Die Mädchen (German Edition)
du nicht, dass Funke irgendwann davon die
Schnauze voll hat?“
Funkes Eintreten hinderte Doreen an
einer Antwort. „Sie sind noch hier, Siewers?“ sagte er erstaunt.
„Ich habe mir noch mal Tuchels Akte
angesehen.“
Funke hängte seine Jacke in den
Schrank. „Der Mann lässt Sie nicht los, was?“
„Nein. Ich mach mir immer noch
Vorwürfe.“
Das war mit Sicherheit so und dass
Tuchel Timos Halbbruder war, machte es für sie noch schlimmer, aber Glen war
davon überzeugt, dass es da noch etwas anderes gab, warum sie sich so mit dem
alten Fall beschäftigte und er würde das noch an diesem Abend aus ihr
herausholen, sobald sie allein waren. Da
rauf
konnte sie Gift drauf nehmen.
Funke nickte mitfühlend. „Ich kenne
das. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass keine Worte diese Schuldgefühle
wegreden können. Aber Sie wissen hoffentlich auch, dass Sie das nicht weiterbringen
wird. Was geschehen ist, können Sie nicht rückgängig machen.“
„Ich weiß“, sagte Doreen, ihre
Stimme nicht mehr als ein Flüstern.
„Wollen Sie mit uns noch ein
bisschen fachsimpeln?“
„Gern.“ Sie legte die Akte auf den
Schreibtisch und stellte sich mit Funke und Glen vor den Flipchart. „Wo fangen
wir an?“
Funke blätterte ein paar Seiten
zurück. „Hier.“
Sie studierten ihre letzte Sammlung
von Verdächtigen und Alibis. „Masio und Judith können wir streichen“, begann
Funke und tat genau das. „Tuchel ebenfalls.“
„Was ist mit den Müllers?“ fragte
Glen.
Doreen runzelte die Stirn. „Ich
weiß nicht. Frau Müller hat so getan, als ob sie über die Autofahrt von Sina
und ihrem Mann Bescheid wusste, aber ich hatte den Eindruck, dass sie nur so
getan hat, um uns zu zeigen, wie offen sie und ihr Mann miteinander umgehen.“
„Das würde heißen, dass sie kein
Motiv hatte, weil sie Sina Keller gar nicht kannte.“
Doreen stimmte Funke zu. „So würde
ich das sehen. Ihr Mann hat aber immer noch kein Alibi.“
„Aber auch kein richtiges Motiv“,
gab Glen zu bedenken.
„Da bin ich nicht so sicher. Roman
und ich waren doch bei Merle und da hat sie gesagt, dass Rouven die Website
kennt.“
Funke nickte. „Und da könnte es
sein, dass Herr Müller die Seite ebenfalls kennt.“
Er unterstrich den Namen Lars
Müller und schrieb neben Marina Müller unwahrscheinlich hin.
„Retzlaff?“ warf er anschließend in
die Runde.
„Ich weiß nicht“, meinte Doreen.
„Das Alibi seiner Frau ist vielleicht nicht zwingend, aber glaubt ihr, dass sie
ihn schützen würde, wenn er der Mörder ihrer Nichte wäre?“
Da war was dran. Glen überlegte
eine Weile. „Vielleicht denkt sie ja, dass es um etwas anderes geht. Wir wissen
ja nicht, was er ihr erzählt hat.“
„Ich bin da eher auf Siewers’
Seite“, sagte Funke. „Warum sollte er seine Nichte aus heiterem Himmel ermorden?
Im Tagebuch gibt es keinen einzigen Hinweis darauf, dass er sich ihr auf
irgendeine Weise genähert hat. Im Gegenteil, sie schreibt, dass sie behaupten
wollte, er hätte sie angefasst, wenn er ihren Eltern von der Website erzählt,
obwohl nie etwas vorgefallen ist.“
So schnell gab Glen sich nicht
geschlagen. „Allerdings ist es schon komisch, dass er uns nichts davon erzählt
hat, oder findet ihr nicht? Und wie ist er überhaupt an die Website gekommen?
Ich meine, er scheint der einzige zu sein, der davon gewusst hat.“
„Ich kann schon verstehen, dass er
lieber den Mund gehalten hat.“ Doreen zuckte mit den Achseln. „Wahrscheinlich
wollte er genau solche Fragen vermeiden. Ich denke nicht, dass seine Frau
begeistert wäre, wenn sie wüsste, was er da so im Internet treibt.“
„Sie meinen, die Ludwig lag doch
nicht so falsch und Retzlaff hat tatsächlich Interesse an jungen Mädchen?“
„Sieht doch wohl ganz danach aus.“
„Wenn du das so sagst, hat er
vielleicht doch ein Motiv.“
Doreen blieb skeptisch. „Damit Sina
seiner Frau nichts erzählt? Glaub ich nicht. Das hätte ja das Ende für ihren
Nebenverdienst bedeutet.“
„Apropos Birthe. An der lässt Sina
kein gutes Haar.“
Doreen warf Funke einen Blick zu.
„Inwiefern?“
„Es ist eigentlich, wie Birthe uns
erzählt hat. Seit sie erfahren hatte, dass sie Geld von Keller bekam, konnte
Sina sie nicht mehr sehen. Sie hat regelrechte Hasstiraden losgelassen.“
„Also könnte es umgekehrt sein? Er
gibt seiner Frau ein Alibi?“
Glen entging ihre Skepsis nicht.
„Nein. Kann ich mir auch nicht vorstellen. Deshalb bringt man sicherlich
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