Die Mädchen (German Edition)
ihr?
„Das war Jacqueline Tarnats
Mutter“, sagte Frohloff zu Doreen, die neben ihm im Fahrstuhl stand. Auf ihren
fragenden Blick hin erklärte er ihr, was die Frau gewollt hatte.
„Sie meint, ein Lehrer hat Merle
dabei geholfen?“
„Ja. Sie sagt, es würde niemand
sonst an die Fächer der anderen Lehrer kommen können.“
Sie hatten nicht gerade einen
erfolgreichen Vormittag hinter sich gebracht, ihn sozusagen mit Hin- und
Herfahren verplempert. In der ersten großen Pause hatten sie Rouven Müller zu
sich in einen unbesetzten Klassenraum bringen lassen, um ihn nach der Website
zu fragen. Er hatte gleich zugegeben, dass er sie kannte und behauptet, er
hätte die Adresse von einem Kumpel bekommen, dessen Namen er aber nicht
verraten wollte. Sie hatten verzichtet, weiter in ihn zu dringen. Das konnten
sie immer noch tun, wenn es denn wirklich notwendig würde.
Zufälligerweise trafen sie seine
beiden Eltern zu Hause an, - arbeitete denn heutzutage keiner mehr? -, die
ihrerseits so taten, als ob sie das erste Mal von der Website hörten. Frohloff
wusste instinktiv, dass sie logen, aber wie sollten sie ihnen das beweisen? Und
mussten sie das überhaupt? Er glaubte ohnehin nicht, dass die Familie in den
Mord verwickelt war, weil er beim besten Willen kein Motiv sehen konnte.
Anschließend hatten sie sich an der
Wrede die Zähne ausgebissen. Sie schwor Stein und Bein, dass ihre Behauptung
von der Verabredung mit Sina der Wahrheit entsprach.
„Aber Sina hätte sich niemals zu
der von Ihnen angegebenen Zeit mit Ihnen verabredet, weil sie zu der Zeit ihre
Show auf der Website hatte.“
Janine Wrede hatte Frohloff
angesehen und nur mit den Schultern gezuckt. „Was glauben Sie eigentlich? Dass
ich wegen eines bisschen Schmucks die Tochter meines Lebensgefährten töte?“
Das nun gerade nicht. „Na ja, in
Sinas Tagebuch steht nichts von irgendwelchem Schmuck. Sie sind angeblich
ausgerastet, nachdem Sina sie eine Nutte genannt hatte.“
Frohloff hatte es genossen, zu
sehen, wie der Wrede fast die Augen aus dem Kopf gequollen waren. „Sie hatte
ein Tagebuch?“
„Ja.“ Interessant, dass ihr
Lebensgefährte es nicht für nötig gehalten hatte, ihr dieses Detail zu
berichten. Dunkle Wolken im Paradies?
„Dann müsste doch unser Termin
drinstehen.“
„Nein.“
Zu der Sache mit dem Schmuck wollte
sie wohl nichts sagen.
„Wollen Sie uns nicht sagen, was
wirklich passiert ist?“ versuchte er es.
Sie starrte ihn an. „Sie geben
nicht auf, oder? Ich hatte eine Verabredung mit Sina und ich war auch in dem
Café.“
„In dem sich niemand an Sie
erinnern kann“, gab Doreen zu bedenken.
Die Wrede seufzte, so als ob sie
mit einem dreijährigen Kind sprach, das einfach nicht verstehen wollte, was sie
ihm erzählte.
„Hören Sie. Ich war in dem
Café. Von halb drei bis halb vier oder ein bisschen länger hab ich dort auf sie
gewartet, aber sie kam nicht.“
Sie runzelte die Stirn. „Vielleicht
hat sie das ja absichtlich gemacht. Mich dorthin bestellt, um mich zu ärgern.
Schon mal darüber nachgedacht? Passen würde es jedenfalls zu ihr.“
Es war sinnlos. Ihr war einfach
nicht beizukommen. Und Frohloff musste
außerdem
vor sich selbst
zugeben,
dass ihre Argumentation etwas für sich hatte. Sie in diesem Café auf sich warten
zu lassen, einfach aus Bosheit,
weil
sie in Wahrheit nie vorgehabt hatte, sich mit
der Frau
zu treffen, um sich zu einigen
,
ja, das wäre Sina durchaus
zuzutrauen gewesen, nach dem was sie von ihr wussten.
Ziemlich
unverrichteter Dinge hatten sie sich auf dem Weg zurück ins BH gemacht und nach
all dem Mist war das hier jetzt also vielleicht endlich ein Durchbruch.
„Wenn das stimmt, ist es klar, dass
Merle sich nicht verraten möchte. Sie kann es gar nicht tun, ohne dass sie den
Lehrer mit hineinzieht.“
„Hineinzieht?“ fragte Frohloff. „Für
mich ist er mittendrin. Ich wette, dass Merle die Nacht zum letzten Donnerstag
bei ihm gewesen ist.“
Doreen schüttelte sich. „Sind wir
hier nur von Kinderschändern umgeben? Eklig. Da krieg ich ne Gänsehaut.“ Der
Fahrstuhl hielt im siebten Stockwerk und sie stiegen aus. „Aber das heißt immer
noch nicht, dass der Mann etwas mit dem Mord zu tun hat.“
Frohloff nickte grimmig. „Wohl
nicht. Aber vielleicht können wir dafür sorgen, dass er nicht mehr
unterrichtet.“
„Wenn es denn ein er ist.“
Daran hatte er noch gar nicht
gedacht. „Du meinst, es könnte auch eine Frau sein?“
Doreen zuckte mit den
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