Die Mädchen (German Edition)
nicht
seine Nichte um.“
Funke notierte auch bei beiden
Retzlaffs unwahrscheinlich. Einen Augenblick lang betrachteten sie dann
das Schaubild.
„Nicht mehr viele übrig“, seufzte
Glen schließlich.
„Gut“, sagte Funke und legte den
Stift beiseite. „Dann lasst uns jetzt mal überlegen, was es zu bedeuten hat,
dass Sinas Kleidung in der Mülltonne in der Garage war.“
„Ich denke, da gibt es nur die eine
Möglichkeit. Sie ist zu Hause ermordet worden. Dass der Täter ihre Kleidung später
zurückgebracht hat, halte ich für sehr unwahrscheinlich.“
Funke nickte Glen zu. „Das sehe ich
genauso.“
Doreen schlug sich mit der flachen
Hand vor die Stirn. „Kein Wunder, dass uns niemand aus der Nachbarschaft helfen
konnte, wo Sina hingegangen sein könnte. Wieso sind wir nicht früher darauf
gekommen?“
„Gute Frage“, meinte Funke. „Wir
sind eben immer davon ausgegangen, dass Sina etwas vorhatte, dass sie irgendwo
anders mit jemandem verabredet war.“
„Und stattdessen hat sie ihren
Mörder wahrscheinlich zu Hause empfangen.“
Glen sah nachdenklich von einem zum
anderen. „Ich glaube ja nach wie vor, dass sie sich ursprünglich nicht für zu
Hause verabredet hatte.“
„Warum?“ fragten beide wie aus
einem Mund.
„Weil sie doch immer damit rechnen
musste, dass da jemand reinschneit. Ihre Schwester oder ihre Tante zum
Beispiel. Außerdem hätte sie dann doch Masio viel früher abgesagt und nicht
erst, als sie eigentlich schon mitten in ihrer Show gewesen wäre. Ich glaube,
sie hatte eine Verabredung nach der Show.“
Doreen nickte langsam. „Also war
der Besuch zu Hause doch überraschend.“
„Ja, das denke ich. Ihre Schwester
verlässt das Haus gegen halb zwei. Kurz danach will Sina los, weil ihre Show um
halb drei anfängt. Aber irgendjemand hält sie zu Hause fest, sodass sie nicht
unbemerkt an Bent eine Nachricht schicken kann, dass sie nicht kommt.“
„Das schafft sie erst später.“
„Wahrscheinlich in einem
unbeobachteten Augenblick.“
„Ich denke da was ganz anderes“,
mischte Funke sich ein. „Wer sagt denn, dass Sina die SMS geschickt haben
muss?“
„Sie meinen, sie kam vom Täter?“
Glen zog die Stirn kraus. „Die
Sache hat nur einen Haken. Der Täter müsste dann gewusst haben, dass Sina
eigentlich mit Masio verabredet war.“
„Nicht unbedingt. Wenn Masio ihr
selbst eine SMS geschickt hat, um zu fragen, wo sie bleibt...“
„Dann kann der Täter einfach
geantwortet haben“, vollendete Doreen Funkes Gedanken. „Dann sollten wir Masio
danach fragen.“
Funke griff zum Telefonhörer und
wählte eine Nummer. „Das brauchen wir vielleicht gar nicht. Goll? Funke hier.
Sagt mal, ist das Handy von Sina bei den Sachen gefunden worden?...Ja?... Dann
überprüf doch bitte mal die eingegangenen Nachrichten...Ja....Aha...Ja, das
passt. Liest du sie vor bitte?...Okay, danke dir.“
Er legte den Hörer beiseite. „Masio
hatte ihr tatsächlich eine SMS geschickt. Um zwanzig Minuten vor drei.“
„Also war Sina vermutlich zu dem
Zeitpunkt schon tot.“ Doreen nahm einen Stift und schrieb 14.40 Uhr neben Sinas
Namen auf den Bogen am Flipchart.
„Wo wir gerade bei der Zeit sind“,
sagte Glen. „Holger, kannst du noch mal nachsehen, was die Wrede über ihre
angebliche Verabredung mit Sina gesagt hat?“
Funke nahm sich die Akte vor und
blätterte darin herum. „Ach hier.“ Er las leise, während er dazu die Lippen
bewegte, bis er die entsprechende Stelle gefunden hatte. „Sie war um 14.30 Uhr
mit ihr verabredet.“
„Dann hab ich mich doch nicht
getäuscht. Wie konnte Sina sich mit ihr um diese Zeit verabreden, wenn sie doch
eigentlich ihre Show hatte?“
„Du hast Recht.“ Funke war
sichtlich verblüfft. „Also hat die Wrede gelogen.“
Siewers schrieb ihren Namen unter
denen der Retzlaffs. „Wir sollten der Dame morgen noch mal einen Besuch
abstatten. Steht eigentlich etwas über sie im Tagebuch?“
„Nicht in den letzten zwei Wochen.“
„Haben wir dann nicht schon den
Beweis, dass die Wrede gelogen hat? Hätte Sina nicht etwas von dem Termin
geschrieben, wenn es ihn tatsächlich gegeben hätte?“
„Das mag sein“, sagte Funke. „Aber
die Wrede hat gesagt, dass sie die Verabredung erst am Morgen getroffen hatten
und Sinas Eintragungen enden bereits einen Tag vor ihrem Tod.“ Er erzählte
Doreen von Sinas Streit mit ihrer Tante. „Deshalb hat sie das Tagebuch
versteckt und wahrscheinlich auch nichts mehr
Weitere Kostenlose Bücher