Die Mädchen (German Edition)
einem Stück nach Hause
kommen.“
„Reg dich ab.“
Funke ignorierte ihn. „Ich denke,
die Retzlaff ist rüber, um Sina was zu essen zu machen oder vielleicht um noch
mal in ihren Sachen rumzuwühlen.“
„Und dabei hat sie die Leiche
entdeckt.“
„Ja.“ Er nickte Siewers zu. „Sie
denkt, ihr Mann hat das Mädchen ermordet und versucht daraufhin, alle Spuren zu
verwischen.“
„Aber warum kommt sie sofort auf
ihren Mann?“
Funke bedachte Behrend mit einem
Seitenblick. „Keine Ahnung. Vielleicht gab es da doch immer irgendwelche
Geschichten mit ihm und Minderjährigen. Vielleicht hat Sina bei dem Streit mit
ihr
am Tag vorher
ja
auch irgendeine Bemerkung in der Richtung gemacht. Jedenfalls hat sie sofort
alles Mögliche unternommen, um alle Spuren zu verwischen.“
„Und da kam ihr Masio als
Sündenbock gerade recht“, sagte Roman.
„Genau.“ Funke nickte grimmig. „Ich
kann mich noch an ihre Reaktion erinnern, dass die Leiche auf dem Friedhof
gefunden wurde.
Sie war völlig
überrascht
und hat
gleich danach gefragt
,
ob wir das für den Tatort halten.
Das hat ihren Plan natürlich
ziemlich durcheinander gebracht.“
„Wie hat sie die Leiche entsorgt
und warum ist sie dabei nicht gesehen worden?“
„Keine Ahnung.“
„Aber ich“, ließ Behrend sich
vernehmen. „Erinnerst du dich an die Garage bei den Kellers? Da gibt es einen
Durchgang zum Haus. Sie ist einfach mit ihrem Wagen in die Garage gefahren und
hat die Leiche reingepackt.“
„Wir können von Glück sagen, dass
Waldow an dem Tag dort war“, sagte Roman. „Wer weiß, ob wir sonst jemals einen
Hinweis bekommen hätten, dass Birthe in dem Haus war. Ich meine, es war ja
normal, dass sie dort ein- und ausging, vielleicht fuhr sie auch häufiger mit
ihrem Wagen in die Garage. Keiner der Nachbarn hätte uns erzählt, dass er sie
gesehen hat, weil es nicht ungewöhnlich war.“
„Das stimmt wohl.“ Funke nickte ihm
zu.
Ein Handyklingeln ertönte vom
Rücksitz und er sah, wie Siewers in ihre Jackentasche griff. Sie warf einen
Blick auf das Display und wurde rot. „Entschuldigung“, sagte sie in seine
Richtung und ging ran. „Ja?…Du, es passt im Moment nicht so gut. Kann ich
dich…Aha…Was? Ja, das sagt mir was…Ich ruf dich zurück. Tschüß.“
Sie drückte das Gespräch weg und
sah aufgeregt in die Runde. „Das war mein Freund, Sie wissen schon, Tuchels
Halbbruder. Frau Tuchel hat ihm von Christophers damaliger Freundin erzählt.
Einer gewissen Marina Schulze.“
Funke verzog das Gesicht. „Ja und?
Was hat das mit unserem Fall zu tun?“
„Sie hat ihm erzählt, dass das
Mädchen keine Eltern mehr hatte, bei ihrer Schwester aufgewachsen war und einen
Schwager hatte, der Zahnarzt war.“
Funke verstand sofort. „Sie meinen
,
Birthe Retzlaff war Tuchels
damalige Freundin?“
„Scheiße“, entfuhr es Roman. „Was
hat das jetzt wieder zu bedeuten?“
„Wir sind da“, rief Behrend, lenkte
den Wagen an den Straßenrand neben dem Block, in dem Ole und Birthe Retzlaff
ihre Wohnung hatten und schaltete den Motor aus.
Funke ließ seinen Gurt
zurückschnellen und riss die Tür auf. „Los, kommt. Lasst uns den beiden mal
ordentlich einheizen.“
Er lief voran, fand den
Klingelknopf und läutete Sturm. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis der Summer
ertönte und sie hineinließ. Sie eilten nacheinander die Treppe in den ersten
Stock hinauf und fanden dort einen sichtlich erstaunten Ole Retzlaff vor.
„Ich bin eigentlich auf dem
Sprung.“
„Das muss warten“, sagte Funke
entschlossen. „Wir dürfen doch?“ fragte er und schob sich an ihm vorbei, ohne
seine Antwort abzuwarten.
„Also schön, worum geht es?“ fragte
Retzlaff, nachdem sie alle in seinem Flur standen und er
d
s ie Tür geschlossen hatte. „Es scheint
ja wichtig zu sein, wenn Sie hier gleich zu viert auflaufen.“
Funke hörte die Ironie heraus, aber
ihm fiel noch etwas anderes auf. Retzlaff war nervös. Er hatte einen unsteten
Blick und seine rechte Hand fuhr unablässig an seinem Oberschenkel auf und ab.
„Kommissar Behrend kennen Sie ja
schon“, begann er. „Und das sind Oberkommissar Frohloff und Kommissarin
Siewers. Herr Retzlaff, wir sind noch einmal wegen Ihres Alibis hier. Sie hatten
uns gesagt, dass Sie den Mittwochnachmittag letzte Woche gemeinsam mit Ihrer
Frau verbracht haben.“
„Ja.“ Bildete er es sich ein oder
kam die Antwort wirklich etwas zögerlich?
„Wenn das so ist, wie erklären Sie
es sich dann, dass
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