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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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doch gar nicht nötig, weil sie einen
viel erfahreneren Fisch an der Angel hatte, der ihr außerdem auch etwas bieten
konnte, im Gegensatz zu dem Baby, das immer noch mit Taschengeld auskommen musste
und hundertprozentig sexuell unerfahren war.
    Der Mann, mit dem sie sich
regelmäßig traf, war kein Adonis, aber er gefiel ihr und das inzwischen über
Monate andauernde Geplänkel war für sie ungeheuer amüsant, vor allem weil er
sichtlich keine Ahnung hatte, worauf er sich da eingelassen hatte. Sie hatte es
bislang nicht besonders ernst genommen, es als ein vergnügliches Spiel nebenbei
gesehen, aber vielleicht war es jetzt an der Zeit, dem ganzen eine
entscheidende Wende zu geben. Gerade nach dem Desaster mit der Website musste
sie sich um andere Einnahmequellen kümmern und wenn sie es richtig anstellte,
konnte hier etwas für sie herausspringen.
    Seit sie mit der Website angefangen
hatte, hatte sie gelernt, wie sie Männer packen konnte, denn dort sagten ihr
diese, was sie aufgeilte und sie lernte schnell. Mittlerweile wusste sie, dass
sie nur auf eine ganz bestimmte Weise zu gucken brauchte, um ihre
Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie konnte es in ihren Augen lesen, wenn sie scharf
auf sie waren. Um sie nicht zu verschrecken, legte sie es darauf an, älter zu
wirken als sie war und hatte damit Erfolg. Zwei Schüler aus der letzten
Jahrgangsstufe hatten sich nacheinander auf sie eingelassen und mit Entsetzen
danach ihr Alter zur Kenntnis genommen und sie anschließend sofort gemieden.
Beide hatten ihr nichts bedeutet, aber fallen gelassen zu werden hatte ihr
nicht gefallen, weil sie gern selbst die Fäden in der Hand hielt, wie sie es
von dem Job vor der Webcam gewohnt war. Sie hatte überlegt, wie sie es ihnen
heimzahlen konnte, aber allein ihre Gesichter zu sehen, wenn sie ihr in der
Schule begegneten, immer voller Angst, jemand könnte etwas mitbekommen, dass
sie sich mit einer damals Dreizehnjährigen eingelassen hatten, war Genugtuung
genug.
    Bei einem Kollegen ihres Vaters war
sie anders vorgegangen. Hätte ihr Vater davon gewusst, er wäre völlig
ausgeflippt. Sie hatte ihm etwas in seinem Büro vorbeigebracht, als ihr
besagter Kollege auf dem Gang begegnete. Er war mindestens so alt wie ihr
Vater, aber ziemlich gutaussehend, dabei war sie schon wählerisch, und der
Blick, den er ihr zuwarf, sagte ihr alles. Er hatte keine Ahnung, wer sie war
und bei der gemeinsamen Fahrt im Aufzug hatten sie sich knutschend aufeinandergestürzt.
Nach drei Treffen hatte sie dann die Bombe platzen lassen, wen genau er sich da
ins Bett geholt hatte und er war mehr als bereit, ihr monatlich einen gewissen
Betrag für ihr Schweigen zur Verfügung zu stellen. Es war nicht viel, sie
wollte ihn ja nicht ausnehmen, aber es war eine nette Ergänzung zum Taschengeld
und im Moment ihre einzige zusätzliche Einnahme.
    Ein Blick auf ihr momentanes Opfer
hatte genügt, um zu wissen, dass er auf sie anspringen würde. Er war genau der
Typ dafür und seine Blicke waren ihr nicht entgangen. Sie hatte es darauf angelegt,
mit ihm ein wenig von weitem zu flirten, und er hatte angebissen. Er hatte eine
allgemeine Floskel in den Raum geworfen, sie dabei aber nicht aus den Augen
gelassen, sodass klar war, dass es auf sie gemünzt war. Aber sie war nicht
dumm. Sie wusste um seine prekäre Situation und dass er seine Existenz nicht
leichtfertig aufs Spiel setzen würde. Anders als der Kollege ihres Vaters
wusste er genau, wen er da vor sich hatte. Es würde also ein wenig mehr
Fingerspitzengefühl von ihrer Seite erfordern, ihn genau dort hin zu bekommen,
wo sie ihn haben wollte.
    Daher ließ sie eine geraume Zeit
verstreichen, bis sie ihn unter vier Augen abfing, aber von dem Zeitpunkt an
war ihr alles klar. Er hatte sich zwar bedeckt gehalten, doch sie konnte er
nicht täuschen. Er war scharf auf sie, hatte aber Skrupel das zu zeigen, weil
er Angst hatte, dass sie zurückschrecken würde. Da kannte er sie schlecht, doch
sie würde den Teufel tun, ihn das merken zu lassen. Instinktiv wusste sie, dass
er nur so weit gehen würde, wie sie bereit war, das zuzulassen, und sie stieg
darauf ein, innerlich oft kurz davor über seine Unbeholfenheit zu lachen. Es
machte ihr ungeheuren Spaß, ihm das kleine Mädchen vorzuspielen, das noch so
unerfahren ist, dass es nach einem Kuss völlig durcheinander ist oder das
keinen Sekt verträgt.  
    Seine erste große Feuertaufe
bestand er mit Bravour. Sie hatte den Fehler gemacht und Jackie in die Wohnung
bestellt,

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