, diese Unsicherheit zu zerstreuen und so für sich zu einem
Abschluss zu kommen.
    Sie hielt einen Moment inne. Na, da
gab es womöglich doch eine Möglichkeit. Panowsky! Hatte er nicht davon
gesprochen, dass er mit Christophers damaliger Freundin Kontakt aufgenommen
hatte? Wenn sie mit ihr sprechen konnte, vielleicht würde sie dadurch mehr über
die Umstände erfahren, die zum Mord an Stella Panowsky geführt hatten. Ja, sie
musste mit Panowsky reden, wenn sie Timo helfen wollte, und das so schnell wie
möglich.
    Warum eigentlich nicht jetzt? Sie
warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie war seit einer halben Stunde in der
Pause. Wenn sie sich jetzt auf den Weg machte, war sie in zwanzig Minuten im
Gefängnis und vielleicht in anderthalb Stunden wieder zurück im Dienst. Roman
hatte den Nachmittag frei und sie war ohnehin nur dazu verdonnert, sich die
Akten noch mal vorzunehmen. Das konnte sie genauso gut gegen Abend erledigen.
    Kurz entschlossen griff sie zum
Telefon und wählte Funkes Nummer.
    „Thaler, Apparat Funke.“
    Entweder Funke sprach oder war
nicht an seinem Platz. Noch besser, dann brauchte sie ihn nicht anzulügen. Die
Thaler würde schon nichts bemerken, so gut kannte sie sie schließlich nicht.
    „Hallo Frau Thaler, Siewers hier.
Könnten Sie Herrn Funke ausrichten, ich bin beim Zahnarzt? Mir ist eben etwas
von einem Zahn abgebrochen.“
    „Ach herrje, kein Problem.“
    „Danke, Frau Thaler. Ich denke, ich
werde wohl gegen vier wieder da sein. Auf Wiederhören.“
    Sie drückte das Gespräch weg und
hatte es plötzlich ganz eilig.
    Etwa vierzig Minuten später, ein
bisschen länger als sie gedacht hatte, weil die Formalitäten sich etwas
hingezogen hatten, saß sie in dem Besucherraum der Vollzugsanstalt Lauerhof
Norman Panowsky gegenüber. Er wirkte längst nicht mehr so

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