Die Mädchen (German Edition)
aufgenommen haben.
Ich würde gern selbst mit ihr sprechen, damit ich mir ein genaueres Bild davon
machen kann, was damals passiert ist.“
„Sie raffen es nicht, oder? Tuchel
hat meine Schwester damals ermordet und daran wird sich nichts ändern, egal,
wie Sie es sich in Ihrem kranken Kopf hindrehen.“
Doreen sah ihre Felle davon
schwimmen. Wenn ihr nicht sofort etwas Passendes einfiel, ging sie ohne die
Adresse der Freundin nach Hause. Dann war der ganze Besuch umsonst gewesen. Und
was für Konsequenzen sich daraus für sie ergeben konnten, wenn Panowsky
plauderte, war noch gar nicht abzusehen. Ob Funke noch mal ein Einsehen haben
würde, dass sie erneut eigene Ermittlungen angestellt hatte, die mit ihrem Fall
nichts zu tun hatten, bezweifelte sie stark.
Sie folgte einer Eingebung. „Ich
kann verstehen, dass Sie verunsichert sind“, sagte sie mit leiser Stimme.
„Was?“
„Na ja, sollte ich herausfinden,
dass Tuchel womöglich tatsächlich unschuldig war, wäre Ihr Rachefeldzug völlig
unnötig gewesen und Sie säßen umsonst im Gefängnis.“
Jetzt hatte sie ihn und er wusste
es auch. „Tuchel war es. Darauf können Sie Gift nehmen.“
„Wenn Sie so sicher sind, warum
haben Sie dann solche Angst, mir zu helfen?“
Es war interessant, wie sich die
Machtverhältnisse während eines Gesprächs innerhalb weniger Augenblicke
verschieben konnten. Solange sie ihn um Informationen gebeten hatte, war er am
längeren Hebel und konnte sie am langen Arm verhungern lassen. Aber jetzt hatte
sie ihn bei seiner Ehre gepackt und er wollte ihr gegenüber nicht den Kürzeren
ziehen. Er hatte als Sieger aus ihrem Wortgefecht herausgehen wollen, sie
einfach wie ein dummes Schulmädchen ohne Antworten stehen lassen. Doch das
hatte sie ihm nun versaut. Wenn er jetzt den Raum verließ, kam das einer
erneuten Demütigung durch sie gleich. Es war klar, dass er sich das nicht von
ihr gefallen lassen wollte.
„Ich und Angst?“ fragte er mit
spöttischem Unterton. „Warum sollte ich Angst haben? Ihre Nachforschungen
stören mich nicht im Geringsten.“
„Wenn das so ist, warum sagen Sie
mir dann nicht einfach, wo ich diese Marina Schulze finden kann?“
Er starrte sie an. „Machen Sie
Witze?“
„Nein, wieso sollte ich? Ich will
mich mit ihr über ihre Aussage damals unterhalten.“
„Aber Sie wissen nicht, wo Sie sie
finden können?“
„Nein.“
Langsam machte sich ein Grinsen auf
seinem Gesicht breit und sie beschlich das untrügerische Gefühl, dass sie
gleich wieder als die Dumme dastehen würde.
„Ist das Ihr Ernst?“ Er stieß ein
lautes Lachen aus. „Das ist ja wirklich köstlich.“
Er wandte sich zum Gehen.
„Herr Panowsky“, rief sie ihm nach,
ohne eine Idee, was auf einmal so urkomisch sein sollte. „Sagen Sie mir die
Adresse.“
Er lachte erneut. „Und mir den Spaß
verderben?“ Er wandte sich ihr ein letztes Mal zu. „Auf keinen Fall. Dann
forschen Sie mal schön nach.“
Und mit diesen Worten ließ er sie
frustriert im Sprechzimmer zurück.
Roman Frohloff räumte die Reisetasche
seiner Frau
aus
, während sie ihn vom Bett aus beobachtete.
Sie waren vor ein paar Minuten aus
dem Krankenhaus gekommen und er war froh, dass er diesen Geruch
, der dort herrschte,
die nächsten Tage nicht mehr
ertragen musste.
„Ich hätte auch ein Taxi nehmen können“, sagte
Johanna
.
Sie hatte sich zunächst gestr
äubt, sich hinzulegen, aber er
hatte darauf bestanden
.
Er wollte kein Risiko eingehen,
auch wenn der Arzt ihm noch mal versichert hatte, dass er sich keine Sorgen machen
musste.
Schließlich
hatte sie nachgegeben
,
wenn sie ihm auch deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie es für
übertrieben hielt
.
Er legte die unbenutzten Slips in
die untere Schublade
ihre
s
Nachttisch
es
.
„Ich weiß, aber ich wollte dich selbst abholen.“
„Das ist lieb von dir, aber jetzt kannst du ruhig
wieder zum Dienst.
Ich
komm auch allein klar.“
„Ich hab mir den Nachmittag frei
genommen.“
„Im Ernst? Und Holger war einverstanden? Braucht er
im Moment
nicht jede Hand
?“
Er seufzte und setzte sich zu ihr auf das Bett. Er
griff nach ihrer Hand
,
führte sie zum Mund und küsste sie
.
„Er hatte kein Problem damit.
“
„Er ist ein sehr verständnisvoller Chef.“
Er stand wieder auf und stellte die Tasche in den
Schrank.
„Meistens ja.“
„Du weißt schon, dass ich auf
keinen Fall die nächsten Wochen im Bett bleiben werde.“
Das hatte er befürchtet. „Das ist mir klar.
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